22. September 2015 | 09:09 Uhr

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Mexiko

Soldaten bewachen Schildkröten-Eier

Militär übernimmt Tierschutz - Wilderer stehlen in Mexiko Eier der bedrohten Arten.

Bewaffnete Soldaten in Kampfanzügen patrouillieren am Strand von Morro Ayuta, über ihnen knattern Drohnen in der Luft. So sieht Tierschutz an der mexikanischen Pazifikküste aus. Die Soldaten bewachen Hunderttausende Eier der vom Aussterben bedrohten Meeresschildkröten.

Die unberührten Strände nahe San Pedro Huamelula im südlichen Bundesstaat Oaxaca sind eine beliebte Brutstätte der Schildkröten - und damit ein begehrtes Ziel von Wilderern. Die Eierräuber stürmen den Strand in großen Gruppen zu Pferd, berichtet einer der Soldaten. Meist seien sie mit Macheten, manchmal auch mit Gewehren bewaffnet. Vor fünf Jahren seien Hunderte auf einmal gekommen. "Das sah aus wie der trojanische Krieg."

Gegen solche Überfälle können die 20 Soldaten auf dem 18 Kilometer langen Strandabschnitt nichts ausrichten. Deshalb setzen sie dieses Jahr zum ersten Mal zwei Drohnen ein. Die unbemannten Flugzeuge sind mit Kameras ausgestattet und sollen helfen, die Verstecke der Wilderer in den Dünen und Kakteenhainen ausfindig zu machen.

Die Ureinwohner an der Küste handeln seit jeher mit Schildkröteneiern. Doch seit 1990 ist der Verkauf verboten. Wilderern drohen bis zu neun Jahre Gefängnis und Geldstrafen bis zu umgerechnet 10.500 Euro. Trotz der hohen Strafen, der Patrouillen und der Drohnen würden die Diebe im Schutz der Dunkelheit immer wieder zuschlagen, sagt Nereo García von der mexikanischen Umweltschutzbehörde. Seit Juli wurde ein Eierdieb an dem bewachten Strand festgenommen, 14.000 Eier wurden in der Region beschlagnahmt.

Die Eier gelten als aphrodisierende Leckerbissen. Die Wilderer bekommen für 100 der golfballgroßen Eier 30 Peso (1,50 Euro), in Restaurants steht das halbe Dutzend gekochter Eier für 60 Peso auf der Karte. Ein Lokal im Dorf Juchitan serviert eine "vitaminreiche Meeressuppe", die neben den Schildkröteneiern noch Schnecken und Muscheln enthält, für 100 Peso. "Die verkauft sich ziemlich gut. Die Touristen bestellen sie aus Neugier", sagt eine Kellnerin.

In einer einzigen Nacht krabbeln nach Angaben der Umweltschutzbehörde etwa 70.000 Schildkröten an den beiden Stränden Morro Ayuta und Escobilla an Land, um dort ihre Eier abzulegen. Jedes Weibchen vergräbt etwa hundert Eier im Sand, die dann von der Sonne ausgebrütet werden. Manche der Tiere stammen aus Japan und durchqueren für die Eiablage den ganzen Pazifik.

Doch Menschen sind nicht die einzige Gefahr für die Eier. Wilde Hunde und Vögel fressen sie, so dass nach den 45 Tagen Brutzeit nur noch aus 35 Prozent der gelegten Eier Schildkröten schlüpfen. Auch die Babyschildkröten haben Feinde. Laut Experten erreicht nur eine von 1.000 das Erwachsenenalter.

Der Umweltschützer Eduardo Najera warnt vor einer weiteren Gefahr für die bedrohten Tiere: dem Tourismus. Investoren könnten die unberührten Strände entdecken. "Dann wollen sie 40-stöckige Hotels, einen Golfplatz und einen Flugplatz bauen", prophezeit er. Die Strände müssten unter Schutz gestellt werden, "sonst ist es mit dem Wunder bald vorbei".
 

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