20. Oktober 2023 | 16:35 Uhr

Stürmischer Südföhn sorgt für Windspitzen von fast 200 km/h © APA/ZOOM.TIROL

Feuerwehreinsätze

Orkan sorgt für Chaos: Zug- und Stromausfälle

Stürmischer Südföhn hat am Freitag (Stand bis 13.00 Uhr) am Tiroler Patscherkofel für Windspitzen bis fast 200 km/h gesorgt.

197 km/h ist der vierthöchste Wert überhaupt hier seit Wind-Messbeginn 1977. Für das hintere Zillertal gab Geosphere Austria die höchste Warnstufe "Rot" aus, teils galt weiter "Orange". Bäume knickten um und Dächer waren abgedeckt. 171 km/h wurden in den Hohen Tauern bei der Rudolfshütte in Salzburg gemessen, 150 km/h beim Semmering in Niederösterreich.

Geosphere berichtete am Freitag, dass es auf vielen Bergen orkanartige Böen über 120 km/h, teils auch deutlich über 150 km/h gab. In den Tälern sind verbreitet 60 bis 80 km/h zu erwarten, stellenweise auch bei 100 km/h und darüber. Speziell in den klassischen Föhnschneisen waren über 100 km/h möglich, zum Beispiel vom Wipptal in Tirol bis zu den Tälern der östlichen Tauern, wie dem Gasteinertal in Salzburg. Über 100 km/h gab es in den Tallagen mit 124 km/h Schmirn in Tirol, einem Seitental von Wipptal, 118 km/h Kolm Saigurn am Fuße des Sonnblicks in Salzburg, 104 km/h Achenkirch (Tirol) wie auch im Salzburger Abtenau.

Warnstufe Rot im hinteren Zillertal

In der Zillertaler Hauptkammregion im hinteren Zillertal in Tirol wurden Sturmböen von 100 bis 130 km/h erwartet, teilte Geosphere Austria mit. Auf den Bergen sei mit Orkanstärke mit bis zu 180 km/h zu rechnen, hieß es. Deshalb wurde Warnstufe "Rot" ausgegeben. Der Höhepunkt sollte auch hier bis zum Nachmittag erreicht sein. Das Land Tirol mahnte die Bevölkerung in einer Aussendung, die Warnung ernst zu nehmen und das Verhalten entsprechend anzupassen.

Der Föhn hatte in Tirol auch Verkehrsbehinderungen zur Folge. Die Brennerbahnstrecke wurde am Vormittag wegen Bäumen, die auf die Oberleitung gestürzt waren, gesperrt. Für den Regionalverkehr bis zum Brenner wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Laut ÖBB-Streckeninfo waren im Fernverkehr zwischen Steinach am Brenner und Bozen bis voraussichtlich 18.00 Uhr keine Fahrten möglich.

Kurzzeitige Straßensperren

Wie es seitens der Leitstelle Tirol zur APA hieß, wurden bis zum frühen Nachmittag rund 100 wetterbedingte Einsätze verzeichnet, besonders zwischen Innsbruck und Jenbach sowie im Wipptal. Hauptgrund für die Einsätze waren umgestürzte Bäume, die auch kurzzeitige Straßensperren zur Folge hatten. So war etwa die Kasbachstraße zwischen Jenbach und Achensee gesperrt. Auch das Stromversorgungsnetz war beeinträchtigt. Laut Tinetz waren am frühen Nachmittag rund 2.700 Netzkunden ohne Strom.

Der kräftige Föhn hielt am Vormittag auch die Einsatzkräfte in Vorarlberg auf Trab. Die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) verzeichnete bis zum Nachmittag 90 Einsätze, die sich vor allem auf den Großraum Feldkirch konzentrierten. Die Einsatzkräfte entfernten umgeknickte Bäume von Straßen und Stromleitungen, Dächer wurden abgedeckt. In Rankweil (Bez. Feldkirch) musste laut Medien eine Waldkindergarten-Gruppe in Sicherheit gebracht werden, weil neben dem Kindergarten ein Baum umstürzte. Die Gruppe blieb unversehrt. Auch aus Salzburg und Kärnten wurden Feuerwehreinsätze gemeldet.

 

Stromausfälle

In Dornbirn waren laut der Vorarlberger Energienetze GmbH 15.000 Haushalte kurzzeitig ohne Strom, ebenso rund 70 Kunden in Schoppernau (Bregenzerwald) und Satteins (Bez. Feldkirch). Stromausfälle gab es auch in Kärnten. Laut Kelag waren 3.000 bis 4.000 Haushalte betroffen im Mölltal, im oberen Drautal, im Rosental und in den Nockbergen. Sperren wegen umgestürzter Bäume gab es laut ÖAMTC unter anderem auf der Großglockner Hochalpenstraße (B107), der Katschberg Straße (B99) und Wurzenpass Straße (B109) zur slowenischen Grenze. Entspannung wurde erst in der Nacht auf Samstag erwartet.

Zu Behinderungen kam es außerdem im Zugverkehr. In Vorarlberg wurde die Bahnstrecke Feldkirch - Buchs unterbrochen, als Bäume auf die Oberleitung stürzten. Unwetterbedingt war auch die Strecke Bregenz-Lauterach blockiert, ebenso in Tirol die Brennerstrecke bei Steinach. Die Arbeiten werden bis in den Nachmittag hinein dauern, so ein ÖBB-Sprecher zu Mittag. Für die betroffenen Strecken wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Bis zum Abflauen des Föhnwinds müssten Fahrgäste jederzeit mit weiteren Störungen rechnen.

Der Föhn wurde am Freitag im Laufe des Tages stärker, erreichte am Nachmittag seinen Höhepunkt und sollte am Abend dann allmählich schwächer werden. Laut Geosphere handelt es sich um eines der stärksten Föhnereignisse der vergangenen Jahre.

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