09. Oktober 2016 | 10:19 Uhr

Auf Haiti

Hurrikan "Matthew" lässt Cholera ausbrechen

Mindestens sieben Menschen starben in Haiti schon an Cholera.

Nach den Zerstörungen in Haiti hat sich Hurrikan "Matthew" am Samstag entlang der Ostküste der USA abgeschwächt. Heftige Windböen und Starkregen setzten Straßen unter Wasser und legten in vielen Orten die Stromversorgung lahm. In Haiti stieg die Zahl der Toten auf fast 900. Das Ausmaß der Zerstörung durch den heftigsten Wirbelsturm seit fast einem Jahrzehnt zeigte sich dort erst allmählich. ÖSTERREICH-Reporter Herbert Bauernebel ist LIVE vor Ort.

Zu Kategorie 1 herabgestuft

Viele der am stärksten betroffenen Gebiete des Karibikstaates waren wegen Überschwemmungen vorerst nicht erreichbar. Im Südosten der USA waren dagegen vor Eintreffen des Hurrikans Millionen Menschen ins Landesinnere geflohen. US-Präsident Barack Obama warnte davor, die Gefahr zu unterschätzen. "Die Möglichkeit einer Sturmflut, von Todesfällen und schweren Sachschäden besteht", sagte Obama nach einem Treffen mit Einsatzleitern des Krisenmanagements. Insgesamt verließen zwei Millionen Menschen in mehreren Bundesstaaten vorsichtshalber ihre Häuser. Medienberichten zufolge hatten mehr als 1,3 Millionen Haushalte zeitweise keinen Strom.

Meteorologen zufolge war der Sturm Samstagfrüh (Ortszeit) auf seinem Weg nach Norden nur noch mit 140 km/h unterwegs, was einem Hurrikan der Kategorie 1 entspricht. Am schlimmsten waren die US-Bundesstaaten South Carolina und Georgia betroffen, wo es zu zahlreichen Überschwemmungen kam. In Florida, wo "Matthew" zuvor gewütet hatte, stieg die Zahl der Todesopfer auf fünf. Bei den Opfern handelt es sich laut CNN und "New York Times" um vier Frauen und einen Mann.

Cholera bricht aus

Aus Haiti, über das der Sturm mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 233 Kilometern pro Stunde hinweggefegt war, liefen Meldungen über immer mehr Tote aus entlegenen Gegenden ein. Dort hatte "Matthew" noch die zweithöchste Kategorie der fünfstufigen Skala. Der völlig verarmte Karibikstaat wurde auch deshalb besonders stark getroffen, weil sechs Jahre nach dem Erdbeben mit mehr als 200.000 Toten immer noch Zehntausende in Zelten und Notunterkünften leben. Die Rettungshelfer kamen angesichts zerstörter Straßen und verwüsteter Landstriche nur langsam voran. In einigen Orten wurden Lebensmittel knapp. Mindestens sieben Menschen starben an Cholera.

Dem Land droht eine neue humanitäre Katastrophe, denn zahllose Menschen sind obdachlos, in einigen Gebieten gingen zudem 80 Prozent der Ernte verloren. Die USA kündigten die Entsendung des Marineschiffs "Mesa Verde" mit drei Transporthubschraubern sowie zusätzlichen 300 Soldaten an, die auf medizinische Nothilfe und den Wiederaufbau spezialisiert sind. Frankreich schickt nach eigenen Angaben 60 Soldaten sowie über 30 Tonnen humanitärer Hilfe und Ausrüstung zur Wasseraufbereitung.

Caritas entsendet Helfer

Auch die Caritas schickt einen Experten aus Österreich in den Karibikstaat. Der Vorarlberger Robert Moosbrugger wird am Sonntag mit einem Linienflug aufbrechen, wie er im Gespräch mit der APA sagte. In der Hauptstadt Port-au-Prince sind fünf lokale Caritas-Mitarbeiter stationiert. "Wir haben dort ein Büro aus der Zeit der Erdbebenhilfe und drei große Lkw", erläuterte Moosbrugger, der bereits nach dem schweren Erdbeben vom Jahr 2010 in Haiti geholfen hatte.

Für die ersten Nothilfemaßnahmen stellte die Caritas 200.000 Euro zur Verfügung. Knapp eine Million Menschen brauche Unterstützung, hieß es seitens der Hilfsorganisation. Die Betroffenen hätten ihre Häuser, Nutztiere, Ernte und vieles mehr verloren.