08. Februar 2023 | 08:47 Uhr
Katastrophe in Türkei und Syrien
Erdbebengebiet: Jetzt droht Schneesturm
Nach den Erdbeben in der Türkei und in Syrien wird nun vor einem Schneesturm im Katastrophengebiet gewarnt.
Als hätten die Überlebenden in der Erdbebenregion im syrisch-türkischen Grenzgebiet nicht schon genug durchgemacht: Die internationale Hilfsorganisation CARE hat am Dienstag davor gewarnt, dass dem Katastrophengebiet nun auch noch ein Schneesturm droht, was vor allem den Obdachlosen und den Menschen in Flüchtlingslagern massive zusätzliche Probleme bereiten dürfte. Unterdessen bemühen sich die Hilfsorganisationen, möglichst schnell zu den Menschen im Erdbebengebiet zu kommen.
© Mustafa Kaya/XinHua/dpa
Es befinden sich unzählige Menschen aufgrund von Warnungen vor Nachbeben oder weil ihre Häuser und Unterkünfte eingestürzt sind, trotz eisiger Kälte und Schnee, im Freien, warnte CARE. "Unsere Arbeit wird durch das extreme Wetter und den Schneefall stark beeinträchtigt, weil wir viele Straßen nicht passieren und so zahlreiche Lagerhäuser und Vorräte nicht erreichen können", sagte Sherine Ibrahim, Länderdirektorin von CARE Türkiye. Trotz des schweren Bebens und der Witterungsverhältnisse bleibe die grenzüberschreitende Hilfe von der Türkei nach Nordwestsyrien bestehen. Mehr als 60 Prozent der 4,6 Millionen Einwohner Nordwestsyriens sind Binnenflüchtlinge und fürchten, dass sie durch die Erdbeben erneut vertrieben werden.
Wettrennen gegen die Zeit
Auch das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) sprach von einem Wettrennen gegen die Zeit, weil die eisigen Temperaturen eine zusätzliche Gefahr für Überlebende darstellen. Um die dringend benötigte Hilfe so schnell wie möglich zu den Betroffenen zu bringen, lancierte die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) einen Spendenaufruf über 70 Millionen Schweizer Franken (70,25 Mio. Euro) für die Türkei und Syrien. Das ÖRK sicherte laut dessen Präsident Gerald Schöpfer dem Türkischen und Syrisch-Arabischen Roten Halbmond 200.000 Euro Soforthilfe aus eigenen Mitteln zu. Er dankte den bisherigen Spendern: "Die Solidarität der Menschen ist unbeschreiblich."
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Die Hilfe der Caritas und der Diakonie in den betroffenen Gebieten ist voll angelaufen, berichtete "Kathpress". "Wir stehen derzeit mit unseren Partnern vor Ort in engem Austausch und evaluieren die Situation", betonte Caritas-Auslandshilfe-Generalsekretär Andreas Knapp. "Kolleginnen und Kollegen vor Ort berichten uns, dass Menschen trotz Temperaturen unter null Grad auf Straßen vor angezündeten Feuern und in Fahrzeugen warten. Knapp: "Es braucht jetzt das Notwendigste: Erste Hilfe, Nahrungsmittel und Wasser, Decken und Schlafsäcke, psychologische Betreuung und die Koordination von Unterkünften."
Besonders prekäre Notsituation in Syrien
Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser verwies auf die besonders prekäre Situation in Syrien. Die Menschen seien "besonders verletzlich und haben nichts mehr, worauf sie in der Notsituation zurückgreifen können, da sie das Nötigste bereits einmal verloren haben", sagte Moser.
Die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision rief den höchsten Katastrophenfall aus und weltweit zu Spenden auf. "Zu den Prioritäten gehört die Unterstützung der Menschen beim Zugang zu sauberem Wasser und Nahrungsmitteln, sanitären Einrichtungen und Hygiene (WASH), Gesundheit, Unterkunft und Schutz, so die Hilfsorganisation. "Unsere unmittelbaren Einsatzgebiete umfassen Gaziantep und Sanliurfa in der Türkei sowie Azaz, Afrin und Idlib im Norden Syriens", so Johan Mooij, Nothilfe Direktor von World Vision in Amman. "Außerdem verteilen wir Brennstoff und Heizmaterial an Sammelunterkünfte. Dringend wird auch Treibstoff benötigt, um medizinische Einrichtungen und Krankenwagen zu versorgen."
Arbeiter Samariterbund hilft mit
Der Arbeiter Samariterbund (ASBÖ) entsendet nach eigenen Angaben ein fünfköpfiges Team seiner internationalen Katastrophenhilfe-Einheit, das mit der "Search and Rescue Unit Vorarlberg" (SARUV) in Rankweil in die Türkei fliegen wird. Das Team des ASBÖ hat auch drei Trümmersuchhunde dabei. Der Einsatz ist zunächst bis 12. Februar geplant.
Die Hilfsorganisation Jugend Eine Welt wies besonders auf die Situation im syrischen Aleppo hin. "Gebäude sind zerstört, Häuser und Hütten ohne Dächer, Fenster und Türen kaputt. Es gibt keine Lebensmittel und keinen Strom. Jene Menschen, deren Häuser nicht zerstört wurden, trauen sich in diese nicht mehr zurück. Die Angst vor möglichen Nachbeben ist zu groß", schilderte Jeannette El Haji Moussa, Koordinatorin des von Jugend Eine Welt betriebenen Don Bosco-Kindergartens in Aleppo.