13. November 2018 | 23:13 Uhr

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Mindestens 44 Tote

Kalifornien: Tödlichstes Feuer aller Zeiten

Tausende Feuerwehrleute kämpfen heldenhaft, aber sie haben kaum eine Chance.

Los Angeles. Es ist die tödlichste Feuerkatastrophe, die Kalifornien bisher erlebte: Mindestens 44 Menschen sind tot, umgekommen im Flammenmeer. Hunderte sind noch immer vermisst. 7.000 Häuser sind abgefackelt, 57.000 weiter bedroht, ganze Orte ausradiert. Teile Malibus, Prominentenstadtteil von L. A., eine einzige verbrannte Mondlandschaft (siehe Kasten rechts).

Rund 10.000 Feuerwehrleute kämpfen heldenhaft gegen die Flammen. Auch das größte Löschflugzeug der Welt ist im Einsatz, der „Global Super Tanker“. Er fasst 70.000 Liter. Dennoch sind die Helfer chancenlos. Hunderte Quadratkilometer Wald – verkohlt. 250.000 Menschen evakuiert. Und das teuflische Feuer frisst sich weiter fort. An­gefacht wird es durch orkanartige Santa-Ana-Winde aus der Wüste. Die ausgedörrten Gebiete brennen wie Zunder.

Gouverneur: "Das ist die neue Abnormalität"

Klimawandel. Seit Jahren fielen in Kalifornien keine größeren Regenmengen mehr. Gouverneur Jerry Brown zeichnet ein düsteres Bild für seinen dürregeplagten Staat. Er macht den Klimawandel mit steigenden Temperaturen für heftigere Waldbrände und andere Wetterex­treme verantwortlich: „Dies ist nicht die neue Normalität, es ist die neue Abnormalität“, sagte er (siehe unten).

Entspannung ist in Kalifornien keine in Sicht: Die Windböen werden noch stärker, die Brände dadurch weit heftiger. Schon jetzt ziehen die Rauchpartikel per Jetstream bis an die Ostküste.

"Malibu ist wie eine Mondlandschaft"

ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner berichtet aus zerstörtem Malibu.

Malibu. Es ist noch schlimmer geworden. Stürmische Winde haben die Feuer weiter dramatisch angefacht. Seit Montag hat sich die zerstörte Fläche um 30 Prozent vergrößert. Ein Gebiet, drei Mal so groß wie der Wienerwald – vernichtet.

Wie im Krieg. Besonders schlimm schaut es in Malibu aus, ein Katastrophengebiet. Am Pacific Highway liegen verbrannte Strommasten und Elektrokabel. Links und rechts der Fahrbahn nur mehr verkohlter Schutt, ausgebrannte Autos, Ruinen abgefackelter Häuser. Bilder, die man nur aus dem Krieg kennt.

Ich war auch in Point ­Dume, dem Prominenten­viertel von Malibu: Julia Roberts, Miley Cyrus, Gerard Butler. Butlers Villa ist ausgebrannt. Auch das Anwesen von Thomas Gottschalk. Ich war bei Gottschalks Haus. Völlig vernichtet. Nur mehr Reste stehen. Malibu sieht aus wie eine Mondlandschaft.

"Klimawandel macht Feuer dramatisch"

ÖSTERREICH: Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf das Ausmaß der Brände?

Mojib Latif: Diese Dramatik kann man ohne den Klimawandel nicht erklären. Das ist eine Dürre, die es dort seit Menschengedenken nicht gab.

ÖSTERREICH: Soclhe Wetterex­treme häufen sich: Ist das Zufall oder der Klimawandel?

Latif: Ich vergleiche das mit ­einem gezinkten Würfel: Da kommt auch mal die Eins, aber viel häufiger die Sechs. So viele Extremwetter sind kein Zufall, sondern Klimawandelfolgen.

ÖSTERREICH: Warum setzen Politik und Wirtschaft dennoch kaum konkrete Maßnahmen?

Latif: Die Bedrohung ist zu abstrakt. Wenn sich der Himmel bräunlich einfärben würde, in dem Maße, wie wir CO2 ausstoßen, wäre das anders. Und: Die Wirtschaft schafft falsche Anreize. Wer umweltschädlich handelt, wird belohnt – während der andere, etwa durch höhere Preise, bestraft wird.

ÖSTERREICH: Wird es noch mehr Flüchtlinge geben wegen des Klimawandels?

Latif: In Teilen Afrikas ist menschliches Leben bald nicht mehr möglich. Diese Menschen werden in unsere Gegenden drängen. In der Flüchtlingsdiskussion reden immer alle davon, Fluchtursachen bekämpfen zu wollen. Klimaschutz bedeutet genau das.

(baa)