26. August 2016 | 14:16 Uhr
Italien
Mädchen (9) opfert sich für Schwester (4)
Die kleine Giorgia überlebte in den Armen ihrer toten Schwester.
In dem verwüsteten Ort Pescara del Tronto ist die vierjährige Giorgia nach 16 Stunden lebend unter den Trümmern ihres Kinderzimmers gefunden worden - für die ältere Schwester Giulia (9) aber, die ihre Arme um die Vierjährige geschlungen hatte, kam jede Hilfe zu spät.
Giulia rettete ihre kleine Schwester, indem sie sich auf sie warf und mit ihrem eigenen Körper vor herabfallenden Trümmern schützte. Helfer entdeckten die beiden Mädchen in enger Umarmung unter zwei Metern Geröll, zitierte die Zeitung "La Repubblica" am Freitag den Retter Massimo Caico. "Wir haben stundenlang gegraben und zunächst nichts gefunden", sagte er. Plötzlich aber sei zunächst eine Puppe unter den Steinen aufgetaucht, und dann ein Fuß. "Er war ganz kalt. Ein ganz schlechtes Zeichen", erinnerte sich Caico.
"Giorgia lebt!"
Als der leblose Körper Giulias ausgegraben wurde, habe er aber bemerkt, dass sich die Erde daneben ganz leicht bewegte. Dann sei ein leichtes Stöhnen zu hören gewesen. "Da hat sich der Alptraum in einen Traum verwandelt", so Caico. "Giorgia lebt!", habe er geschrien.
Das kleine Mädchen habe den Mund voller Erde gehabt, sei aber offenbar durch den Körper ihrer Schwester geschützt worden. "Und wahrscheinlich ist irgendwie ein winziger Luftstrahl zu ihr durchgedrungen, der ausgereicht hat", sagte der Feuerwehrmann. Sie sei praktisch unverletzt gewesen und habe gleich nach Wasser gefragt. "Wenn es Wunder gibt, dann war das ganz sicher eins."
Die Eltern der Mädchen waren schon Stunden vorher lebend geborgen worden, sie liegen schwer verletzt im Krankenhaus.
Mehrere Nachbeben
Am Freitag, zwei Tage nach dem schweren Erdbeben mit mindestens 267 Toten, erschütterten mehrere Erdstöße die Katastrophenregion. Das stärkste Nachbeben ereignete sich am Freitag um 6.28 Uhr und hatte nach Angaben der italienischen Erdbebenwarte eine Stärke von 4,8.
Weitere Einstürze
Das Zentrum lag demnach in elf Kilometern Tiefe in der Provinz Rieti, nicht weit von dem Ort Amatrice entfernt. Dort gab es im Zentrum weitere Einstürze, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Allerdings nicht dort, wo die Helfer versuchten, noch Opfer aus den Trümmern zu bergen. Bisher hatte die Zahl der Toten bei mindestens 250 gelegen, der Zivilschutz sprach laut Nachrichtenagentur Ansa nun von 267.
Notstand ausgerufen
Ganze Dörfer sind verwüstet. Die Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi versprach einen schnellen Wiederaufbau und eine bessere Erdbebenvorsorge. "Wir haben die moralische Pflicht gegenüber den Frauen und Männern dieser Gemeinden", sagte Renzi nach einer Krisensitzung des Ministerrats am Donnerstagabend. "Der Wiederaufbau dieser Dörfer ist die Priorität der Regierung und des Landes."
Zudem rief der Ministerrat den Notstand aus und sagte Hilfsgelder von 50 Millionen Euro zu. Auch die Erdbebenvorsorge müsse verbessert werden. "Das muss unsere Hausaufgabe für die Zukunft sein", so Renzi.