25. Juli 2018 | 14:19 Uhr

Schwitzen © Getty Images

Hitzewelle

Uns drohen 10 Tage Sahara-Hitze

Die extreme Hitze wird auch in den nächsten Tagen nicht vorbeigehen.

Temperaturrekorde, Trockenheit, Waldbrände - die Nordhemisphäre wird derzeit von einer Hitzewelle heimgesucht. Der Klimawandel mag eine Rolle spielen, die Situation ist aber nicht allein darauf zurückzuführen, sagen Experten. "Sie hängt in erster Linie mit einer speziellen Wettersituation zusammen", betonte Klimaforscher Klaus Haslinger von der ZAMG in Wien.

"Auf der Nordhemisphäre bestehen derzeit sehr stabile Hoch- und Tiefdruckgebiete, die sich nicht oder nur wenig verlagern. Diese blockieren den Westwind-Drift", erläuterte Haslinger. "Üblicherweise wandern diese Systeme, dann zieht einmal ein Tief durch, dann kommt wieder ein Hoch, dann hat man ein Wetter, das sich über mehrere Tage ändert. Wenn sich eine Situation einstellt, in der diese Verlagerung gebremst ist, oder streckenweise gar nicht mehr stattfindet, dann stellen sich so extreme Zustände ein."

Das Wetter am Donnerstag

Wie lange die Situation noch anhält, könne man seriös nicht sagen. "Aber in der nächsten Woche wird sich daran nichts ändern", sagte Haslinger. Einige Meteorologen sprechen von 10 Tagen Hitze.

Vom Tiroler Unterland ostwärts bilden sich im Lauf des Tages mit hochreichenden Quellwolken einige Gewitter. Zwischendurch zeigt sich aber auch die Sonne. Ganz im Westen und im Süden ist die Gewittergefahr nur gering und es bleibt weitgehend trocken. Der Wind weht schwach bis mäßig, im östlichen Flachland auch lebhaft aus nördlichen Richtungen. Frühtemperaturen 14 bis 20 Grad, Tageshöchsttemperaturen 24 bis 30 Grad.

Freitag

Der Tag beginnt noch recht sonnig, tagsüber kocht die Luftmasse aber rasch wieder auf und bereits am Vormittag sind erste Gewitter zu erwarten, bis zum Abend breiten sie sich auf fast ganz Österreich aus. Am ehesten trocken bleibt es ganz im Westen. Abgesehen von einzelnen stärkeren Böen in Gewitternähe bleibt es schwach windig. Frühtemperaturen 13 bis 20, Tageshöchsttemperaturen schwüle 23 bis 31 Grad.

 

Waldbrände in Schweden

In Schweden, eigentlich bekannt für Kälte und Schnee, sind im ganzen Land Waldbrände ausgebrochen, Dutzende innerhalb des nördlichen Polarkreises. Die anhaltende Trockenheit in dem Land erklärte Haslinger so: "Über Westrussland liegt ein stabiles Hoch, das immer wieder sehr warme und trockene Luftmassen nach Skandinavien bringt. Die Folge ist der ausbleibende Niederschlag und Hitze."

Beobachtet wurde diese Wettersituation seit dem Frühjahr "immer wieder", sagte der Fachmann der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. "In den letzten Wochen hat es sich festgesetzt. Es gibt natürlich gewisse Variationen, manchmal war das Muster nicht so stark, aber in den vergangenen Wochen war diese Wetterlage sehr stabil."

Über 50 Grad in Afrika

Aus manchen Ländern wurden Rekordtemperaturen gemessen. An einer Wetterstation in der Sahara in Algerien zeigte das Thermometer 51,3 Grad - die höchste je aufgezeichnete Temperatur in Afrika. Es sei allerdings nicht leicht, diesen Rekord einzuschätzen, meinte Haslinger. "Man müsste wissen, wie lange die Messreihe ist und unter welchen Bedingungen dort gemessen wird. Im Juni wurde auch aus Katar ein Rekord vermeldet. Wir haben nachgeschaut und festgestellt, dass ähnlich hohe Werte bereits im 2017er- und 2011er-Jahr verzeichnet wurden, aber die lagen gerade noch ein bisschen unter dem neuen Rekord. Ich will das nicht relativieren, diese Temperaturen sind ein sehr starkes Signal, aber wir von der Klimaforschung schauen sehr genau auf die Datenbasis."

Neue Trockenkatastrophe?

Britische Medien vergleichen die derzeitige Situation mit ähnlichen Zuständen von 1976, als Westeuropa von einer der größten Dürre- und Trockenkatastrophen betroffen war. Ungewöhnlich extreme Hitze etwa über Großbritannien gab es also schon früher, wie Haslinger bestätigte. "Wenn man sich weiter zurückreichende Daten anschaut, sieht man, dass es immer wieder sehr trockene Jahre oder Sommer gab. Das ist ein Zeichen, dass im Klimasystem viel Variation möglich ist und man mit dem direkten Schluss, das seien Auswirkungen des Klimawandels, vorsichtig umgehen muss. 1976 war es eben auch sehr trocken, die Temperaturerhöhung allerdings nicht so stark wie heuer."

Feuchter Nachschub derzeit blockiert

Inwiefern die Temperaturen im Nordatlantik und die Verteilung dieser Wassertemperaturen einen Einfluss auf die Etablierung solcher Wettersituationen haben, sei Gegenstand intensiver Untersuchungen, berichtete der Klimaforscher. "Natürlich: Im Zuge des Klimawandels erwärmt sich die Meeresoberflächentemperatur", führte Haslinger aus. "Aber eigentlich wäre das rein vom physikalischen Prinzip her ein Gegenwirken. Weil wenn das Meer wärmer ist, würde mehr verdunsten und mehr Feuchtigkeit wieder in die Atmosphäre gelangen. Da braucht es aber wieder die geeigneten Wettersituationen, die diese Feuchtigkeit in die trockenen Gebiete bringt. Derzeit ist dieser feuchte Nachschub blockiert."