02. März 2016 | 09:28 Uhr
Gelandet
Raumfahrer nach 340 Tagen im All zurück
Langzeitmission sollte Erfahrungen für künftige Reise zum Mars bringen.
Nach fast einem Jahr im All sind der US-Astronaut Scott Kelly und der Russe Michail Kornijenko wohlbehalten von der Internationalen Raumstation ISS zurückgekehrt. "Die frische Luft fühlt sich herrlich an", sagte Kelly nach dem Ausstieg aus der Sojus-Kapsel am Mittwoch. Bei leichten Minustemperaturen landeten die beiden zusammen mit dem Russen Sergej Wolkow in der Ex-Sowjetrepublik Kasachstan.
340 Tage im All
Kellys und Kornijenkos Aufenthalt in der Schwerelosigkeit dauerte 340 Tage und damit doppelt so lange wie sonst übliche Einsätze auf dem Außenposten der Menschheit. Die sogenannte Jahresmission gilt als Test für einen bemannten Flug zum Mars. Die Männer hatten seit Ende März 2015 auf der ISS gearbeitet und Dutzende Experimente ausgeführt. Wolkow war 182 Tage im All.
Landung in Kasachstan
Die Sojus-Kapsel glitt nach dreieinhalb Stunden Flug an einem Fallschirm zur Erde und landete in der kasachischen Steppe, wie auf Bildern der US-Raumfahrtagentur NASA zu sehen war. Helfer trugen die Raumfahrer nach der Landung um 10.26 Uhr Ortszeit (5.26 Uhr MEZ) etwa 150 Kilometer südöstlich der Stadt Scheskasgan zu Klappstühlen, wo sie gut gelaunt und in blaue Decken gehüllt in Kameras winkten.
Muskeln schwach
Ursprünglich sollten die Raumfahrer eigenständig die Kapsel verlassen - auch bei einem langen Flug zum Mars wären sie nach der Landung auf dem Roten Planeten auf sich gestellt. Doch schließlich mussten Helfer des Bergungsteams ihnen buchstäblich unter die Arme greifen, wie die Flugleitzentrale bei Moskau mitteilte. Durch den Aufenthalt in der Schwerelosigkeit sind die Muskeln der Raumfahrer geschwächt. "Die Besatzung fühlt sich gut", sagte aber ein Sprecher.
Kelly ist der erste Nicht-Russe, der einen so langen Flug absolviert hat. Seine Zeit im Weltraum ist zudem US-Rekord. Den bisherigen Weltrekord stellte der Russe Waleri Poljakow 1995 mit 437 Tagen im All auf.
Der US-Botschafter in Russland, John Tefft, lobte den Teamgeist des russisch-amerikanischen Raumfahrergespanns trotz internationaler Krisen, die die politischen Beziehungen belasten. "In Zeiten, in denen es auf zwischenstaatlicher Ebene Differenzen gibt, bin ich stolz, dass Amerikaner und Russen weiter Seite an Seite an so wichtigen Aufgaben arbeiten", sagte er der Agentur Tass.
Auf der ISS rund 400 Kilometer über der Erde leisten nun Juri Malentschenko (Russland), Timothy Kopra (USA) und Tim Peake (Großbritannien) weiter Dienst. Mit dem für den 19. März vorgesehenen Start von Alexej Owtschinin und Oleg Skripotschka (beide Russland) sowie Jeffrey William (USA) vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan wird die Crew der ISS wieder ihre Soll-Stärke von sechs Astronauten erreichen. Russland ist nach dem Aus für die US-Space-Shuttles 2011 das einzige Land, das bemannte Flüge zur ISS organisiert.