02. November 2019 | 13:29 Uhr

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Umwelt-NGOs laufen Sturm

Unberührter Gletscher soll Skigebiet weichen

Der geplante  Zusammenschluss der Skigebiete Pitztal und Ötztal sorgt für Aufregung. 

Die Umweltschutzorganisationen Österreichischer Alpenverein, Naturfreunde und der WWF haben gemeinsam gegen den geplanten Zusammenschlusses der Skigebiete Pitztal und Ötztal ausgesprochen. Durch die Verbauung eines bisher noch unberührten Gletschers würde "der Naturhaushalt ständig beeinträchtigt werden", hieß es.
 
Konkret geht es um die geplante Errichtung des "größten zusammenhängenden Gletscherskigebiets in Europa". Mit zusätzlichen 64 Hektar an Skipisten sollen die Lifte im Ötztal mit jenen im Pitztal verbunden werden. Drei Seilbahnen, ein asphaltierter Speicherteich und die Planierung, Überschüttung sowie Abtragung von 72 Hektar gewachsenem Gletscher stehen laut den Umweltorganisationen etwa am Plan. Auch ein 600 Meter langer Skitunnel und die Schleifung eines Berggrats am Linken Fernerkogel um 40 Höhenmeter sind vorgesehen.
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Rechtliche Möglichkeiten

"Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, so lange wir können", zeigte sich Robert Renzler, Generalsekretär des Österreichischen Alpenvereins, kämpferisch. Er schloss damit auch den Gang vor das Bundesverwaltungsgericht nicht aus. Als Alpenverein sei man finanziell in der Lage, dies zu tun, aber "Klimaschutz muss man sich leisten können", meinte er. Seit Mai diesen Jahres wird eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt.
 
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Fotos zeigen bereits Arbeiten am Gletscher
 
 "Tirol ist ein starkes Tourismusland und das ist auch gut so. Aber die Ausbaugrenzen sind erreicht", sagte Renzler. Der Skibetrieb auf dem Gletscher würde einen enormen Energieaufwand bedeuten. Leopold Füreder, Vorsitzender der Naturfreunde Tirol, warnte davor, Tieren ihren Lebensraum zu nehmen. "Da kommen dann keine Steinböcke vor, wenn Skifahrer munter runterfahren".
 

Schutz der Gletscher

Für Josef Schrank, Alpenschutzexperte des WWF Österreich, brauche es eine "nachhaltige Raumordnungspolitik" und einen stärkeren Gletscherschutz - denn dieser sei in Österreich "löchrig". Wie Daten der EU-Umweltbehörde zeigen, würde gerade in den Ötztaler Alpen dieser Schutz besonders wichtig sein. Während in den vergangenen sechs Jahren die Gletscherfläche in Österreich um mehr als sieben Prozent zurückgegangen sei, hätte man in den Ötztaler Alpen einen Rückgang von fast zwölf Prozent verzeichnet, sagte Schrank.
 
Nach Meinung der Allianz habe die Landesregierung die moralische und rechtliche Verpflichtung, das Projekt zu stoppen und den Schutz von noch unberührten Gletschern voranzutreiben. In Österreich seien ohnehin nur mehr sieben Prozent der Staatsfläche naturbelassen und unerschlossen.