02. November 2023 | 10:14 Uhr
Überflutung
Orkantief zieht Spur der Verwüstung in Westeuropa
Nach heftigen Stürmen in der Nacht drohen Frankreichs Nordwesten und der englischen Südküste auch am Donnerstag Starkwind und Überflutungen.
An der gesamten französischen Atlantikküste, der Nordküste sowie der östlichen Mittelmeerküste gilt laut Wetterdienst Météo France bis zum Abend Überschwemmungsgefahr durch Sturmwellen. Die stärksten Winde durch das Orkantief "Emir", das international als "Ciaràn" bekannt ist, dürften in Frankreich aber am Vormittag schon vorbei sein.
Hohe Windgeschwindigkeiten wurden in Großbritannien bis zum Vormittag in den Grafschaften Cornwall und Devon erwartet. Bis in den Abend hinein soll "Emir" an der Südostküste von Hampshire bis Kent und Essex wüten. Der britische Wetterdienst Met Office warnte vor Lebensgefahr durch herumfliegende Trümmerteile und umstürzende Bäume.
In der Grafschaft Hampshire wurde von Mitternacht an ein Katastrophenfall (major incident) ausgerufen. Mehrere Fährunternehmen hatten ihre Verbindungen im Ärmelkanal für Donnerstag gestrichen. An der Küste wurde mit Überschwemmungen gerechnet. Die britische Küstenwache warnte Menschen davor, sich in Ufernähe aufzuhalten. Auf der Kanalinsel Jersey warnte der Wetterdienst in der Nacht auf Donnerstag vor Windböen, die am frühen Morgen eine Geschwindigkeit von nahezu 160 Stundenkilometern erreichen könnten.
Schwere Schäden in Frankreich
In Frankreich wurde der Zugverkehr in den Regionen Bretagne, Normandie, Pays de Loire, Hauts de France und Centre Val de Loire für Donnerstag weitgehend eingestellt. In drei besonders stark betroffenen Départements rief Verkehrsminister Clément Beaune dazu auf, das Auto nicht zu benutzen. Auch Lastwagen durften zunächst nicht fahren. Verkehrsminister Clement Beaune teilte dem Radiosender Fanceinfo mit, dass ein Lkw-Fahrer im Département Aisne nordöstlich von Paris ums Leben gekommen sei, als ein Baum auf seinen Lkw fiel. "Das zeigt, dass auch in Regionen, in denen keine Alarmstufe Rot besteht, ein sehr hohes Risiko im Straßenverkehr besteht", sagte Beaune. Teils sollten herabgesenkte Maximalgeschwindigkeiten im Straßenverkehr gelten. Gemeinden hatten noch am Mittwoch Dämme verstärkt und zusätzliche Barrikaden nahe der Küste errichtet.
© AFP
An mehreren Orten Frankreichs kam es Medienberichten zufolge in der Nacht zu Stromausfällen, Bäume stürzten um. Es gab etliche Feuerwehreinsätze. Am Flughafen Nantes konnten Flüge wegen der Wetterlage nicht landen und wurden Richtung Süden nach Toulouse umgeleitet.
Sturm-Warnung
Auch andere Länder dürften das Tief am Donnerstag zu spüren bekommen. In großen Teilen der Niederlande wurde vor dem Sturm gewarnt. Das Meteorologische Institut rechnet für den Donnerstag vor allem an den Küsten mit Böen von bis zu 110 Kilometer pro Stunde. Der Automobilclub ANWB appellierte an die Menschen, am Donnerstag möglichst zu Hause zu arbeiten. Wegen des starken Windes und schwerer Regenfälle würden extrem lange Staus erwartet.
In Belgien sollen Parks und andere bewaldete Flächen an manchen Orten vorsichtshalber geschlossen bleiben. Nach Angaben der Bahn wird am Donnerstag zwischen Frankreich und Belgien kein Zug verkehren. Den Angaben nach sollen zudem zwischen der Stadt Brügge und der Nordseeküste keine Züge fahren, für andere Züge gelte eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Nach Vorhersagen des Königlich Meteorologischen Instituts werden in Belgien Windböen zwischen 80 bis 90 km/h im Osten des Landes und 100 bis 110 km/h im Westen erwartet.
Auch in Österreich wurde für Donnerstag bzw. Freitag ein Föhnsturm erwartet. Dieser hat aber nicht solche Ausmaße. An der Vorderseite des Tiefs ist laut Geosphere Austria mit starkem Südföhn mit Windspitzen bis 90 km/h zu rechnen. Punktuell sind in exponierten Lagen auch Böen über 100 km/h möglich.