16. Mai 2023 | 21:03 Uhr
Hochwasser-Alarm in Wien
Dauerregen: Murenabgänge und Überschwemmungen
Der tagelange teils intensive Regen hat zu Überschwemmungen, Murenabgängen und Hangrutschungen geführt.
Besonders betroffen waren die Bezirke im Süden und Osten der Steiermark: In Gamlitz (Bezirk Leibnitz) hat ein rutschender Hang eine Mauer eines Pflegeheims beschädigt. Es musste teilweise evakuiert werden. Im wenige Kilometer entfernten Straß entgleiste Dienstagabend der Triebwagen eines Personenzugs wegen der von einer Mure verlegten Gleise, hieß es seitens der Polizei.
© APA/BFVFB/K. LENZ
In Gamlitz haben sich Dienstagnachmittag aufgrund massiver Regenfälle Teile einer etwa 80 Meter langen und fünf Meter breiten Steinmauer hinter einem Pflegeheim nahe dem Ortszentrums gelöst. Erde und Gestein drückten Balkontüren ein und drangen in die Zimmer von Bewohnern vor, die zu dem Zeitpunkt aber nicht mehr in ihren Räumlichkeiten waren. Bürgermeister Friedrich Partl (ÖVP) sagte der "Kleinen Zeitung", dass rund 20 Personen ihre Zimmer räumen mussten, weil ihre Zimmer gefährdet waren oder sind: "Sie sind teilweise bei den Familien oder anderen Pflegeheimen untergebracht."
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Zug prallt gegen Mure und entgleist
Kurz nach 22.00 Uhr entgleiste in Straß ein Triebwagen eines ÖBB-Personenzugs, der auf der Strecke zwischen Spielfeld und Ehrenhausen unterwegs war. Der 36-jährige Lokführer, der noch ein Bremsmanöver eingeleitet hatte, das aber vergebens war, erlitt laut Polizei leichte Verletzungen und wurde für die medizinische Abklärung in das LKH Wagna gebracht. Ursache für die Entgleisung war ein Murenabgang. Erdmassen und Geröll hatten die Gleise verlegt. Passagiere befanden sich keine im Zug.
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Allein im Bereichsfeuerwehrverband Feldbach standen 26 Wehren mit über 300 Einsatzkräften bei zahlreichen Schadstellen im Einsatz. Die Hauptaufgaben waren das Auspumpen von Kellern und das Freimachen von Verkehrswegen von Vermurungen, hieß es in einer Aussendung. Um eine erneute Überschwemmung in der Ortschaft Bairisch Kölldorf in Bad Gleichenberg zu verhindern - der Ort war am 7. Mai bereits von Wassermassen betroffen - wurde eine Art Schutzwall aus Betonleitwänden und Sandsäcken errichtet.
Hochwasser-Alarm auch in Wien
Die Regenfälle der letzten Wochen haben die Pegel der Donau und der Wienerwaldbäche stark ansteigen lassen und bis Mittwochnachmittag werden in Wien allein 35 bis 50 Liter pro Quadratmeter Regen erwartet. Die Wiener Gewässer sprechen deshalb für Mittwoch eine Hochwasserwarnung aus, wie "ORF Wien" berichtet.
Am Mittwochvormittag kam es dann auch zu einer kleineren Überflutung. Der Liesingbach überschwemmte Geh- und Radwege.
Der Liesingbach nach dem Monsun. pic.twitter.com/oi21gKgt7T
— Ulrich Elling (@EllingUlrich) May 17, 2023
Wir berichten LIVE über die aktuelle Lage
Besserung in Sicht
Am Mittwochnachmittag setzten sich laut den Meteorologinnen und Meteorologen die Niederschläge noch in vielen Regionen fort, im Lauf der Nacht auf Christi Himmelfahrt klingt der Regen jedoch überall ab. Die kommenden Tage bringen nur noch vereinzelte Schauer und zumindest zeitweise zeigt sich auch die Sonne. Außerdem wird es deutlich wärmer
Wetter beruhigt sich
Am Nachmittag lässt der Regen nach, der Himmel lockert immer mehr auf.
Bereits Mengen eines durchschnittlichen gesamten Mai
Von Dienstag bis Mittwochvormittag hat es in vielen Regionen Österreichs innerhalb von 24 Stunden zwischen 20 und 50 Millimeter geregnet. Bei Fraxern in Vorarlberg waren sehr kleinräumig sogar um die 90 Millimeter, teilte Geosphere Austria auf APA-Anfrage mit. Damit wurden in diesem Mai bereits jetzt zur Monatsmitte die Niederschlagsmengen eines durchschnittlichen gesamten Mai erreicht. In der Nacht auf Christi Himmelfahrt dürfte der Regen überall jedoch abklingen.
"Um die 50 Millimeter hat es in den letzten 24 Stunden zum Beispiel in Niederösterreich in St. Pölten, Lilienfeld und Langenlebarn geregnet und in der Steiermark in Bad Radkersburg und Leibnitz", erläuterte Alexander Orlik, Klimatologe bei Geosphere Austria. "So viel Regen in 24 Stunden gibt es in diesen Regionen durchschnittlich alle drei bis vier Jahre, meist in den Sommermonaten. In einem Mai sind derartige Regenmengen deutlich seltener und kommen nur alle zehn bis 20 Jahre vor", betonte der Experte.
Erste Überflutungen in Wien
Auch in Wien sorgt der Dauerregen nun für erste kleinere Überflutungen. Der Liesingbach ist über die Ufer getreten.
Der Liesingbach nach dem Monsun. pic.twitter.com/oi21gKgt7T
— Ulrich Elling (@EllingUlrich) May 17, 2023
Erhöhte Wasserstände an Flüssen in Niederösterreich
Seit Tagen anhaltender Regen hat erhöhte Wasserstände an niederösterreichischen Flüssen verursacht. Zum Teil wurden laut einer Aussendung von Mittwoch Werte eines einjährlichen Hochwassers verzeichnet. "In den kommenden 24 Stunden ist mit einer generellen Entspannung der Situation zu rechnen, auch wenn lokal weiterhin erhöhte Pegelstände mit kleineren Ausuferungen nicht ausgeschlossen werden können", teilte LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) mit.
Zentrum der Niederschläge war den Angaben zufolge das südliche Niederösterreich, insbesondere im Großraum Wienerwald, wo in den vergangenen 24 Stunden bis zu 75 Millimeter Regen gefallen sind. Dadurch haben die Abflüsse an den südlichen Donauzubringern die Größenordnung eines einjährlichen Hochwasserereignisses erreicht. Vereinzelt lagen die Werte auch darüber, etwa an Perschling und Großer Tulln. Die höchsten Wasserstände wurden hier für Mittwochvormittag prognostiziert. An der Donau in Niederösterreich soll in der Nacht auf Donnerstag die Marke eines einjährlichen Hochwassers erreicht werden.
Die Feuerwehr rückte in mehreren Bezirken zu Hochwassereinsätzen und Auspumparbeiten aus. Insgesamt wurde die Lage am Vormittag vom Landeskommando auf Anfrage jedoch als "ruhig" bezeichnet.
Durch die ausgiebigen Niederschläge seien die Böden mittlerweile gut mit Wasser versorgt, nach den langen Trockenperioden der vergangenen Monate trete damit für die Vegetation eine deutliche Verbesserung ein, wurde in der Aussendung mitgeteilt. "In den meisten Regionen Niederösterreichs sind bereits steigende Grundwasserstände ersichtlich", hielt Pernkopf fest. Inwieweit dies auch zu einer nachhaltigen Entspannung im südlichen Wiener Becken mit den derzeit besonders niedrigen Grundwasserständen beitragen wird, "kann erst in einigen Wochen beurteilt werden", hieß es
Mehr als 100 Feuerwehreinsätze in Vorarlberg
Wegen starker Regenfälle waren die Vorarlberger Feuerwehren am Dienstag und in der Nacht auf Mittwoch 104 Mal im Einsatz. Schwerpunkt waren dabei die Regionen Feldkirch und Vorderland mit 88 Einsätzen, teilte die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle Feldkirch auf Anfrage der APA mit. Vor allem sei es darum gegangen, Wasser aus Kellern und Unterführungen zu pumpen. Auch ein paar kleinere Hangrutschungen gab es. Verletzt wurde niemand.
In Weiler im Bezirk Feldkirch geriet gegen 17.30 Uhr ein Hang ins Rutschen, ein angrenzendes Hauses wurde vorübergehend von der Feuerwehr evakuiert. Nachdem ein Bagger den Großteil des abgerutschten Erdmaterials entfernt hatte, konnten die Bewohner wieder in ihr Haus zurückkehren.
In der Nacht fielen lokal 60 bis 80 Liter Regen pro Quadratmeter, Mittwochfrüh hatte sich die Lage aber bereits wieder beruhigt. Praktisch im ganzen Land hatte es aufgehört zu regnen, weitere Niederschläge waren nicht prognostiziert.
Drei Tote und Vermisste in Norditalien
Die schwere Unwetterfront, die seit Dienstag die norditalienischen Adria-Regionen Emilia Romagna und Marken heimgesucht hat, hat drei Menschenleben gefordert. Bei den Todesopfern handelt es sich um drei Männer. Mindestens vier weitere Personen werden vermisst, berichteten italienische Medien am Mittwoch.
Ein 70-jähriger Mann wurde von der Feuerwehr tot geborgen, nachdem in der Ortschaft Ronta di Cesena ein Fluss über die Ufer trat. Seine Frau wird vermisst. Ein weiterer Pensionist ertrank in der Stadt Forli, nachdem Wasser in das Erdgeschoß seines Hauses eingedrungen war. Seine Frau konnte gerettet werden. Die Leiche eines Mannes wurde auf einem Strand nahe Cesenatico aufgefunden.
Forli ist teilweise überschwemmt, nachdem der Fluss Montone über die Ufer trat. Laut dem Bürgermeister Gian Luca Zattini werde mindestens Person vermisst. Überschwemmungen gab es auch in den Städten Cesena, Faenza, Senigallia, Riccione und Rimini.
Murenabgang sorgt für ÖBB-Schienenersatzverkehr in Tirol
Ein Murenabgang zwischen den Bahnhöfen Roppen und Imst-Pitztal im Tiroler Oberland sorgt seit Dienstagabend für eine Streckenunterbrechung der ÖBB. Zwischen Ötztal Bahnhof und Landeck-Zams wurde daher ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Laut ÖBB kann sich die Fahrtzeit um eine Stunde verlängern. Der Schienenersatzverkehr werde voraussichtlich bis Mittwoch um 14.00 Uhr aufrecht bleiben, hieß es.
© APA/BFVFB/K. LENZ
Die ÖBB verwiesen darauf, dass das Platzangebot begrenzt sein könnte, alternative Reisemöglichkeiten sollten daher genutzt werden. Menschen, die bei der Fahrt Unterstützung brauchen, sollen sich mit dem Kundenservice in Verbindung setzen.
Noch einmal bis zu 25 Liter
In weiten Teilen des Landes regnet es weiterhin stark - erst am Nachmittag beruhigt sich das Wetter dann wieder.
Fast 100 Liter Regen in 24 Stunden
Hier regnete es in den vergangenen 24 Stunden am meisten
Fraxern: 94,4 mm
Bad Radkersburg: 54,5 mm
Leibnitz: 52,8 mm
Lilienfeld: 49,9 mm
Buchberg: 49,8 mm
St. Pölten: 48,9 mm
Zug prallt gegen Mure und entgleist
Am Dienstagabend kam es aufgrund eines Murenabganges auf der Bahnstrecke zwischen Spielfeld und Ehrenhausen zu einer Entgleisung eines Triebwagens. Der Lokführer erlitt leichte Verletzungen.
Kurz nach 22 Uhr fuhr ein 36-jähriger Lokführer mit einem dreiteiligen Triebwagen auf der Bahnstrecke von Spielfeld in Richtung Graz Hauptbahnhof. Im Personenzug befanden sich zu dieser Zeit keine Fahrgäste.
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Die Prognose für heute
Tiefdruckeinfluss sorgt weiterhin für dichte Bewölkung und am Vormittag regnet es in der gesamten Nordhälfte Österreichs noch, wobei der Schwerpunkt voraussichtlich zwischen Salzburg und dem Mostviertel liegt. Die Schneefallgrenze liegt hier zwischen 1000 und 1300m Seehöhe. Im Süden lässt der Niederschlag bereits in der Früh und am Vormittag deutlich nach und klingt ganz ab, auch abseits der Berge wird der Regen tagsüber zusehends weniger. Auflockerungen bleiben dennoch selten. Der Wind weht am Alpenostrand lebhaft, mitunter auch stark aus Nordwest. Frühtemperaturen 5 bis 12 Grad, Tageshöchsttemperaturen bei nur 6 bis 16 Grad, wobei es im Südosten am mildesten wird.
Herzlich Willkommen zum Live-Ticker
In weiten Teilen Österreichs regnet es am Mittwoch weiter. Wir berichten LIVE: