21. Mai 2014 | 09:01 Uhr
© NASA Earth Observatory
Hochwasser-Angst
Neue Flutwelle am Balkan
Jetzt kommen die Flutmassen nach Belgrad. Insgesamt starben bereits 47 Menschen.
Keine Entwarnung in den Flutgebieten in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien: Tausende Menschen mussten erneut ihre Häuser verlassen. In Belgrad und anderen serbischen Städten entlang des Flusses Save wurde eine weitere Flutwelle erwartet. Einsatzkräfte arbeiteten vielerorts mit Hochdruck daran, die Uferbefestigungen zu verstärken.
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Die kroatischen Behörden bestätigten am Dienstag ein zweites Todesopfer. Insgesamt kamen bisher in den drei Ländern mindestens 47 Menschen ums Leben, weitere werden noch vermisst. Die österreichische Bundesregierung beschloss am Dienstag im Ministerrat, Bosnien-Herzegowina und Serbien mit einer Million Euro zu helfen. Die Mittel stammen aus dem Auslands-Katastrophenfonds. Sie sollen österreichischen NGOs zur Verfügung gestellt werden.
Schlimmste Katastrophe aller Zeiten:
Die Flutkatastrophe gilt nach Angaben der bosnischen Regierung als die schwerste seit Beginn der Aufzeichnungen. In Kroatien überschwemmte die Save mehrere Dörfer, in Bosnien-Herzegowina mussten etwa 11.000 Menschen vor den Fluten in Sicherheit gebracht werden. Etwa eine Million der 3,8 Millionen Einwohner des Landes ist Behördenangaben zufolge von den Überschwemmungen betroffen. Hunderte Erdrutsche verursachten zusätzliche Zerstörung.
Die Hochwasserkatastrophe in Bosnien-Herzegowina und Serbien hat auch massive wirtschaftliche Folgen. Schwer betroffen sein dürfte die Landwirtschaft, auch Fabriken sind beschädigt. Erst Schätzungen gehen laut Ö1-Mittagsjournal von wirtschaftlichen Schäden von bis zu 3 Mrd. Euro aus.
Tausende müssen Häuser verlassen:
In Serbien mussten etwa 10.000 Bewohner der besonders stark betroffenen Kleinstadt Obrenovac ihre Häuser verlassen. Serbische Helfer befürchten weitere Überschwemmungen, die Flutwelle der Save sollte am Dienstag in der Hauptstadt Belgrad die Donau erreichen. Dort stieg das Wasser bis auf die Höhe der Kais. Belgrad sei auch auf die "finstersten Prognosen" des Wasseranstiegs vorbereitet, versicherte Bürgermeister Sinisa Mali. In der Hauptstadt wurden an der Save und der Donau Schutzdämme auf einer Gesamtlänge von 5,5 Kilometern errichtet. 350.000 Sandsäcke wurden bereits geschlichtet, weitere 50.000 stünden noch zur Verfügung, sagte Mali.
Mali rechnete damit, dass der Höhepunkt der Pegel wohl erst am Freitag erreicht sein werde. Zwölf Kilometer entlang der Save würden unter anderem weitere Sandsäcke gestapelt. "Wenn das Wasser am Freitag die Stadt passiert, werden wir erst sagen können, dass wir Belgrad verteidigen konnten", sagte Mali.
Die Notfallzentrale in Smederevo, von Belgrad rund 50 Kilometer entfernt, hat angeordnet, mehrere Gebiete entlang der Donau zu evakuieren. Das betrifft vor allem rund 300 Häuser, die illegal gebaut wurden und nicht ausreichend gegen Hochwasser geschützt sind, wie der Bürgermeister der Stadt, Jasna Avramovic, am Dienstag sagte.
Gefahr von Landminen:
Die Gefahr von hochgespülten Minen besteht weiter. Alma Al-Osta, Expertin für Landminen bei der Organisation Handicap International, rief die Menschen zur Vorsicht auf. Das Hilfswerk action medeor, das Hilfspakete nach Serbien auf den Weg bringen will, wies auf den Bedarf nach Medikamenten hin.
Die Regierung und die Arbeitsagentur Kroatiens riefen arbeitslose Einwohner auf, sich als bezahlte Aufräum- und Wiederaufbauhelfer zu melden. Behörden sprachen von 945 Arbeitern, die benötigt würden.
Ausgelöst worden waren die Überschwemmungen von heftigem Regen: In den drei Balkan-Ländern hatte es innerhalb von drei Tagen so viel wie sonst im gesamten Monat Mai geregnet.