06. Jänner 2019 | 18:31 Uhr

Schladming Tiefschneetaucher © Screenshot/Facebook

Verrücktes Video

'TiefSCHNEEtaucher' in Schladming werden zum Hit

"Wer braucht einen Pool, wenn er meterhohen Schnee hat?", dachten sich wohl diese beiden Herren.

 Der Wintereinbruch mit großen Neuschneemengen und Sturm hat auch am Sonntag in großen Teilen Österreichs für große Behinderungen gesorgt. Vor allem in der Obersteiermark war die Lage weiter prekär. Ortschaften waren teilweise abgeschnitten und konnten - wenn überhaupt - nur aus der Luft versorgt werden. Die Bahnverbindung zwischen Hochfilzen (Bezirk Kitzbühel) und Saalfelden war unterbrochen.

Wegen des anhaltend schlechten Wetters in der Obersteiermark mussten Bundesheer und Polizei ihre Erkundungs- bzw. Versorgungsflüge mit Hubschraubern am Sonntagnachmittag wieder einstellen. Ein Flug einer Alouette III aus Aigen im Ennstal mit Versorgungsgütern ins abgeschnittene Sölktal gelang, ein Einsatz zur Absprengung einer Lawine am Grimming, um die B320 freizubekommen, musste abgebrochen werden.

Zugverbindungen unterbrochen

Aufgrund akuter Lawinengefahr mussten die ÖBB den Zugverkehr zwischen Stainach und Schladming einstellen. Da die Busse des Ersatzverkehrs wegen der Sperre der B320 eine Umleitungsstrecke befahren mussten, war mit einer Verlängerung der Reisezeit von bis zu 120 Minuten zu rechnen.

Laut Landeswarnzentrale Steiermark und dem ÖAMTC waren zahlreiche Straßen gesperrt. In Wildalpen waren die Straßen nach Hinterwildalpen und Rothwald gesperrt, ebenso die Hochschwabstraße nach Weichselboden. In Schladming wurden die Straßen ins Ober- und Untertal gesperrt. Weiters nicht passierbar war die Straße zwischen Ober- und Unterlaussa bei St. Gallen Richtung OÖ und der Koppenpass zwischen Bad Aussee und Obertraun (Oberösterreich). Die bereits in den vergangenen Tagen verfügten Straßensperren, etwa jene ins Sölktal, blieben aufrecht. Mehrere Ortschaften waren weiter nicht über Straßen erreichbar, rund 2.000 Menschen saßen in mehreren Ortschaften fest. Zu waren auch die Eisenstraße über den Präbichl und die Gesäuse Straße (B146) wegen eines schon vor einigen Tagen in Hieflau geschehenen Felssturzes.

"TiefSCHNEEtaucher" werden zum Netz-Hit

Und wie vertreibt man sich die Zeit, wenn man von den Schneemassen eingeschlossen ist? Skifahren und andere Wintersportarten könnten zur tödlichen Gefahr werden. Aber die Not macht erfinderisch und so machten sich Urlauber in Schladming einen Spaß und nutzten die Winterlandschaft auf ihre ganz eigene Weise. In einem Facebook-Video springen zwei Tschechen von ihrem Zimmer aus - nur in einer Badehosen gekleidet - in den Garten und schwammen durch die Schneemassen. Eine Erfrischung der besonderen Art. Die Facebook-Seite "Schladming-Dachstein" teilte das Video und nannte die eiskalten Urlauber "TiefSCHNEEtaucher". Im Netz wurden die beiden Tschechen gefeiert. Einige waren sogar so motiviert, dass sie den Stunt gleich nachmachten.

Lawinensituation weiter angespannt

Dennoch bleibt die Situation dramatisch. In Salzburg bzw. Tirol war die Bahnverbindung zwischen Hochfilzen und Saalfelden unterbrochen. Ursache war ein Oberleitungsschaden Sonntagfrüh in Leogang im Salzburger Pinzgau, nachdem ein Baum auf die Leitung gestürzt und ein Zug auf das Hindernis gekracht war. 300 Reisende saßen vier Stunden in einem ÖBB-Nightjet fest. Die Bahnstrecke sollte voraussichtlich bis Montagnachmittag gesperrt bleiben.

Im fast gesamten Bundesland Salzburg blieb die Lawinensituation weiter angespannt. Es herrschte nach wie vor Lawinenwarnstufe 4 der fünfteiligen Skala. Die Tourismusregionen Obertauern und Glemmtal waren zunächst nicht erreichbar. Am Nachmittag wurde die Landesstraße in das Glemmtal wieder freigegeben. Aus Obertauern durfte sich ein von Polizei und Räumfahrzeugen begleiteter Konvoi auf den Weg machen.

Skifahrer in Vorarlberg von Lawine mitgerissen - tot

Einige Wintersportler, die sich trotz Warnung ins freie Gelände begeben hatten, wurden gerettet, unter anderem in Obertauern, Werfenweng und Leogang. Unvernünftig handelten auch unbekannte Täter, die am Samstagabend die Straßensperre der Katschberg Bundesstraße (B99) nach Obertauern aufgebrochen haben. Die B99 war seit Samstag, 17.00 Uhr, wegen Lawinengefahr gesperrt. Die Gemeinde St. Koloman im Tennengau ließ am Sonntag ihren Rat an die Bewohner, die Häuser aufgrund möglicher Lawinenabgänge nicht zu verlassen, aufrecht.

In Vorarlberg und Tirol blieb die Lawinengefahr groß. Aus Sicherheitsgründen blieben zahlreiche Verkehrsverbindungen im Westen auch Sonntagfrüh gesperrt. In Schoppernau im Bregenzerwald kam ein Skifahrer bei einem Lawinenabgang am Nachmittag ums Leben. Der vermutlich 26-jährige Verschüttete aus Deutschland soll von seinem Kollegen ausgegraben worden, aber noch an der Unglücksstelle verstorben sein, bestätigte die Polizei der APA.

Verschütteter auf in St. Anton

In St. Anton am Arlberg endete ein Lawinenabgang hingegen glimpflich. Ein Mann war im freien Gelände verschüttet worden. Er konnte sich noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte selbst befreien. Die Wetterlage führte zu Mittag zur Sperre des Arlbergpasses.

Wegen akuter Lawinengefahr wurde in Vorarlberg am Vormittag die Hochtannbergstraße im Bregenzerwald gesperrt. Schröcken auf rund 1.300 Metern Seehöhe war damit abgeschnitten, Warth nur von der Tiroler Seite aus erreichbar. In dem Wintersportort standen mehrere Lifte wegen Lawinensprengungen still.

In Tirol blieb unter anderem die Felbertauernstraße zwischen Matrei und Mittersill zunächst gesperrt. Mit der Gerlosstraße und der Tuxer Landesstraße sowie kurzzeitig der Fernpassstraße waren weitere für den Urlauberverkehr wichtige Straßenverbindungen von Sperren betroffen.

Auch Ober- & Niederösterreich betroffen

Betroffen waren auch Ober- und Niederösterreich. Gosau (Bezirk Gmunden) war nur über Salzburg erreichbar, weil die Pass Gschütt Bundesstraße (B166) in beiden Richtungen zwischen Gosau-Mühle und Gosau gesperrt war. Ebenfalls in beide Fahrtrichtungen gesperrt waren der Pyhrnpass (Kirchdorf - Liezen), der Hengstpass (Altenmarkt - Windischgarsten) sowie die Koppental Landesstraße (Obertraun - Bad Aussee). Im Mühlviertel hatten rund 4.000 Kunden der Linz AG wegen der Schneemassen keinen Strom.

Auch in Teilen Niederösterreichs stufte der Warndienst die Lawinengefahr als groß ein, unter anderem in den gesamten Ybbstaler Alpen und im Rax-Schneeberggebiet über 1.500 Metern. In mehreren anderen Gebieten des Bundeslandes herrschte Stufe 3, also "erhebliche" Gefahr.

Auf den niederösterreichischen Straßen gab es aber leichte Entspannung. Wegen Lawinengefahr war unter anderem die B71 teilweise gesperrt, auf mehreren Straßen herrschte Kettenpflicht für alle Fahrzeuge. Stromausfälle betrafen in dem Bundesland rund 8.000 Haushalte, vor allem im Industrie- und Mostviertel.

Die ZAMG prognostizierte für die nächsten Tage weitere Schneefälle in den Nordalpen.