02. August 2021 | 12:23 Uhr

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Süd-Europa betroffen

Satelliten-Aufnahme zeigt Brände in Urlaubsländern

In Griechenland, Italien und der Türkei toben seit Tagen heftige Waldbrände und herrschen unerträgliche Temperaturen. Die Urlaubsländer bitten um Hilfe; es wurden auch schon Todesopfer verzeichnet. 

Die beliebten Urlaubsländer Griechenland, Italien und die Türkei werden seit Tagen von den Folgen des Klimawandels heimgesucht. Brände und unerträgliche Temperaturen sind die Symptome, betonen Wetterexperten immer wieder.

Extrem hohe Temperaturen

Nach einem Wochenende mit Werten um die 44 Grad steigen die Temperaturen in Griechenland von Tag zu Tag weiter. Für Montag und Dienstag erwartete das Wetteramt bis zu 47 Grad. Italien meldete über 800 Brände, darunter allein 250 auf Sizilien. Rom bat bereits um europäische Hilfe.

Die schlimmsten Brände in der Türkei 

Besonders heftig ist die Situation in der Türkei, wo die Flammen immer wieder durch starke Winde angefacht werden. Im beliebten Urlauberort Bodrum wurde laut dem Sender CNN Türk ein ganzes Viertel evakuiert, 540 Menschen mussten per Boot in Sicherheit gebracht werden, weil die Straßen nicht mehr benutzbar waren.

Auch im Urlaubsort Antalya gab es dem Sender NTV zufolge Evakuierungen. Am Sonntag wurden dort zwei Leichen geborgen. Die Zahl der Todesopfer seit Beginn der Brände vor fünf Tagen stieg damit auf acht. 107 von 112 Bränden seien inzwischen unter Kontrolle, erklärte Land- und Forstwirtschaftsminister Bekir Pakdemirli. In den Touristenregionen Antalya und Mugla wüteten sie aber weiter.

Für die Türkei sind es die schlimmsten Brände seit gut einem Jahrzehnt. Seit Jahresbeginn wurden nach Behördenangaben fast 95.000 Hektar Fläche durch Brände zerstört. In den Jahren 2008 bis 2020 waren es im selben Zeitraum durchschnittlich nur rund 13.000 Hektar. 

"Schlimmste Hitzewelle seit 1987" 

Große Trockenheit, heftiger Wind und Temperaturen von deutlich über 30 Grad lösen in Griechenland jeden Sommer verheerende Waldbrände aus. Seit Freitag leidet das Land unter einer erneuten Hitzewelle mit Temperaturen zwischen 42 und 44 Grad. Experten sehen darin ein weiteres Zeichen für den Klimawandel.

 Fünf Dörfer in der Nähe der Stadt Patras mussten evakuiert werden. Auch aus dem kleinen Badeort Loggos wurden fast hundert Einwohner und Touristen in die nahe gelegene Stadt Egio gebracht. Der Bürgermeister des Dorfes Egialia sprach von einer "ungeheuren Katastrophe".

"Wir haben über Nacht draußen geschlafen, wir hatten solche Angst, dass wir kein Haus mehr haben könnten, wenn wir aufwachen", sagte ein Bewohner des Dorfes Labiri dem Sender Skai. Wie die Lokalzeitung "Patras Times" berichtete, zerstörten die Flammen in der Stadt rund 30 Häuser, landwirtschaftliche Schuppen und Ställe.

Auch mehrere Olivenhaine seien durch die Brände vernichtet worden. "Wir sind durch die Hölle gegangen", sagte der Anrainer Giorgos Alexopoulos. "Wir hatten Angst, dass wir alles in den Flammen verlieren würden".

Unter dem Einsatz von Löschflugzeugen und Hubschraubern konnte Griechenland am Montag einen Großbrand auf der Urlaubsinsel Rhodos am Montag unter Kontrolle bringen. Hotels und andere touristische Anlagen waren nicht betroffen, wie der Zivilschutz in Athen am Montag mitteilte.

"Es ist die schlimmste Hitzewelle seit 1987", sagte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis im Staatsfernsehen. Die Brandgefahr bleibe sehr hoch, fügte er hinzu. 

Eine große Sorge der Regierung in Athen ist, dass es zu mehrstündigen Stromausfällen kommen könnte. Unzählige Klimaanlagen laufen seit Tagen ununterbrochen auf Hochtouren. Das Energieministerium rief alle Bürger dazu auf, die Anlagen nicht auf die niedrigste Temperatur einzustellen. "26 Grad und nicht mehr", hieß es. Auch das Kochen mit Öfen sollte vermieden werden. Waschmaschinen sollten um die Mittagszeit - wenn der Energieverbrauch am höchsten ist - nicht benutzt werden. 

Unklar war, wann die Hitze nachlässt. Einige Meteorologen befürchteten, die hohen Temperaturen könnten noch einige Tage andauern. Dies sei sehr gefährlich vor allem für ältere Menschen und Kleinkinder. "Vorsicht! Der Hitzeschlag lauert", warnen immer wieder Ärzte im griechischen Rundfunk.

Über 800 Brände in Italien

Die italienische Feuerwehr zählte am Wochenende über 800 Brände, darunter in den südlichen Regionen Apulien, Kalabrien und Kampanien sowie im mittelitalienischen Latium mit Italiens Hauptstadt Rom. Auf der bei Touristen beliebten Insel Sizilien brachen demnach die meisten Feuer aus. Dort kämpfte die Feuerwehr am Sonntag weiter gegen Brände bei Catania, Palermo und Syrakus.

Der Chef der italienischen Zivilschutzbehörde beantragte die Aktivierung des europäischen Mechanismus, mit dem aus anderen EU-Ländern zum Beispiel Löschflugzeuge zur Unterstützung nach Italien kommen könnten, wie es in einer Mitteilung von Sonntagnacht hieß. "Gestern hatten wir einen dramatischen Tag", sagte Fabrizio Curcio am Montag im italienischen Privatfernsehsender Canale 5. Auf ihrem Telegram-Kanal teilte die italienische Feuerwehr mit, dass sie in dieser Waldbrandsaison seit dem 15. Juni landesweit rund 37 400 Einsätze wegen Wald- und Buschbränden hatte. Das seien 16 000 mehr als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Besonders betroffen seien Sizilien, Apulien und Kalabrien. 

Die Bauerngewerkschaft Coldiretti zählte etwa 300 Waldbrände auf Sizilien seit Jahresbeginn. Sie vermutet, dass nicht nur Hitze und Dürre für die große Zahl verantwortlich sind, sondern auch kriminelle Machenschaften. Während auf Sizilien in den vergangenen Tagen Temperaturen von 39 Grad und im süditalienischen Bari 40 Grad gemessen wurden, erlebt der Norden des Landes derzeit schwere Gewitter.