16. November 2015 | 12:31 Uhr

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Salzburg

Experte: Mehr Unfälle durch Luft-80er

Gutachter: Unfallzahlen nahezu verdoppelt - Landesrat widerspricht: "Unseriös."

Gut acht Monate nach Einführung des flexiblen Tempolimits von 80 bzw. 100 km/h auf der Westautobahn im Bereich der Stadt Salzburg kritisiert ein Gerichtssachverständiger für Verkehrsunfälle Tempo 80. Die Zahl der Unfälle habe sich gegenüber Tempo 100 von jährlich 16 auf 31 fast verdoppelt, sagte Gerhard Kronreif am Montag im ORF-Radio. Die Polizei bestätigte gegenüber diese Zahlen nicht.

Spurwechsel problematisch
Kronreif hat bei seinen Analysen eine "signifikante Steigerung von Verkehrsunfällen" bei Tempo 80 festgestellt: "Es ist bewiesen, dass der Luft-80er zulasten der Sicherheit der Verkehrsteilnehmer geht." Besonders problematisch sei der Spurwechsel. "Die Lkw-Lenker fahren dort immer mit 80 bzw. teils 90, weil sie auch mit 90 nicht gestraft werden. Wenn die Pkws nicht schneller als 80 fahren dürfen, dann ergeben sich beim Ausfahren, beim Wechseln der Fahrstreifen und beim Einfahren in die Autobahn immer wieder sehr gefährliche Situationen." Zudem würden Autofahrer, die sich an Tempo 80 halten, von hinten von den Schwerfahrzeugen bedrängt, so Kronreif: "Die Lkw haben einen Geschwindigkeitsbegrenzer bei erlaubten 89 km/h eingestellt." Denn aufgrund der Toleranzgrenzen würden sie bei dieser Geschwindigkeit noch nicht gestraft.

Polizei: Keine Steigerung der Unfallzahlen
Die Salzburger Polizei kann die Aussagen Kronreifs nicht bestätigen. "Im Vergleichszeitraum hat es keine signifikante Steigerung der Unfälle gegeben", sagte Dieter Rauchenzauner, der stellvertretende Leiter der Verkehrsabteilung. Eine genaue Auswertung der Unfallzahlen für den Abschnitt liege überhaupt nicht vor, "wo der Sachverständige die Zahlen her hat, will ich nicht kommentieren". Eine Verdoppelung der Unfälle habe es jedenfalls "sicher nicht gegeben".

Luft-80er
Die flexible Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Westautobahn zwischen dem Knoten Salzburg und Salzburg-Nord wurde am 4. März aus Umweltgründen eingeführt. Seither ist der Stichstoffoxid-Ausstoß im Vergleich zum Vorjahr um rund 25 Prozent zurückgegangen. Aktiviert war die 80-km/h-Beschränkung von 201 Stunden pro Monat im Juni bis 350 Stunden im März, also nicht einmal zur Hälfte der Zeit. Die übrige Zeit galt wie schon früher Tempo 100 als erlaubte Höchstgeschwindigkeit.

Mayr: "Unseriös"
Der Salzburger Verkehrslandesrat  Hans Mayr (Team Stronach) kritisierte die Aussagen Kronreifs als "höchst unseriös". Weder bei der Polizei noch in der Landesbaudirektion, in der die Verkehrsabteilung des Landes angesiedelt ist, könnten die Zahlen Kronreifs bestätigt werden, sagte Mayr. So hätten sich von 4. März bis 20. Mai 2014 im fraglichen Abschnitt acht Verkehrsunfälle mit Personenschaden ereignet, heuer seien es elf gewesen. Im dritten Quartal 2014 seien dann 15 Unfälle registriert worden, heuer hingegen nur neun, so der Landesrat weiter.