01. September 2019 | 19:51 Uhr

Dorian Bahamas © Screenshot/Twitter

Kategorie 5

295 km/h! Mega-Hurrikan 'Dorian' traf auf Bahamas

 Es ist der gewaltigste Hurrikan, der die Bahamas seit Beginn der modernen Aufzeichnungen je getroffen hat.

Miami/Nassau. Der hochgefährliche Hurrikan "Dorian" ist mit zerstörerischen Windgeschwindigkeiten von knapp 300 Kilometern pro Stunde auf die nördlichen Bahamas getroffen. Erste Fernsehbilder von der Inselgruppe südöstlich des US-Bundesstaats Florida zeigten ein Bild der Verwüstung - abgedeckte Häuser, umgeknickte Bäume und dramatische Überschwemmungen.

 


"Dorian" fegte am Sonntag (Ortszeit) über die Inseln Great Abaco und Great Bahama hinweg und sollte von dort langsam westlich Richtung Florida weiterziehen. Das gesamte Ausmaß der Schäden auf den Bahamas war zunächst nicht absehbar. Experten des Nationalen Hurrikan-Zentrums (NHC) in Miami warnten, dass "katastrophale Zerstörung" zu befürchten sei. Den nur knapp über Meereshöhe liegenden Inseln drohten lebensgefährliche Sturmfluten von bis zu sieben Meter Höhe und heftige Regenfälle.

 

 

 

Die Behörden des Inselstaats mit rund 400.000 Einwohnern hatten Zehntausende Einwohner aufgefordert, sich in Schutzunterkünfte oder höher liegende Gebiete zu begeben. Laut dem NHC ist "Dorian" der zweitstärkste Hurrikan im Atlantikbecken seit Beginn der Aufzeichnungen.
 
"Dorian" ist ein "katastrophaler" Hurrikan der höchsten Stufe fünf, der an Land typischerweise zu großer Zerstörung führt. Erfahrungsgemäß wird ein Großteil der Häuser abgedeckt oder zusammenstürzen, Bäume und Strommasten knicken ein. Die Versorgung mit Strom und Trinkwasser kann ebenso wie das Kommunikationsnetz für Tage oder Wochen kollabieren.
 

Der Sturm trifft die USA an einem verlängerten Wochenende - am Montag ist dort ein Feiertag. Mehrere Orte in Florida haben bereits Evakuierungen für küstennahe und tiefer liegende Gebiete angeordnet. Gleiches gilt für Küstengebiete in Georgia. Auch in den beiden "Carolinas", South und North Carolina, ist im Lauf der Woche mit heftigen Winden, starken Regenfällen und Überschwemmungen zu rechnen.

800.000 Einwohner von South Carolina evakuiert 

Nassau/Miami. Mit Zwangsevakuierungen von hunderttausenden Küstenbewohnern bereiten sich die USA auf die Ankunft von Hurrikan "Dorian" vor. Nach einer Anordnung von South Carolinas Gouverneur Henry McMaster müssen rund 800.000 Einwohner ab Montagmittag (Ortszeit) ihre küstennahen Häuser und Wohnungen verlassen. Entsprechende Maßnahmen galten auch für mehrere Küstenbezirke in Georgia und Florida.
 
"Dorian" zieht seit Sonntag als Hurrikan der höchsten Kategorie 5 über die Bahamas. Ursprünglich wurde damit gerechnet, dass er am Montagabend oder Dienstagfrüh in Florida auf das US-Festland treffen würde. US-Präsident Donald Trump sagte jedoch am Sonntag, nach jüngsten Erkenntnissen sehe es so aus, dass der Hurrikan vor der Küste abdrehen und in Richtung South Carolina und North Carolina ziehen werde. Der Wirbelsturm werde auch die Bundesstaaten Georgia und Alabama treffen. In Florida waren 12.000 Soldaten im Einsatz.
 
dorian © APA
 
"Dorian" hatte zuvor mit Windgeschwindigkeiten von fast 300 Stundenkilometern die Bahamas erreicht. Auf Video-Aufnahmen waren meterhohe Sturmfluten zu sehen, die teilweise bis zu den Dächern von Holzhäusern aufstiegen. Über Opfer wurde zunächst nichts bekannt, doch befürchteten die Behörden angesichts der geringen Geschwindigkeit, mit der "Dorian" weiterzog, verheerende Schäden.
 
Hubert Minnis, Ministerpräsident der Inselgruppe zwischen Florida, Kuba und Haiti, rief die Bevölkerung auf, sich so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen. "Dorian" sei ein Hurrikan "wie wir ihn in der Geschichte der Bahamas noch nie zuvor gesehen haben", sagte Minnis, der bei einer Pressekonferenz in Tränen ausbrach. Es sei "wahrscheinlich der traurigste Tag" seines Lebens. Laut dem US-Hurrikanzentrum (NHC) dürfte "Dorian" rund 30 Stunden über den Bahamas wüten.
 

Teile der Abacos-Inseln überschwemmt

Teile der Abacos-Inseln wurden überschwemmt. Die Wetterbehörden hatten vor bis zu sieben Meter hohem Hochwasser gewarnt. Auf der Website der Zeitung "Tribune 242" waren Aufnahmen einer Küstenstadt zu sehen, in denen das Wasser bis zu den Häuserdächern reichte. Über Opfer wurde zunächst nichts bekannt.
 
Bahamas-Regierungschef Minnis brach einem Medienbericht zufolge während einer Pressekonferenz in Tränen aus und sprach vom "wahrscheinlich traurigsten und schlimmsten Tag meines Lebens". Einen Hurrikan wie "Dorian" habe es in der Geschichte der Bahamas nie gegeben, sagte er.
 
 

Stärke: Kategorie fünf auf der Saffir-Simpson-Skala 

 
Hurrikan "Dorian" ist einer der schwersten Stürme in der Geschichte der Bahamas. Gleichzeitig ist er schon der fünfte Hurrikan der höchsten Kategorie fünf, der sich in den vergangenen vier Jahren über dem Atlantik gebildet hat.
 

 Was ist ein Hurrikan der Kategorie fünf?

 
Die Saffir-Simpson-Skala teilt Hurrikans je nach ihrer Stärke in fünf Kategorien ein, aus denen sich ihre Gefährlichkeit ergibt. Kategorie fünf ist die höchste Stufe, sie gilt bei Windgeschwindigkeiten ab 252 Stundenkilometern. In der Regel werden Wirbelstürme dieser Stärke von schweren Sturmfluten begleitet, wenn sie an Land treffen. Als "Dorian" die Bahamas erreichte, betrug seine Windgeschwindigkeit fast 300 km/h - nach Angaben den US-Hurrikan-Zentrums (NHS) ein Rekord für das Archipel.
 

Wie häufig gibt es Hurrikans der Stärke fünf und sind nur sie gefährlich?

 
Seit einiger Zeit nimmt die Zahl extrem starker Hurrikans zu. Seit 2016 erreichte jährlich mindestens ein Sturm über dem Atlantik die höchste Stufe - ein Serienrekord. Zuvor waren sie deutlich seltener.
 
Mit "Matthew" formierte sich 2016 erstmals seit neun Jahren wieder ein Hurrikan der Kategorie fünf über dem Atlantik. 2017 richtete "Irma" - ebenfalls ein Kategorie-Fünf-Sturm - in der Karibik und Florida schwere Schäden an. Im vergangenen Jahr erreichte Hurrikan "Florence" zwar nur noch die niedrigste Stufe eins, als er auf die US-Südostküste traf. Dennoch war er wegen seines sintflutartigen Regens extrem gefährlich.
 
Zur den verheerendsten Naturkatastrophen der USA zählt bis heute "Katrina": Mehr als 1.800 Menschen kamen durch den Hurrikan ums Leben, als er Ende August 2005 auf die US-Golfküste traf. Die meisten Opfer hatte New Orleans zu beklagen, weil dort die Dämme brachen.
 

Verheerendes Jahr 2018

 
Das vergangene Jahr sorgte für eine Serie besonders gefährlicher Hurrikans, darunter "Florence" und "Michael": Dutzende Menschen starben, allein in North und South Carolina sowie in Florida beliefen sich die Schäden auf umgerechnet 29 Milliarden Euro. "Michael" gilt als der stärkste Sturm seit 1969, der auf das US-Festland traf.
 
Für dieses Jahr sagte die US-Wetterbehörde NOAA eine "fast normale" Hurrikan-Saison im Atlantik voraus. Dennoch rief sie die Bevölkerung auf, sich vorzubereiten: 80 Millionen Menschen leben in den USA in Risiko-Zonen, auch wenn diese nicht immer direkt an den Küsten liegen - denn Überschwemmungen in Gefolge von Hurrikans gelten als größere Bedrohung als die starken Winde.
 

Steht noch Schlimmeres bevor?

 
Wissenschafter warnen seit langem, dass Tropenstürme durch die Klimaerwärmung noch zerstörerischer werden dürften. Einige sagen, dies sei jetzt schon der Fall. Ein Grund dafür sind die zunehmenden Temperaturen der Ozeane, die zur Entstehung schwerer Hurrikans beitragen. Aber auch der steigende Meeresspiegel könnte dazu führen, dass Sturmfluten im Gefolge der Hurrikans immer häufiger die Küstenschutzanlagen überwinden.
 
 

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