28. Februar 2017 | 10:25 Uhr
1,4 Millionen ohne Wasser
Chile: Hauptstadt ohne Trinkwasser
Nach den schlimmsten Waldbränden der Geschichte folgten Überschwemmungen.
Für Claudio Orrego ist es längst mehr als ein Warnsignal. Der Regierungsbeauftragte für Santiago de Chile sieht die Tatsache, dass nach einem Unwetter und Überschwemmungen mehr als 1,4 Millionen Menschen in der Hauptstadt Chiles und in angrenzenden Städten plötzlich ohne Trinkwasser sind, als einen Boten des Klimawandels.
"Das Anormale fängt an, normal zu werden", sagt er. Starker Regen in 4.500 Metern Höhe, das komme in den letzten Jahren immer häufiger vor, sagt er dem Portal "Emol.com". Santiago müsse sich nicht nur stärker auf die Gefahr schwerer Erdbeben vorbereiten, sondern auch darauf, dass verstärkte Regenfälle in solchen Höhen die Wasserversorgung in Santiago de Chile von Millionen Menschen erheblich gefährden kann.
Was ist passiert? In den nahe gelegenen Anden hat es sintflutartige Regenfälle gegeben, der Rio Maipo trat über die Ufer und wurde zum reißenden Schlammstrom. Mindestens drei Menschen starben. 19 galten als vermisst, fast 400 Menschen waren von der Außenwelt abgeschnitten und mussten mit Hilfe von Helikoptern versorgt werden.
Der Wasserversorger Aguas Andina war gezwungen, seine Trinkwasserproduktion im Rio Maipo wegen der reißenden Fluten, die viel Geröll mit sich führten, zeitweilig einzustellen. Am Montag konnte zwar die Produktion wieder angefahren werden, "aber noch nicht zu 100 Prozent", teilte der Versorger mit. Zudem müsse man ein Wassernetz von 15.000 Kilometern Länge befüllen.
Lange Schlangen vor Wassertanks
In Santiago bildeten sich Schlangen vor mobilen Trinkwassertanks, wo die Menschen Plastikflaschen befüllten. Chile war erst vor kurzem von den schlimmsten Waldbränden seiner Geschichte heimgesucht worden. Zerstört wurde dabei ein Gebiet von mehr als 500.000 Hektar im Zentrum des Landes - eine Fläche, die mehr als fünf Mal so groß wie Berlin ist. Elf Menschen starben - hier war es vor allem eine große Trockenheit, die die rasante Ausbreitung der Brände begünstigte.
Durch die geografische Lage Santiagos, an den steil abfallenden Anden gelegen, können solche Veränderungen bei Regenmengen in großer Höhe sich zu einem Versorgungsrisiko auswachsen, wie das aktuelle Beispiel deutlich zeigt. Doch für den Regierungsbeauftragten Claudio Orrego ist auch der Versorger an der aktuellen Misere mitschuldig. "Es gab Wettervorhersagen, die diese anormale Situation in der Kordilliere prognostiziert haben."