09. April 2019 | 15:02 Uhr
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Europäischer Klimabericht
Sommer 2018 war heißester seit Messbeginn
2018 wurde zu einem der drei heißesten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen.
So lässt sich das Jahr 2018 im Rückblick umreißen. Der am Dienstag in Wien bei der Generalversammlung der European Geosciences (EGU) in Wien vorgestellte Europäische Klimabericht weist den Sommer 2018 gar als den heißesten seit Messbeginn aus - mit 1,3 Grad Celsius über dem Schnitt.
Den Grundstock für den Bericht bilden Daten, die über das europäische Erdbeobachtungsprogramm Copernicus mittels Satelliten gesammelt wurden. In Verbindung mit Messungen in ganz Europa und aus dem europäischen Teil der Arktis wurde das Papier mit dem Titel "European State of the Climate 2018" am Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) im englischen Reading erstellt.
Wie über die gesamten vergangenen vier Jahrzehnte setzte sich der klare Trend in Richtung Erwärmung auch im vergangenen Jahr fort. Nach einem Kaltstart - Februar und März lagen als einzige Monate im vergangenen Jahr temperaturmäßig unter dem langjährigen Mittel - mit teilweise überdurchschnittlichen Schneemengen etwa in Großbritannien, nahm die Hitzewelle richtig Fahrt auf: Ab Spätfrühling bis in den Herbst hinein wurde vor allem in Zentral-und Nordeuropa ausnehmend warmes Wetter von mindestens einem Grad über dem Durchschnitt verzeichnet. "Ab April war es fast durchgehend deutlich wärmer", sagte Freja Vamborg vom Copernicus Climate Change Service und dem ECMWF.
Die größte Anomalie war der Sommer, der sich als europaweit heißester bisher verzeichneter entpuppte. Doch auch der Herbst war einer der beiden wärmsten je gemessenen und mutete vielerorts entsprechend sommerlich an. Am ausgeprägtesten fiel die Frühlings-und Sommerhitze (April bis August) in Zentraleuropa mit rund 2,5 Grad Celsius über dem Temperatur-Schnitt aus. Unter dem langjährigen Mittel lag lediglich der Südwesten der Iberischen Halbinsel, heißt es in dem insgesamt zweiten Report seiner Art.
Gleichzeitig mit den Hitzewellen erreichten auch die Regenmengen in weiten Teilen Europas von Frühling bis Herbst nur rund 80 Prozent ihres üblichen Wertes. Die dementsprechenden Dürren führten zu Ernteausfällen und laut Vamborg rekordverdächtig niedrigen Pegelständen vieler Flüsse. Vor allem in Nordeuropa traten dementsprechend viele Waldbrände auf - die großen Feuer in Schweden gelten als die heftigsten der jüngeren Geschichte.
Teile Zentral- und Nordeuropas hatten überdies rund 40 Prozent mehr Sonnenstunden, in Deutschland wurden gar noch nie so viele verzeichnet. Etwas aus dieser Reihe fielen weite Teile Südeuropas, wo weniger Sonnenstunden und vor allem im Frühling deutlich größere Regenmengen registriert wurden.
Nördlich von Grönland wurden 2018 zum erstem Mal seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen des Meereises im Jahr 1979 große Flächen offenen Wassers (sogenannte Polynja) im Winter registriert. Im Sommer war das arktische Meereis laut den Messungen im Schnitt um rund 30 Prozent reduziert.
Dass das heiße Jahr 2018 Schule macht, lasse sich aus den Daten nicht unbedingt ableiten, so Vamborg. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass die vergangenen fünf Jahre weltweit die heißesten bisher verzeichneten waren und die Konzentration des Treibhausgases CO2 in der Atmosphäre weiter ansteigt. Bei der erstaunlichen Hitzewelle im vergangenen Jahr handelte es sich jedenfalls um ein Phänomen, von dem große Teile der nördlichen Hemisphäre betroffen waren, sagte Martha Marie Vogel von der ETH Zürich.
Die Auswirkungen waren in mindestens 17 Staaten und 22 Prozent der bewohnten und landwirtschaftlich genützen Flächen der nördlichen Hemisphäre deutlich spürbar, so das Ergebnis einer Studie, die sich momentan in wissenschaftlicher Begutachtung befindet. Flächendeckend zeigte sich darin auch ein "großer Trend in Richtung Zunahme an aufeinanderfolgenden Hitzetagen zwischen Mai und Juli", sagte Vogel. Den Analysen zufolge sei es nahezu auszuschließen, dass die Extreme des vergangenen Jahres ohne menschliches Zutun stattfinden hätten können. Die Wahrscheinlichkeit, solche Jahre zukünftig relativ häufig zu erleben, sei angesichts dieser Entwicklungen durchaus groß, so die Wissenschafterin.