01. Oktober 2015 | 14:57 Uhr

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Infektionen

West-Nil-Virus wird in Österreich heimisch

Sieben Fälle wurden bisher in diesem Jahr in Österreich registriert.

Immer wieder dürfte es mittlerweile in Österreich zu West-Nil-Virus-Infektionen kommen. Sieben Fälle wurden bisher in diesem Jahr in Österreich registriert. Das schrieben jetzt die Wiener Experten Stephan Aberle und Franz X. Heinz in der "Virusepidemiologischen Information".

"In Österreich wurden bisher zwei autochthone (nicht importierte; Anm.) klinische Fälle im Jahr 2009, einer 2010 sowie zwei in diesem Jahr nachgewiesen. Darüber hinaus konnte das Virus im Rahmen des Blutspender-Screenings bei asymptomatischen Personen entdeckt werden, und zwar 2014 einmal und heuer bereits fünf Mal", stellten die Experten vom Department für Virologie der MedUni Wien fest.

Der wahrscheinliche Infektionsort lag demnach in allen diesen Fällen im nordöstlichen Österreich, wo das Virus auch in Gelsen und Vögeln entdeckt worden ist. Obwohl derzeit in Österreich nur mit relativ wenigen Infektionen zu rechnen sei, habe die Sache Bedeutung für das Blutspendewesen. Gleichzeitig sollten Ärzte bei Patienten, die speziell in den Sommermonaten mit verdächtigen neurologischen Symptomen Hilfe suchen, eventuell auch an die Möglichkeit einer solchen Infektion denken.

"In seinem natürlichen Reservoir zirkuliert das West-Nil-Virus zwischen Stechmücken (vor allem Culex Arten, den bei uns heimischen Gelsen) und Vögeln und kommt mit Ausnahme der Antarktis auf allen Kontinenten der Erde vor. Der Mensch spielt für den natürlichen Viruskreislauf keine Rolle, sondern wird nur zufällig durch den Stich Virus-tragender Gelsen infiziert", schrieben die Fachleute. Entsprechend der Gelsen-Aktivität sei vor allem von Juli bis September mit Infektionen zu rechnen.

Zu 80 Prozent verläuft eine Infektion ohne Symptome, sonst zumeist mit Symptomen einer milden fieberhaften Erkrankung. Bei 0,7 Prozent der Betroffenen entwickelt sich aber eine neurologische Symptomatik. Die Kranken müssen dann ins Spital aufgenommen werden. Ähnlich wie bei der FSME sind schwere Verläufe bei älteren Personen häufiger, die Sterblichkeit liegt dann bei rund zehn Prozent.

Da eine Übertragung des Virus auch durch Blutprodukte möglich ist, hat sich das Gesundheitsministerium in diesem Sommer zur Einführung einer Meldepflicht entschlossen, um Entscheidungen betreffend Sicherheitsmaßnahmen (Rückstellung von Blutspendern aus betroffenen Gebieten oder die Einführung eines Screenings aller Blutspenden per Polymerase-Kettenreaktion/PCR) treffen zu können.

Die in Europa von West-Nil-Virus betroffene Zone umfasst vor allem Südeuropa (Italien, Griechenland und den Balkan) sowie Staaten wie Ungarn, Rumänien und Russland. Nicht betroffen ist der Norden Europas. In Deutschland wurde das Virus bisher nicht gefunden. Österreich liegt am nördlichen Rand der Verbreitungsgebiete. Das Ausmaß der Erkrankungen variiert sehr stark von Jahr zu Jahr (auch zwischen den Regionen). Der größte Ausbruch in Europa wurde im Jahr 2010 in Griechenland mit mehr als 250 Erkrankten registriert.