28. August 2017 | 13:59 Uhr

2017082816728.jpg © APA/AFP/THOMAS B. SHEA

Und bedrohte Louisiana

Sturm Harvey stürzte Houston ins Chaos

30.000 Menschen in Notunterkünften erwartet. Kein Ende des Regens in Sicht.

Sturm "Harvey" hat die US-Millionenmetropole Houston und andere Orte in Texas ins Chaos gestürzt. Straßen wurden überflutet, Krankenhäuser und Flughäfen mussten schließen. Das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) der USA sprach von beispiellosen Überschwemmungen. "Harvey" soll in den nächsten Tagen erneut an Stärke zunehmen. Auch für Texas' Nachbarstaat Louisiana wurde der Katastrophenfall ausgerufen.

Derzeit bewege sich der Sturm nur sehr langsam vom Fleck, teilte das NHC mit. Er treibe Richtung Meer, werde aber voraussichtlich Mitte der Woche zurückkehren und noch mehr Regen mit sich bringen. Zuvor hatte das Hurrikanzentrum bereits erklärt, die Auswirkungen des Sturms seien "beispiellos" und überstiegen "alle Erwartungen".

Entwicklung "schwer vorherzusagen"

Der Chef des Nationalen Wetterdienstes, Louis Uccellini, sagte bei einer Pressekonferenz in Washington, die weitere Entwicklung des Sturms sei "schwer vorherzusagen". Die Überschwemmungen würden ihren Höhepunkt vermutlich am Dienstag oder Mittwoch erreichen.

Die US-Katastrophenschutzbehörde Fema erklärte, voraussichtlich müssten mehr als 30.000 Flutopfer in Notunterkünften untergebracht werden. Fema-Chef Brock Long sprach von einem Unwetter historischen Ausmaßes.

"Harvey" könnte den Voraussagen zufolge weiter ostwärts und ins Landesinnere ziehen. US-Präsident Donald Trump rief am Montag auch für den an Texas angrenzenden Bundesstaat Louisiana den Katastrophenfall aus. Damit können Bundesmittel zur Behebung der zu erwartenden Sturmschäden freigegeben werden. Am Wochenende hatte der US-Präsident bereits den Katastrophenfall für Texas ausgerufen.

Krankenhäuser evakuiert

Der Dauerregen sorgte unter anderem in Houston, der viertgrößten Stadt der USA, für Überflutungen. Binnen 24 Stunden waren dort 60 Zentimeter Regen gefallen. In der Stadt leben rund 2,3 Millionen Menschen, in der Metropolregion mehr als sechs Millionen.

Zwei Krankenhäuser in Houston mussten evakuiert werden. Auch die wichtigsten Schnellstraßen waren von den Überschwemmungen betroffen. "Die Straßen, auf denen du täglich fährst, sind vollständig unter Wasser", sagte der Bewohner John Travis. Der Flugbetrieb an den beiden Flughäfen der texanischen Metropole kam zum Erliegen, darunter auch das vielgenutzte Luftverkehrsdrehkreuz George Bush Intercontinental Airport.

Der Sturm traf auch die Ölindustrie an der US-Golfküste. Mehrere Raffinerien, darunter die landesweit zweitgrößte Anlage in Baytown, mussten schließen.

56.000 Notrufe binnen 15 Stunden

In Houston wurden innerhalb von 15 Stunden 56.000 Notrufe registriert - sieben Mal mehr als üblich. Die städtische Katastrophenschutzbehörde forderte die Einwohner auf, sich aufs Dach zu retten, wenn das oberste Stockwerk ihres Hauses nicht mehr sicher sei. Mehr als 2.000 Menschen wurden bisher per Hubschrauber aus überfluteten Stadtvierteln gerettet.

Der Sender ABC zeigte Bilder eines Vaters und seines sechsjährigen Sohnes, die per Hubschrauber aus dem zweiten Stock ihres Hauses gerettet wurden. Beide trugen nur einen Rucksack bei sich. "Das ist alles was wir haben", sagte der Vater. "Wir danken Gott. Wir danken Gott." An den Rettungseinsätzen vor Ort beteiligten sich außer Feuerwehr und Polizei auch tausende Nationalgardisten sowie die Zivilbevölkerung.

Houstons Bürgermeister Sylvester Turner wies Vorwürfe zurück, dass Evakuierungen zu spät veranlasst worden seien. Zahlreiche Menschen aus ihren Häusern hinaus auf die Straßen zu schicken, werde nicht leichtfertig angeordnet, sagte er vor Journalisten.

Milliardenschäden erwartet

Der texanische Gouverneur Greg Abbott sagte, die Lage werde sich weiter verschlimmern. Schon jetzt gingen die Schäden "in die Milliarden".

"Harvey" war am Freitag als Hurrikan der zweithöchsten Kategorie in Texas auf Land getroffen. Es war der stärkste Wirbelsturm auf US-Festland seit zwölf Jahren. Später wurde er zwar auf einen Tropensturm herabgestuft, brachte allerdings weiter heftige Regenfälle mit sich. Mindestens drei Menschen kamen bisher ums Leben. Meldungen über weitere Todesfälle wurde zunächst nicht offiziell bestätigt.

Präsident Trump will am Dienstag die betroffenen Gebiete besuchen, wie das Weiße Haus ankündigte. Im Kurzbotschaftendienst Twitter hatte der Präsident zuvor geschrieben, er werde erst nach Texas reisen, wenn dies "keine Störung" des Katastropheneinsatzes verursache. Der Schwerpunkt müsse "auf Leben und Sicherheit liegen".

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