02. August 2021 | 09:48 Uhr
Flammen toben
Brände: Massenpanik an italienischem Strand
Flammen toben in Mittel- und Süditalien.
Rom. Italien hat die EU gebeten, Löschflugzeuge zu entsenden, um die schweren Brände unter Kontrolle zu bringen, die seit Samstag im Zentrum und im Süden des Landes toben. Da alle Canadair-Flugzeuge des italienischen Zivilschutzes bereits bei Löscharbeiten engagiert sind, bat Italien um die Hilfe anderer EU-Länder, teilte die Regierung in Rom am Sonntagabend mit.
Abruzzen besonders stark betroffen
Von den Bränden besonders stark betroffen war am Sonntag die mittelitalienische Region Abruzzen. Dramatische Szenen spielten sich in der Adria-Stadt Pescara ab, in deren südlichem Teil ein schwerer Brand ausbrach. Betroffen war ein bekannter Pinienhain, die Flammen erreichten die Häuser. Einige Menschen, die gegen die Flammen kämpften, wurden verletzt. An den Stränden kam es zu einer Massenpanik, da der Wind Funken aus dem brennenden Wald bis zum Strand wehten. Badegäste flüchteten vom Strand.
Io ero qui una settimana fa… Ieri le fiamme hanno raggiunto gli ombrelloni della spiaggia… È assurdo, mi vengono i brividi… Un abbraccio a tutti i miei amici abruzzesi… #Pescara pic.twitter.com/MqRrE19faF
— Barbara d'Urso (@carmelitadurso) August 2, 2021
questa è una scuola di Pescara pic.twitter.com/gdVsxLXJKf
— ari????|| in Grecia a cantare Dancing Queen (@Pillypatata) August 1, 2021
#Pescara #1agosto, l’#incendio alla pineta Dannunziana filmato dall’elicottero Drago dei #vigilidelfuoco intervenuto per lo spegnimento pic.twitter.com/nt7oxVyapv
— Vigili del Fuoco (@emergenzavvf) August 1, 2021
Bewohner rannten mit Kübeln und Gartenschläuchen auf die Straße, um ihre Häuser zu retten, während die Flammen immer näher rückten. Löschflugzeuge und Dutzende Feuerwehrleute waren im Einsatz. Auf der Adria-Bahnlinie kam es wegen den Bränden zu starken Verzögerungen. Einige Autobahnstrecken mussten geschlossen werden, weil die Flammen die Fahrbahn fast erreicht hatten.
In der süditalienischen Badeortschaft Campomarino Lido in der Region Molise wurden wegen Brandgefahr 97 Touristen von drei Campingplätzen von der Küstenwache per Schiff in Sicherheit gebracht, nachdem sich die Flammen ausgebreitet hatten. Weitere 900 Badegäste verließen die Ortschaft aus Angst vor den Bränden.
#Pescara, #incendio alla Pineta Dannunziana, dalle 14:30 #vigilidelfuoco al lavoro con 5 squadre, 2 elicotteri e un Canadair: evacuate oltre 100 persone dalle abitazioni, un convento e due lidi balneari. Fiamme sotto controllo, operazioni in corso [#1agosto 20:30] pic.twitter.com/LLY0hNNfh6
— Vigili del Fuoco (@emergenzavvf) August 1, 2021
Auch auf Sizilien schwere Brände
Schwere Brände tobten am Sonntag auch auf Sizilien, in Apulien sowie in der süditalienischen Provinz Campobasso. Seit Tagen lodern vor allem in Süditalien und auf den großen Inseln Feuer. Auch der Westen Sardiniens war besonders betroffen. Dort brannten Wälder und Häuser ab. Rettungskräfte mussten Menschen in Sicherheit bringen. Trockenheit, Hitze und starke Winde sorgen immer wieder dafür, dass sich die Brände ausbreiten.
Obwohl die Strafen für Brandstiftung sehr streng sind und vier bis zehn Jahre Gefängnis drohen, sind Feuer nach wie vor eine sommerliche Plage in Italien. Viele werden aus bauspekulativen Gründen gelegt. Vor allem im Süden wolle man dadurch aber auch die staatliche Aufforstung erzwingen, berichteten Experten. Dafür würden dann Arbeitslose aus der Region eingesetzt.
Brände in Touristengebieten am Mittelmeer wüten weiter
Besonders heftig ist die Situation in der Türkei, wo die Flammen immer wieder durch starke Winde angefacht werden. Im beliebten Urlauberort Bodrum wurde laut dem Sender CNN Türk ein ganzes Viertel evakuiert, 540 Menschen mussten per Boot in Sicherheit gebracht werden, weil die Straßen nicht mehr benutzbar waren.
Auch im Urlaubsort Antalya gab es dem Sender NTV zufolge Evakuierungen. Am Sonntag wurden dort zwei Leichen geborgen. Die Zahl der Todesopfer seit Beginn der Brände vor fünf Tagen stieg damit auf acht. 107 von 112 Bränden seien inzwischen unter Kontrolle, erklärte Land- und Forstwirtschaftsminister Bekir Pakdemirli. In den Touristenregionen Antalya und Mugla wüteten sie aber weiter.
Für die Türkei sind es die schlimmsten Brände seit gut einem Jahrzehnt. Seit Jahresbeginn wurden nach Behördenangaben fast 95.000 Hektar Fläche durch Brände zerstört. In den Jahren 2008 bis 2020 waren es im selben Zeitraum durchschnittlich nur rund 13.000 Hektar.
58 Brände auf der Halbinsel
In Griechenland kämpften am Sonntag 300 Feuerwehrleute weiter gegen mehrere Brände auf dem Peloponnes. Laut dem Zivilschutz waren seit Samstag 58 Brände auf der Halbinsel ausgebrochen, von denen die meisten jedoch rasch unter Kontrolle gebracht werden konnten.
Fünf Dörfer in der Nähe der Stadt Patras mussten evakuiert werden. Auch aus dem kleinen Badeort Loggos wurden fast hundert Einwohner und Touristen in die nahe gelegene Stadt Egio gebracht. Der Bürgermeister des Dorfes Egialia sprach von einer "ungeheuren Katastrophe". "Wir haben über Nacht draußen geschlafen, wir hatten solche Angst, dass wir kein Haus mehr haben könnten, wenn wir aufwachen", sagte ein Bewohner des Dorfes Labiri dem Sender Skai.
Wie die Lokalzeitung "Patras Times" berichtete, zerstörten die Flammen in der Stadt rund 30 Häuser, landwirtschaftliche Schuppen und Ställe. Auch mehrere Olivenhaine seien durch die Brände vernichtet worden. "Wir sind durch die Hölle gegangen", sagte der Anrainer Giorgos Alexopoulos. "Wir hatten Angst, dass wir alles in den Flammen verlieren würden".
Weiterer Waldbrand ausgebrochen
Derweil meldeten die Einsatzkräfte den Ausbruch eines weiteren Waldbrands auf der Insel Rhodos. 67 Feuerwehrleute beteiligten sich mit 20 Einsatzfahrzeugen an den Löscharbeiten. Auch drei Löschflugzeuge und vier Hubschrauber waren im Einsatz.
Große Trockenheit, heftiger Wind und Temperaturen von deutlich über 30 Grad lösen in Griechenland jeden Sommer verheerende Waldbrände aus. Seit Freitag leidet das Land unter einer erneuten Hitzewelle mit Temperaturen zwischen 42 und 44 Grad. Experten sehen darin ein weiteres Zeichen für den Klimawandel.