17. August 2021 | 06:15 Uhr
Assistenzeinsatz des Bundesheeres angefordert
Mure verschüttete Pinzgaubahn
Der Bahnhof Krimml, der sich auf dem Gemeindegebiet von Wald im Pinzgau befindet, wurde vorsorglich evakuiert.
Das Unwetter am Montagabend brachte den dritten Muren-Großeinsatz in drei Tagen für die Einsatzkräfte in Wald im Pinzgau. Der Bereich rund um den Bahnhof Krimml wurde verschüttet und musste evakuiert werden.
© APA/EXPA/JFK
Ein Assistenzeinsatz des Bundesheeres wurde angefordert um die Gefahrenstelle schnell zu räumen. Die Mure vom Montagabend verschüttete eine Garnitur der Pinzgauer Lokalbahn. Sie muss mit schwerem Gerät befreit werden.
+++ Alle aktuellen Infos im oe24-LIVE-Ticker weiter unten +++
Die Gemeinde Krimml war am Montagabend von der Außenwelt abgeschnitten, nachdem Muren auf die Landesstraße (L113) und die Gerlos-Bundesstraße (B165) abgegangen waren. Das Obersulzbachtal in Neukirchen am Großvenediger wurde für den gesamten Fahrzeugverkehr und auch für Fußgänger gesperrt.
In Dienten im Pinzgau riss eine Mure einen Linienbus in den Dientenbach, die zwei Insassen wurden gerettet. Dabei bemerkten die Helfer, dass noch ein Pkw im Bach lag. Die 21-jährige Autofahrerin hatte sich ans Ufer retten können. Alle drei Personen wurden verletzt, eine davon schwer. Eine deutsche Urlauberfamilie saß zwischen zwei Muren in ihrem Auto fest, auch sie wurde geborgen.
© APA/LV SALZBURG/WASSERRETTUNG
© APA/LV SALZBURG/WASSERRETTUNG
© APA/LV SALZBURG/WASSERRETTUNG
© APA/LV SALZBURG/WASSERRETTUNG
© APA/MIKE VOGL
Heftige Gewitter richteten große Schäden an
Heftige Gewitter haben beginnend mit Montagabend erneut in vielen Regionen Österreichs Schäden angerichtet. Stark betroffen war neben Teilen von Ober- und Niederösterreich sowie Tirol und der Steiermark das Bundesland Salzburg. Vor allem im Pinzgau und Pongau gab es Murenabgänge und Überflutungen, mehr als 100 Personen wurden in Sicherheit gebracht.
Am Dienstag waren einige Straßen in der Früh noch gesperrt. Der Zivilschutzalarm für den St. Johanner Ortsteil Reinbachsiedlung war indes aufgehoben. Das Ausmaß der schweren Schäden wird nun bei Erkundungsflügen begutachtet. Rund 500 Einsätze von 52 Feuerwehren mit rund 1.400 Feuerwehrleuten wurden absolviert.
Mehr als 80 Personen in Fahrzeugen eingeschlossen
Auch im Pongau waren mehr als 80 Personen in ihren Fahrzeugen eingeschlossen. Auf der B163 zwischen St. Johann und Wagrain gingen zwei Muren ab. Die 83 Autoinsassen, darunter Kleinkinder, wurden in Sicherheit gebracht und im Kongresszentrum St. Johann versorgt. Ein Fahrzeug war von der Mure mitgerissen worden.
Starkregen zog am Montagabend auch eine Schneise durch Oberösterreich, von Gmunden am Traunsee bis Wolfern im Bezirk Steyr-Land. 1.500 Mitglieder von 100 Feuerwehren wurden zu über 500 Einsätzen gerufen. Überflutete Straßen, vollgelaufene Keller, Wasser im Wohnraum und aufgeschwommene Kanaldeckel waren die Alarmierungsgründe vor allem in den Bezirken Gmunden, Kirchdorf und Steyr-Land.
Mehr als 200 überflutete Keller
420 Feuerwehreinsätze wurden am Montagabend und in der Nacht auf Dienstag in Niederösterreich gezählt. Mehr als 200 überflutete Keller mussten ebenso ausgepumpt werden wie mehrere Straßenunterführungen. 150 Bäume waren in Strom- und Telefonleitungen gestürzt. Knapp 2.000 Helfer von 180 Feuerwehren rückten aus. Am stärksten betroffen waren die Bezirke Amstetten, St. Pölten, Melk, Tulln, Baden und Mödling. Bei Aufräumarbeiten in Guntramsdorf stürzte eine Person und verletzte sich so schwer, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste.
Allein im Bezirk Tulln waren 680 Feuerwehrleute aufgeboten. Das Bezirkskommando meldete 152 Einsätze, nachdem es am Montagabend bis zu 70 Liter pro Quadratmeter geregnet hatte.
200 Einsätze in Tirol
Auch Teile Tirols waren von schweren Gewittern und vereinzelt Hagel betroffen, die Feuerwehr verzeichnete von Montagnachmittag bis -abend rund 200 Einsätze. Kleinere bis mittlere Muren gingen auf Straßen ab, lokal standen Garagen und Keller unter Wasser. Der Schwerpunkt lag im östlichen Mittelgebirge bzw. Bezirk Innsbruck-Land sowie im Raum Landeck und Paznauntal. Im Zillertaler Stummerberg setzte ein Blitzeinschlag zwei Wochenendhäuser in Vollbrand.
In der Steiermark zogen Gewitter vom obersteirischen Bezirk Liezen bis in die Oststeiermark und brachten Sturmböen, Starkregen und Hagel, vor allem im Raum Schladming. Keller waren überflutet und Tiefgaragen mussten ausgepumpt werden. Pkw blieben in überschwemmten Straßenunterführungen stecken. In Mandling im Bundesland Salzburg, gleich westlich von Schladming, wurde die Ennstal Bundesstraße (B320) von mehreren Muren und einem über die Ufer getretenen Bach verlegt.
+++ Alle aktuellen Infos im oe24-LIVE-Ticker HIER +++
Alle Entwicklungen zum nachlesen
Wir verabschieden uns vom Live Ticker. Die Entwicklungen des heutigen Tages können Sie hier nachlesen.
Ministerin Köstinger bedankt sich bei Einsatzkräften
Bundesministerin Elisabeth Köstinger, die heute einen Bundesländertag in Salzburg absolviert, hat kurzfristig das Programm geändert, um sich gemeinsam mit Landeshauptmann Wilfried Haslauer ein Bild von der Situation im Pongau zu machen. "Danke an alle Einsatzkräfte, die wieder Herausragendes leisten, um den Unwetterfolgen Herr zu werden. Ohne den Feuerwehren und zahlreichen Helfern, die in der vergangenen Nacht erneut Menschen und Güter so gut wie möglich geschützt haben, wäre die Lage nicht bewältigbar. Situationen wie diese zeigen, dass der Katastrophenschutz und das Ehrenamt in Österreich funktionieren. Auf dieses Sicherheitsnetz können wir uns verlassen – und die Bevölkerung kann sich auf Unterstützung der Bundesregierung verlassen. Ich wünsche allen, die weiterhin im Einsatz und vom Hochwasser direkt betroffen sind, viel Kraft", betont Bundesministerin Köstinger.
"Katastrophenschutz, Einsatzorganisationen, Bezirkshauptmannschaften sowie die vielen ehrenamtlichen Helfer haben wieder eindrucksvoll zusammengehalten und sind nahezu im Dauereinsatz nach den erneuten Unwetterschäden. Ich bedanke mich sehr herzlich für das unglaubliche Engagement und die große Hilfsbereitschaft. Nach den Sofortmaßnahmen ist es wichtig, den Menschen vor Ort zu helfen, wir werden da niemanden alleine lassen", betont Landeshauptmann Wilfried Haslauer.
Unwetter-Schäden: "Aufräumarbeiten werden Wochen dauern"
Gerald Valentin und Ludwig Fegerl vom Landesgeologischen Dienst konnten sich am Dienstag bei Erkundungsflügen einen ersten Eindruck von den Unwetterschäden im Pongau und Pinzgau machen. Es gibt große Schäden im Wald, Wildbach-Sperren wurden angefüllt und die Wagrainer Straße ist meterhoch vermurt, wie die Landeskorrespondenz informierte. Die Prognose ist optimistisch aufgrund des stabileren Wetters in den kommenden Tagen.
"Es gibt einen schmalen Unwetterstreifen, nur circa 500 Meter breit, von St. Johann bis Flachau", schilderte Landesgeologe Valentin, der sich im Pongau einen Überblick verschaffte. "In diesem sind die Schäden allerdings groß. Es hat hier extremen Niederschlag gegeben, viele Bäume sind geknickt, die Wildbach-Sperren angefüllt." Am schlimmsten habe es aus derzeitiger Sicht die Wagrainer Straße getroffen. "Sie wurde meterhoch vermurt, teils sogar weggerissen."
Derzeit sei man dabei, sich zu den zwischen zwei Muren eingeschlossenen Autos durchzukämpfen und sie eventuell heute noch zu bergen. "Bis die Straße wieder geöffnet werden kann, dauert es aus meiner Sicht Wochen", meinte Valentin. Das prognostizierte stabilere Wetter in den nächsten Tage werde den Behörden und der Wildbach- und Lawinenverbauung auch Zeit verschaffen, um die Sperren auszubaggern und deren Schutzwirkung wieder herzustellen
Erkundungsflüge begutachten Schäden
Das Ausmaß der schweren Schäden wird nun bei Erkundungsflügen begutachtet. Die Lage hat sich mit den abklingenden Regenfällen am Dienstag etwas entspannt, auch an der Salzach im Oberpinzgau. Die Aufräumungsarbeiten werden vermutlich noch Wochen dauern, ebenfalls die Schadenserhebungen. Der Zivilschutzalarm für den St. Johanner Ortsteil Reinbachsiedlung wurde um 8.00 Uhr aufgehoben.
Die Feuerwehren hatten auch in anderen Salzburger Gemeinden wegen der Schäden nach dem Unwetter alle Hände voll zu tun. Durch den Sturm abgedeckte Dächer mussten befestigt und Keller ausgepumpt werden. Straßen waren überflutet oder waren wegen umgestürzten Bäumen vorübergehend nicht mehr passierbar.
"Nach den Sofortmaßnahmen ist es wichtig, den Menschen vor Ort zu helfen, wir werden da niemanden alleine lassen", erklärte Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der sich am Dienstag selbst ein Bild von der Lage machte
Aufräumarbeiten sind voll im Gange
Nach den schlimmen Unwettern vom Montagabend sind heute die Aufräumarbeiten im Gange, so wie hier im St. Johanner Ortsteil Reinbachsiedlung:
© APA/BARBARA GINDL
© APA/BARBARA GINDL
© APA/BARBARA GINDL
© APA/BARBARA GINDL
Bub nach Blitzeinschlag in Ferienlager in Slowakei tot
In einem Ferienlager für Kinder in der Slowakei ist ein sieben Jahre alter Bub durch einen Blitzschlag ums Leben gekommen. Sieben weitere Kinder wurden bei dem nächtlichen Unwetter im Bezirk Turcianske Teplice verletzt, als Zelte umstürzten, wie Schulminister Branislav Gröhling nach Angaben der Agentur TASR am Dienstag berichtete.
Die Verletzten wurden in Krankenhäuser gebracht. Der Rettungseinsatz wurde durch das schwer zugängliche Gelände in einem Waldgebiet behindert. Knapp hundert unverletzt gebliebene Kinder wurden vorübergehend in einem nahen Kloster untergebracht.
86.000 Blitze registriert
Österreichweit wurden am Montag etwa 86.000 Blitze registriert. Die meisten davon in Niederösterreich mit etwa 25.000. Nur an zwei Tagen gab es in diesem Jahr in Österreich mehr Blitze.
Irres Video zeigt Überschwemmung vom Montag in Gmunden
Wie heftig das Unwetter in Gmunden war, zeigen diese Bilder eindrucksvoll:
Unwetter-Todesopfer in Bayern
Nach einer Flutwelle in der Höllentalklamm an der Zugspitze in Bayern ist Dienstagfrüh eine tote Frau aus dem Wasser geborgen worden. Das teilte ein Polizeisprecher in Rosenheim mit. Eine Person galt noch als vermisst, nachdem am Montag nach starken Regenfällen die Flutwelle durch die bei Wanderern und Touristen beliebten Schlucht nahe Grainau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gerauscht war und mehrere Menschen mitriss.
Acht Personen waren von Rettungskräften in Sicherheit gebracht worden. Sechs von ihnen wurden aus der Schlucht gerettet, wo sie vom Wasser eingeschlossen waren. Zwei weitere wurden weiter oben aus der Klamm geborgen. Sie seien unterkühlt und durchnässt, aber sonst wohlauf, sagte ein Polizeisprecher am Montagabend.
Rund 200 Einsätze in Tirol
Schwere Gewitter mit Starkregen und vereinzelt Hagel haben die Feuerwehren in einigen Teilen Tirols von Montagnachmittag bis zum Abend auf Trab gehalten. Insgesamt gab es Unwetter-bedingt rund 200 Feuerwehreinsätze, hieß es von der Leitstelle zur APA. Ab dem frühen Abend beruhigte sich die Lage. Im Zillertaler Stummerberg kam es jedoch noch zu einem Blitzeinschlag, bei dem zwei Wochenendhäuser in Vollbrand gerieten.
Zum Zeitpunkt des Brandausbruches gegen 20.30 Uhr hielten sich laut Polizei jedoch keine Personen in den Häusern auf. Der Blitz dürfte im Bereich der Hochspannungsleitungen eingeschlagen haben. An mehreren umliegenden Häusern entstanden Beschädigungen an den Verteilerkästen und der Strom fiel aus. Die Höhe des Sachschadens war vorerst nicht bekannt.
420 Feuerwehreinsätze in Niederösterreich
Heftige Niederschläge und Sturm haben in Niederösterreich am Montagabend und in der Nacht auf Dienstag zu 420 Feuerwehreinsätzen geführt. Mehr als 200 überflutete Keller mussten ebenso ausgepumpt werden wie mehrere Straßenunterführungen. 150 Bäume waren in Strom- und Telefonleitungen gestürzt und zu beseitigen, berichtete Franz Resperger vom Landeskommando. Knapp 2.000 Helfer von 180 Feuerwehren rückten aus.
Mehrere Brücken drohten durch Verklausungen weggerissen zu werden. "Das konnte durch den Einsatz von Feuerwehrkränen und Baggern jedoch verhindert werden", teilte Resperger mit. Vom Unwetter am stärksten betroffen waren dem Sprecher zufolge die Bezirke Amstetten, St. Pölten, Melk, Tulln, Baden und Mödling. Der Feuerwehrnotruf habe im Minutentakt geläutet. "Nach Mitternacht beruhigte sich die Lage", so Resperger.
Aufgepasst in Murau, Scheifling
Ebenfalls Dauerregen gibt es in Murau und Scheifling. Dort gab es in den letzten 24 Stunden eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von 68 l/m² in dem Gebiet registriert. Punktuell sind bis zu 92 l/m² Niederschlag gefallen.
Hier herrscht jetzt Überflutungsgefahr
Derzeit herrscht Überflutungsgefahr durch Dauerregen in Bad Vöslau, Baden, Berndorf, Ebreichsdorf, Heiligenkreuz, Himberg, Hinterbrühl, Kottingbrunn, Maria Enzersdorf, Mödling, Neu-Guntramsdorf, Perchtoldsdorf, Pressbaum, Schwechat, Traiskirchen, Wiener Neudorf. In dieser Region gab es in den letzten 24 Stunden eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von 71 l/m² in dem Gebiet registriert. Punktuell sind bis zu 109 l/m² Niederschlag gefallen.
Wo es derzeit regnet
© Kachelmannwetter
Willkommen zum oe24-LIVE-Ticker!
Nach den gestrigen Überflutungen und Unwetter ist auch heute wieder Regen angesagt. Wir halten Sie im oe24-LIVE-Ticker auf dem Laufenden.