31. Jänner 2019 | 23:16 Uhr

Chicago Kälte © APA/AFP/JOSHUA LOTT

"Lunge scheint zu explodieren"

Eis-Schock: Amerika friert bei - 60°C ein

ÖSTERREICH-Reporter Herbert Bauernebel berichtet aus dem eingefrorenen Chicago (–30 °C).

Tödliche Extremkälte: Am Donnerstag um 6 Uhr in der Früh hatte es in Minnesota bis zu –40 Grad. Die gefühlte Temperatur ist dramatisch kälter: In Kombination mit dem starken Wind wurde eine Temperatur von knapp –60 °C errechnet.

Lebensgefahr

„Das ist eine historische Kälte“, sagt Chi­cagos Bürgermeister Rahm Emanuel. „Die Temperaturen sind lebensgefährlich, wir müssen handeln.“ In der Millionenstadt sperrten 270 Wärmestuben für 16.000 Obdachlose auf. Die Frostwelle macht den Mittleren Westen und die US-Ostküste kälter als einen Tiefkühler. In Minnesota, wo Einwohner an Eiseskälte gewohnt sind, wurden Schulen und Universitäten geschlossen. Sogar die Briefträger mussten zu Hause bleiben.

Chicago Kälte © APA/AFP/JOSHUA LOTT

Airports lahmgelegt: 5.000 Flüge ersatzlos gestrichen

Alarm. Das extreme Winterwetter führt zum Verkehrschaos: Mehr als 5.000 Flüge wurden seit Montag gestrichen. In 32 US-Staaten gibt es Kältewarnungen, sogar im sonnigen Florida. Die US-Medien überschlagen sich mit Superlativen: In Chicago etwa wäre es frostiger als im Basislager am Mount Everest.

Medien berichten bereits von einem Dutzend Toten: Ein Mann wurde tot in seiner Garage gefunden, eine Schneeschaufel lag daneben. Ein Student (18) erfror vor dem Uni-Gebäude in Iowa. Stromausfälle gibt es in vielen Regionen, auch Gasleitungen sind bedroht. Selbst Schneepflüge bleiben in der Garage. Im Großraum Chicago kämpfen Bahnarbeiter mit Feuern gegen das Einfrieren der Weichen.

Chicago Kälte © APA/AFP/JOSHUA LOTT

Trump spottet

US-Präsident Donald Trump spottet währenddessen über wissenschaftliche Erkenntnisse. „Was zum Teufel ist mit der Erderwärmung los? Bitte komm schnell zurück, wir brauchen dich!“

 


 

ÖSTERREICH-Reporter vor Ort: "So erlebte ich die Kälte in Chicago"

"Am Ausgang des Flugzeugs sagt mir die Stewardess noch augenzwinkernd, ich solle die Kälte nicht unterschätzen. Aber das, was mich beim Tritt ins Freie erwartet, übersteigt meine Vorstellung bei Weitem – und als Österreicher bin ich so einiges gewöhnt.

Minus 27 Grad. Minus 27 Grad Celsius und ein eisiger Wind, der die Haut in Schockstarre versetzt. Die freien Flächen im Gesicht und an den Händen, die ich gezwungenermaßen diesem Wahnsinnsklima aussetze, wissen nicht, ob mit extremer Hitze oder Kälte konfrontiert. Warum kann man diese verdammten Handys nicht mit Handschuhen bedienen? Ich bemerke meinen kondensierenden Atem, der sich seinen Weg ins Freie kämpft.

Kälteschock. Auf dem Weg zurück scheint meine Lunge zu explodieren. Ein hohles, stechendes Gefühl macht sich in meiner Brust breit, und als ich das auf mich wartende Taxi erblicke, umhüllt mich das vorausahnende Gefühl der Dankbarkeit. Im Hotelzimmer dauert es fast eine Stunde, bis ich mich wieder vom Kälteschock erholt habe." - Herbert Bauernebel

Bauernebel © oe24.TV