22. Februar 2017 | 10:24 Uhr
Jod-131
Rätsel um radioaktive Strahlung über Europa
Radioaktives Jod-131 über weiten Teilen Europas nachgewiesen - wo kam es her?
In weiten Teilen Europas, von Norwegen über Tschechien und Österreich bis nach Spanien, sind im Jänner Spuren von radioaktivem Jod-131 gemessen worden. Die Werte lagen an der Grenze der Messbarkeit, in Österreich "bestand zu keiner Zeit Gesundheitsgefahr", wie das Umweltministerium mitteilte. Die Jod-Belastung war demnach geringer als die natürliche Strahlenbelastung.
Jod-131 hat eine kurze Halbwertszeit von rund 8 Tagen. Das heißt, in diesem Zeitraum zerfällt jeweils die Hälfte der Atome. Die Radioaktivität muss also in jüngster Zeit entwichen sein. Woher das Jod stammt, ist nach wie vor unklar - und Gegenstand von Spekulationen. "Wo die Quelle liegt beziehungsweise ob es sich um eine oder mehrere Quellen handelt, lässt sich derzeit kaum rekonstruieren", teilte die französische Aufsichtsbehörde ISRN mit.
Spekulationen um Quelle
Ziemlich sicher stammt das Jod nicht von einem AKW-Unfall - dafür sei die Menge zu gering gewesen, so Experten. Befürchtungen, dass Russland auf der Insel Nowaja Semlja im Nordpolarmeer einen nuklearen Sprengsatz getestet haben könnte, zerstreuten britische Geologen: Es habe keinerlei seismische Aktivität gegeben, die einen Atomtest im Nordpolarmeer kennzeichne. Außerdem würden bei einem atomtest auchandere radioaktive Stoffe freigesetzt - etwa Cäsium-137 oder Strontium-90. Das war aber nicht der Fall.
Eine weitere Möglichkeit: Aus einem Wrack eines russischen Atom-U-Bootes könnte mehr Strahlung entwichen sein als bisher. Laut norwegischen Behörden habe zum Zeitpunkt der ersten Messung stürmisches Wetter vor der Küste geherrscht - und am Grund des Polarmeers liegen mehrere russische Atom-Wracks.
Eine der wahrscheinlichsten Erklärungen ist freilich, dass der radioaktive Stoff durch ein Problem bei einem Hersteller von Medikamenten entwichen ist. Denn: Jod-131 wird in der Strahlentherapie eingesetzt. Bereits im November 2011 waren über Europa geringe Mengen von radioaktivem Jod-131 gemessen worden. Damals war die Quelle ein Leck in einem Filtersystem in einem Isotopenlabor in Budapest. Ein Defekt der Filteranlage hatte dazu geführt, dass das Jod über die Abluft freigesetzt worden ist.