12. April 2024 | 10:46 Uhr

Zehn Verschüttete unter Lawine in Österreich vermutet © Frank Rumpenhorst/dpa/Symbolbild

Nach Todes-Drama

Tückische Lawinen: Experten warnen jetzt Wanderer

Nach einem Lawinenunglück im Tiroler Ötztal am Donnerstag mit drei Todesopfern haben das Land Tirol und der Lawinenwarndienst auf die weiterhin erhöhte Gefahr von Gleit-und Nassschneelawinen aufmerksam gemacht.

Neben Skitourengehern betreffe dies auch Wanderer, nachdem diese Lawinen "in steilen Rinnen teilweise bis ins Grüne vorstoßen", sagte Patrick Nairz, Leiter des Lawinenwarndienstes, am Freitag. "Zonen mit Gleitschneerissen sollten daher gemieden werden", hielt er fest.

Der Experte verwies in einer Aussendung auf die besondere Tücke bei dieser Art von Lawinen: "Gleitschneelawinen sind sehr schwer vorherzusagen. Sie lösen sich immer spontan und ohne Einwirkungen von Wintersportlerinnen und -sportlern oder auch Wandererinnen und Wanderern." Die Gefahr steige indes insbesondere im Tagesverlauf und mit zunehmender Sonneneinstrahlung an.

Auch Sicherheitslandesrätin Astrid Mair (ÖVP) warnte bei der aktuell zum Teil geltenden Lawinenwarnstufe drei ("erheblich") vor einer "nicht zu unterschätzenden Lawinengefahr". "Auch auf vermeintlich schneefreien Wanderwegen im hochalpinen Gelände sind Lawinen nicht auszuschließen", fügte sie hinzu. In höheren Lagen liege immer noch viel Schnee. Die Lawinenausrüstung sollte daher stets mit im Gepäck sein.

Lawinenabgang mit drei Toten im Ötztal

Bei dem Lawinenabgang in Sölden nahe der Martin-Busch-Hütte (2.501 Meter Seehöhe) wurden drei niederländische Skitourengeher im Alter von 60, 35 und 33 Jahren getötet. Ein 32-Jähriger kam mit leichten Verletzungen davon. Die vier waren von einer 180 Meter langen und 80 Meter breiten Nassschneelawine verschüttet worden, die sich ohne Fremdeinwirkung spontan gelöst hatte. Die Opfer waren Teil einer 17-köpfigen Tourengruppe, die mit vier Bergführern unterwegs war.

Die Suchaktion, die unter den Bedingungen eines Großeinsatzes geführt worden war, gestaltete sich aufgrund der äußerst gefährlichen Lawinensituation schwierig. Die Suche musste unterbrochen werden, ein bereits verstorbener Verschütteter wurde schließlich mit einem Tau geborgen.

Erst am Dienstag wurde einer sechsköpfigen Wandergruppe am Bärenkopf am Achensee (Bezirk Schwaz) eine Gleitschneelawine zum Verhängnis. Ein 19-jähriger Deutscher wurde von den Schneemassen fast 300 Meter mitgerissen, verschüttet und getötet. Seine Kameradinnen und Kameraden überlebten den Unfall. Laut einer Analyse des Lawinenwarndienstes wurde auch in diesem Fall die Lawine nicht unmittelbar von den Wanderern ausgelöst, da sich diese spontan gelöst hatte.