10. Oktober 2018 | 23:19 Uhr

Mindestens 10 Tote nach Unwetter

Opfer des Mallorca-Dramas: 'Es sah wie Krieg aus'

Opfer mussten um ihr Leben schwimmen – verheerender Sturm fegte über Sonneninsel.

Die Zahl der Toten stieg am Mittwoch stündlich. Bisher waren es zehn Menschen, die bei den schweren Unwettern und Überflutungen auf der spanischen Insel Mallorca gestorben sind.

Österreicher verschollen

Zwei Touristen aus Großbritannien waren am Dienstagabend in einem Taxi auf dem Heimweg in der Gemeinde Son Servera, als sie von den Wassermassen überrascht wurden. Die Fluten rissen das Auto mit, die Passagiere hatten keine Chance. Der Lenker gilt, ebenso wie etliche andere, noch immer als vermisst. Dem Vernehmen nach ist auch ein Österreicher verschollen. Eine Bestätigung des Außenministeriums gab es gestern Abend noch nicht.

Die Unwetter auf der Ferieninsel (mehr als 150.000 Touristen aus Österreich) waren verheerend: 220 Liter Regenwasser pro Quadratmeter krachten auf die Erde, etwa ein Viertel der Menge eines ganzen Jahres bei uns.

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Augenzeuge: "Musste fast 100 Meter schwimmen"

Auch die spanischen Medien zitieren Augenzeugen und Betroffene. Rentner Manuel Torescussa wurde von den Wassermassen in der Nähe von Sant Llorenç in seinem Auto erwischt. „Ich konnte gerade noch aus einem Fenster ins Freie klettern und musste dann 500 Meter schwimmen, fast meine gesamte Kleidung blieb dabei an einem Metallzaun hängen“, erzählte er der Zeitung.

Javier Martínez klagte: „Ich habe alles verloren. Ich habe nur den Pyjama, den ich trage.“ Sein Haus sei „innerhalb von Minuten voll Wasser gelaufen.“ Er habe sich retten können, sei durch Schlamm- und Müllmassen gewatet.

Im "Mallorca Magazin" berichtet Hubert Lehmann vom Restaurant „Port Verd del Mar“ an der Costa dels Pins von dem Chaos: „Einem unserer Köche wurden das halbe Haus und das Auto weggeschwemmt.“ Thomas Wenzel aus Sant Llorenç, der seit mehr als 20 Jahren dort lebt, spricht sogar von einer Situation, die „schlimmer als Krieg“ gewesen sei, „eine Katastrophe“.

"Sah aus wie Krieg"

Deutschsprachige Anwohner berichten dem Magazin unterdessen von dramatischen Szenen. “Was ich hier heute gesehen habe, das sah aus wie im Krieg. Es ist eine Katastrophe”, so Thomas Wenzel, der in Sant Llorenç wohnt und dort ein Einrichtungsbüro und ein Immobiliengeschäft betreibt.

“Ich habe immer gesagt, der Sturzbach muss besser gesichert werden, aber nie ist etwas geschehen. Die Gemeinde hat lieber anderweitig investiert. Nun sehen wir die Konsequenzen."

 

Es wird verzweifelt weiter nach Vermissten gesucht

Die große Flut. In der Daily Mail erzählt ein Überlebender: „Das Flussufer brach, das Wasser kam durch Türen und Fenster in die Häuser.“ Ein anderer Spanier: „Ich musste um mein Leben schwimmen. Neben mir trieben Autos, in denen noch Menschen saßen.“

In den Hotels und Wohnhäusern ging der Strom aus, Straßen waren von Geröllmassen blockiert. Die Notfalleinheit des spanischen Militärs ist noch immer im Einsatz. Verzweifelt sucht sie nach Vermissten.

Fast wäre die Katastrophe noch dramatischer ausgefallen. Ein Tourist berichtet von zwei Wirbelstürmen über dem Meer – zum Glück erreichten sie nie das Land. Die volle Wucht des Unwetters entlud sich nur regional im Osten der Insel. Der Rest, etwa der berühmte Ballermann, blieb verschont.

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Diese Gebiete wurden von den schweren Unwettern betroffen.

Warnung kam viel zu spät

Große Diskussion auf der spanischen Insel wegen der verspäteten Warnung des Wetterdienstes. Die Me­teorologen gaben zwar um 18 Uhr schon eine niedrigere Wetterwarnung aus, doch von der Heftigkeit waren die Bewohner überrascht. Denn erst um 22.21 Uhr am Dienstag riefen die Experten die Alarmstufe Rot aus. Zu diesem Zeitpunkt fegte das Killerunwetter längst über den Osten Mallorcas.