11. November 2018 | 12:56 Uhr

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Mindestens 25 Opfer

Flammen-Hölle: Paradise wurde zur Todesfalle

Mindestens 25 Opfer ++ Dutzende Vermisste ++ Streit mit Trump 

Die Waldbrände im US-Bundesstaat Kalifornien haben mindestens 25 Todesopfer gefordert. Sie hielten am Wochenende die Hilfskräfte weiter in Atem. Das Feuer bedrohte ländliche Gebiete und Promi-Viertel am Rand von Los Angeles. Trockenheit, Wärme und heftige Winde verschärften die Lage. Streit gab es zwischen US-Präsident Donald Trump und den Geschädigten sowie den Hilfskräften Kaliforniens.

 

Schlimmsten Befürchtungen werden wahr

In der nordkalifornischen Gemeinde Paradise waren die schlimmsten Befürchtungen wahr geworden. Vielen Menschen war die Flucht aus dem Feuerinferno nicht geglückt. Zwei Tage nachdem eine Flammenwalze den kleinen Ort in Nordkalifornien überrollt hatte, wurden weitere Leichen in den schwelenden Häuserruinen gefunden worden, die meisten bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Mindestens 23 Opfer hat das sogenannte "Camp"-Feuer in dieser ländlichen Region gefordert, teilte die Feuerwehr in Butte County in der Nacht auf Sonntag mit. Dutzende Menschen wurden noch vermisst.
 

Waldbrände Kalifornien November 2018 © APA/AFP

Kalifornien Paradise Waldbrand © APA/AFP/JOSH EDELSON

Kalifornien Paradise Waldbrand © APA/AFP/JOSH EDELSON Auch 800 Kilometer südlich von Paradise, in dem von Flammen heimgesuchten Küstenort Malibu, gab es Tote. Zwei stark verbrannte Leichen seien in einem Fahrzeug in einer Auffahrt zu einem Haus gefunden worden, wie Polizeichef John Benedict vom Bezirk Los Angeles Samstagabend (Ortszeit) mitteilte.
 

Zehntausende auf der Flucht

In dem Horrorszenario im Norden und im Süden des "Goldenen Staates" waren Zehntausende Menschen auf der Flucht vor Flammen. Doch am Samstag gab es auch einen Lichtblick: Bei abflauendem Wind war es den Löschteams gelungen, die massiven Brände wenigstens ansatzweise einzuzingeln. Mehr als 4.000 Feuerwehrleute waren allein im Raum um Paradise im Einsatz. Dort konnten sie die Flammen in der Nacht auf Sonntag zu 20 Prozent eindämmen.
 
Mehr als 6.450 Wohnhäuser waren den Flammen seit Donnerstag zum Opfer gefallen, rund 15.000 Gebäude sind weiterhin bedroht. Damit zählt die Feuerkatastrophe in und um Paradise zu den schlimmsten Flächenbränden in der Geschichte des Westküstenstaates.
 

Historisches Ausmaß

Das Ausmaß der Zerstörung sei kaum zu beschreiben, sagte die Bürgermeisterin der kleinen Gemeinde dem US-TV-Sender CNN. Auch ihr Haus sei abgebrannt, ebenso hätten alle Mitglieder des Stadtrats ihre Häuser verloren, teilte Jody Jones mit. Ihnen stehe "harte Arbeit" bevor, den Ort wieder aufzubauen. Das Feuer hat Kirchen, Geschäfte, Schulen und Restaurants dem Erdboden gleichgemacht. "Doch viele Bäume sind unversehrt", sagte Jones, fast ungläubig, angesichts der massiven Verwüstung.
 
Auch Brad Weldon war der Feuerhölle nur knapp entkommen. Mit einem Gartenschlauch und Eimern Wasser habe er stundenlang gegen die Flammen angekämpft, sagte der 63-Jährige dem "San Francisco Chronicle". Alle Nachbarn seien geflüchtet, doch seine bettlägerige 90 Jahre alte Mutter wollte das Haus nicht verlassen. Um sie herum sei alles abgebrannt. "Es fühlte sich an, als ob ich mit einem Stück Spaghetti gegen einen Elefanten kämpfe."
 
 In Südkalifornien riefen die Behörden Bewohner in den Gefahrenzonen erneut dazu auf, Räumungsbefehle zu befolgen. Haltet euch von Malibu fern, warnte der Bürgermeister des Promi-Ortes am Samstag. Dutzende Häuser seien dort abgebrannt, die Lage sei weiter gefährlich. Malibu und Nachbarorte am Nordrand von Los Angeles waren komplett evakuiert worden. Das sogenannte Woolsey-Feuer zerstörte dort bis Samstagabend eine Fläche von mehr als 280 Quadratkilometern.
 

Auch Promis betroffen

Viele Prominente haben an der Küste und in dem angrenzenden Hügelland teure Villen. Stars wie die Sängerin und Schauspielerin Lady Gaga, der Regisseur und Oscar-Preisträger Guillermo del Toro sowie die TV-Persönlichkeiten Caitlyn Jenner und Kim Kardashian waren von den Räumungen betroffen. Er und seine Frau seien an einem Strand in Sicherheit gebracht worden, sagte der 78-jährige "Apocalypse Now"-Star Martin Sheen in einem Interview. Er habe wenig Hoffnung, dass ihr Haus noch stehe.
 
Lady Gaga sprach den Feuerwehrleuten, Polizisten und Helfern ein großes Dankeschön aus. "Ihr seid wahre Helden", schrieb der Star auf Twitter. Kim Kardashian rief über den Kurznachrichtendienst zu Spenden für Feuerwehrorganisationen auf.

Kalifornien Malibu Waldbrände November 2018 © APA/AFP/ROBYN BECK

Waldbrände Kalifornien November 2018 © APA/AFP

 

Streit mit Trump

US-Präsident Donald Trump warf den zuständigen Behörden in Kalifornien Missmanagement vor und drohte dem von Demokraten regierten Staat mit dem Entzug von Bundesmitteln. "Es gibt keinen Grund für diese massiven, tödlichen und teuren Feuer in Kalifornien außer dem schlechten Forstmanagement", schrieb Trump auf Twitter. Milliarden Dollar würden jährlich ausgegeben und trotzdem stürben so viele Menschen.
 
Der Verband der Feuerwehrleute in Kalifornien (CPF) setzte sich vehement zur Wehr. Trump habe eine "uninformierte politische Drohung gegen die unschuldigen Opfer dieser verheerenden Feuer" ausgesprochen, sagte Verbandschef Brian Rice. Dies sei auch ein "schmählicher" Angriff auf die Feuerwehrleute, die ihr Leben riskieren würden.
 
Auch in den sozialen Medien empörten sich viele über Trumps Reaktion. "Dies ist eine absolut herzlose Antwort", schrieb die Sängerin Katy Perry auf Twitter. Stunden später schlug der US-Präsident einen anderen Ton an und drückte den Feuerwehrleuten und den Betroffenen sein Mitgefühl aus. "Die Zerstörung ist katastrophal. Gott schütze alle".