10. Jänner 2019 | 23:57 Uhr
Katastrophen-Brennpunkt
Todeslawinen bedrohen Dörfer in ganz Österreich
Tausende von Außenwelt abgeschnitten. Entspannung der Lage ist nicht in Sicht.
Für weite Teile Österreichs gelten nach wie vor die höchsten Lawinenwarnstufen 4 und 5. Besonders betroffen sind dabei Tirol, Salzburg, die nördliche Steiermark und Niederösterreich. Das große Problem: Aufgrund des schlechten Wetters sind keine Erkundungsflüge der Hubschrauber des Bundesheeres und des Innenministeriums möglich.
Keine Heli-Flüge. Alleine in der Steiermark stehen rund 40 solcher Lawinenerkundungsflüge an. Ein erstes vages „Flugfenster“ soll sich allerdings erst im Laufe des heutigen Tages auftun.
Insgesamt sind in ganz Österreich mehr als 2.000 Menschen nach wie vor von der Außenwelt abgeschnitten. Maßgeblicher Brennpunkt ist dabei Hohentauern im Murtal.
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Hohentauern: Heute soll die Evakuierung starten
550 Menschen sind seit Samstag eingekesselt. Gestern gelang erstmals der Durchbruch eines Lkw-Versorgungskonvois. Falls heute keine Lawinensprengungen möglich sind, werden die Eingeschlossenen unter Hochsicherheitsbedingungen, begleitet von Lawinenexperten, aus dem Ort geleitet, wie Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer erläutert.
Lawine legt ÖBB lahm
Um nichts besser die Situation in Tirol: Nach wie vor sind Kühtai, Ginzling und Hochfügen nicht erreichbar. In Vorarlberg sind Stuben, Lech, Zürs und Gargellen von der Außenwelt abgeschnitten. Ausnahmezustand auch bei den ÖBB: Eine Lawine legte die Weststrecke zwischen Golling-Abtenau und Werfen lahm.
Traurige Erinnerung
Die explosive Lawinensituation lässt Erinnerungen an die größte Lawinenkatastrophe des Landes von 1999 in Galtür hochkommen: Damals starben 38 Menschen unter den Schneemassen. Wir haben mit dem Bürgermeister von Galtür, Anton Mattle, gesprochen.
Galtür-Ortschef: "Haben aus Katastrophe gelernt"
1999 begrub eine gewaltige Lawine das Dorf Galtür. 38 Menschen starben. Am Mittwoch war Galtür wegen hoher Lawinengefahr von der Außenwelt abgeschnitten.
ÖSTERREICH: Wie sieht die Situation in Galtür aus?
Anton Mattle: Wir sind kein Hotspot derzeit. Wir hatten am Mittwoch nur sehr starken Wind und haben deswegen vorsichtshalber die Zufahrtsstraßen gesperrt.
ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen angesichts der derzeitigen Lage in Österreich? Ist das mit der Situation im Jänner 1999 vergleichbar?
Mattle: Wir sind von den Schneemengen nicht betroffen. Damals, 1999, gab es eine Westwetterlage, jetzt herrscht Nordwetterlage. Aber natürlich kommen Erinnerungen auf.
ÖSTERREICH: Wäre eine derartige Katastrophe wie damals heute wieder möglich?
Mattle: Faktum ist, dass wir aus der Katastrophe gelernt haben. Wir haben weit bessere Prognosemodelle, die besten Experten in Lawinenkommissionen und vor allem: Wir sind vorsichtiger geworden. (zac)