10. November 2019 | 23:31 Uhr

Sölden Stephan V. und Roy B. © Zeitungsfoto.at/Daniel Liebl; privat

Zwei Tote in Sölden

ÖSV-Trainer starb bei Lawinen-Drama

Die beiden Holländer, die verschüttet wurden, waren sehr erfahren – aber sehr leichtsinnig.

Die etwa 700 Holländer, die im Wintersportbereich tätig sind und die am Wochenende zum Winter­opening nach Sölden kamen, hielten Sonntagmittag zwei Trauerminuten für ihre getöteten Landsleute ab.

Viele von ihnen hatten am Vortag den Einsatz der Bergrettung mit drei Hubschraubern auf der gesperrten, ex­trem steilen Piste auf rund 2.900 Meter Höhe von der sicheren Piste in Sichtweite miterlebt – gefilmt und auch auf Facebook gestellt. Die beiden Opfer wurden unter 2,5 bis 3 Meter Schnee begraben, nachdem sie mit ihren Boards auf dem Rettenbachferner von der Piste abgefahren waren. Und das, obwohl es im Vorfeld auf einigen Blogs eindringliche Warnungen gab, dass der Schnee noch nicht trägt und der Wind ihn zusätzlich verfrachtet.

Rettenbachferner Sölden Lawine © Zeitungsfoto.at/Daniel Liebl

Einer gerettet

Doch die beiden Wintersport-Profis – Roy B. (33) war Product Manager bei einem Freeride-Reisebüro und Stephan V. (39), der in ­Kaprun lebte, war zuletzt sogar Snowboardausbilder beim ÖSV – fühlten sich zu sicher, zumal sie mit Lawinenairbags ausgerüstet waren. Ihr Landsmann Rolf Westerhof, ein Schneesicherheitsexperte: „Sie wussten definitiv, dass ein hohes Risiko besteht.“ Ein weiterer Sportler (54) und Freund der Verstorbenen war mit ihnen den steilen Bereich hinuntergeschwungen, als sich eine 50 Meter breite Schneedecke löste. Der dritte Mann konnte sich befreien und musste wie alle anderen Zeugen mit ansehen, wie die Leichen geborgen wurden. (kor)

Leichtsinn pur abseits der Pisten

In der Wintersportsaison vor einem Jahr starb der erste Skifahrer im freien Skiraum durch ein Schneebrett am 13. Dezember – heuer sind wir mit der Horror-Meldung von zwei Lawinen-Toten Anfang November in Sölden sehr früh dran. Wer jetzt glaubt, dass andere dadurch vorsichtiger und weniger leichtsinnig wären, hat sich getäuscht: Nur kurz nach dem Unglück von Sölden stürzte in Hintertux ein chinesischer Snowboarder, der mit einer Gruppe Landsleuten ins felsendurchsetzte Gelände gerauscht war, so schwer, dass die Bergrettung mit zehn Mann anrücken musste.

In St. Leonhard im Pitztal wiederum war eine Snowboarderin aus Polen (31) mit einem befreundeten Paar und ihrem Freund über eine Absperrung gestiegen und im 40 Grad steilen, eisigen Gelände gelandet. Das Paar konnte sich nach oben retten, der Freund ratterte selbstmörderisch zu einer Querung, nur die Polin traute sich nicht mehr vor noch zurück: Notruf! Alle vier wurden unverletzt geborgen.