01. Juli 2019 | 23:18 Uhr
Hagel, Gewitter & Muren
Höchste Unwetter-Warnstufe! Hier krachte es gewaltig
Nach einem Rekord-Juni mit Glut-Hitze wurde Österreich am Montag von Gewittern, Hagel, Murenabgängen und Überschwemmungen heimgesucht.
Nach dem vorläufigen Hitze-Höhepunkt des Jahres (Krems: 38,8 Grad) hatten schwere Unwetter das ganze Land im Griff.
900 Feuerwehrmitglieder in Niederösterreich im Einsatz
Elf Bäume stürzten auf ein Haus
Bäume auf der Fahrbahn und zahlreiche Überflutungen
Vor allem Bezirke Zwettel, Horn und Gmünd von Unwettern betroffen
Murenabgang in Pinzgau: 60 bis 70 Häuser betroffen
Hagel-Unwetter in Oberösterreich und Niederösterreich
Salzburg: Bauernhof brannte nach Blitzschlag nieder
Starkregen in Wien
Aktuelle Wetterdaten aus Wien
Aktuelle #Wetterdaten aus #Wien - #Favoriten 11:00 Uhr: Temp: 24.3C, Feuchte: 64%, Taupunkt: 17C, max. Temp: 24.3C, min Temp: 20.8C, Böe letzte Std: 22.5 kmh WNW, max Böe: 22.5 kmh, Windrichtung: WNW, Druck: 1016.8 hPA leicht steigend, Regen: 0,0 mm, Sonnenschein: 00:21 Std. pic.twitter.com/H0faZCDER2
— Wetterstation Wien10 (@WWien10) 2. Juli 2019
Temperatursturz: 10 Grad kälter in bloß 24 Stunden
Wurden gestern Nachmittag noch Höchstwerte von 38,8 Grad (Krems) gemessen, hat es an den heißesten Orten Österreichs heute Vormittag knappe 10 Grad weniger: In Rechnitz, der momentan heißesten Gemeinde Österreichs, misst man momentan 29,3 Grad.
Oberösterreich: 1600 Einsatzkräfte im Einsatz
In Oberösterreich sind 140 Feuerwehren mit rund 1.600 Einsatzkräften durch das Unwetter am Montag gefordert worden. Brände aufgrund von Blitzeinschlägen und demolierten Stromleitungen, beschädigte Gebäude, umgestürzte Bäume und Überflutungen hielten sie ab dem Nachmittag bis in die Nachtstunden auf Trab.
© APA/BERUFSFEUERWEHR LINZ
Waldbrand & Hagelschäden
Die Unwetter zogen über dem Bezirk Wels-Land auf und weiter über die Bezirke Linz-Land, Kirchdorf, Steyr-Land und den Zentralraum ins östliche Mühlviertel, hieß es aus dem Landesfeuerwehrkommando. Im Feuerkogelgebiet um Ebensee (Bezirk Gmunden) brannte nach einen Blitzschlag der Wald. Vier Feuerwehren und der Waldbrandstützpunkt brachten die Flammen aber noch im Anfangsstadium unter Kontrolle. Das Dach der Volksschule in Eberstalzell (Bezirk Wels-Land) wurde vom Hagel stark beschädigt.
© APA/BERUFSFEUERWEHR LINZ
In Linz waren die Berufsfeuerwehr sowie die vier Freiwilligen Feuerwehren Ebelsberg, St. Magdalena, Pichling und Pöstlingberg im Stadtgebiet im Einsatz. Hauptsächlich ging es darum, Sturmschäden abzuarbeiten, aber auch ein Brand in Pichling, den vermutlich ein Blitzschlag ausgelöst hatte, war zu löschen. Personen waren in dem unbewohnten Haus nicht gefährdet. Der beschädigte Kamin wurde gesichert, um Passanten vor herunterfallenden Ziegelsteinen zu sichern.
© APA/BERUFSFEUERWEHR LINZ
Weiteres Videomaterial zu den Murenabgängen im Pinzgau
Aufräumarbeiten im Pinzgau gestartet
In Uttendorf (Pinzgau) sind die Aufräumarbeiten nach dem schweren Unwetter am Montagnachmittag heute fortgesetzt worden. "Es sind derzeit noch gut 20 Schadstellen aufzuarbeiten", sagte Mario Rieder von der Freiwilligen Feuerwehr. Keller, Erdgeschoße, Gewerbegebiete und Unterführungen müssen von Wasser, Schlamm und Geröll befreit werden, daneben sind auch mehrere Öltanks ausgeflossen.
"Wir werden derzeit von allen Nachbarfeuerwehren unterstützt und rechnen mit bis zu 150 Feuerwehrleuten, die heute im Einsatz stehen werden", berichtete Rieder am Dienstag. Dazu ist bereits ein Gutteil jener 50 Bundesheersoldaten im Ort angekommen, die im Zuge eines Assistenzeinsatzes bei den Aufräumarbeiten helfen sollen. Auf sie wartet viel Arbeit: Einzelne Kellerräume wurden bis unter die Decke verschlammt.
Schweres Gerät im Einsatz
Nach wie vor steht auch schweres Gerät wie Bagger und Lkw im Einsatz, um die Schäden zu beseitigen. Verschärft hat die Lage kurzfristig ein kleiner Waldbrand, der in der Früh am Sonnberg an der Gemeindegrenze zu Niedernsill entdeckt worden ist. Am Morgen waren zwei Feuerwehren und ein Polizeihubschrauber mit Löscharbeiten beschäftigt und versuchten, ein Ausbreiten des Feuers zu verhindern.
© APA/LAND SALZBURG/NEUMAYR
Am Montagnachmittag waren in den Kitzbühler Alpen schwere Unwetter niedergegangen. Dabei hat ein heftiger Wolkenbruch vor allem in Uttendorf große Schäden angerichtet. Der Manlitzbach trat angesichts der plötzlichen Wassermengen über die Ufer. Schlamm, Geröll und Gehölz ergossen sich über die angrenzenden Wiesen und Felder, rissen eine Brücke weg und vermurten Teile des Ortes. Wie die Polizei mitteilte, waren rund 70 Häuser betroffen. Mehrere Straßen wurden verschüttet und das Gewerbegebiet Uttendorf-West unter Wasser gesetzt.
Auch heute wieder Unwetter-Warnungen
Auch heute Dienstag kann es wieder zu Unwettern in weiten Teilen des Landes kommen: Hagel, Überflutungen durch Starkregen, Sturmböen und Blitzschläge zählen zu den größeren Gefahren, die uns erwarten könnten.
Blitzeinschläge lösten mehrere Waldbrände in Tirol aus
Blitzeinschläge haben am Montagabend gleich mehrere Waldbrände in Tirol ausgelöst. Über das gesamte Bundesland verteilt - vom Oberland, über den Großraum Innsbruck, bis hin zu Osttirol - mussten die Feuerwehren ausrücken, um die Brände zu bekämpfen. Teilweise konnten die Flammen noch in der Nacht wieder gelöscht werden, teilte die Polizei mit.
Hubschrauber-Einsatz für Löschflüge
Im Gemeindegebiet von Thaur (Bezirk Innsbruck-Land) im Bereich des Rosskopfs fingen aufgrund eines Blitzeinschlages mehrere Büsche Feuer. Rund 50 Mitglieder der Feuerwehren Hall, Absam, Thaur und der Berufsfeuerwehr Innsbruck rückten aus. Zudem kamen auch zwei Hubschrauber für Löschflüge zum Einsatz.
Ebenfalls ein Blitzeinschlag dürfte im Gemeindegebiet von Kappl (Bezirk Landeck) südlich des Ortsteils Ulmich auf einer Höhe von rund 2.500 Metern einen Waldbrand ausgelöst haben. Das Feuer konnte noch am Abend gegen 21.30 Uhr gelöscht werden. Rund 60 Mitglieder der Feuerwehren Kappl und Landeck, sowie ein Hubschrauber waren im Einsatz.
In Osttirol bracht ebenfalls am Montagabend im Gemeindegebiet von Amlach in unwegsamen und steilen Waldgelände rund 200 Meter unterhalb des Rauchkofel ein Brand aus. Auch in diesem Fall dürfte ein Blitz das Feuer entfacht haben. 30 Mitglieder der Feuerwehren Amlach, Nikolsdorf und ein Hubschrauber waren im Einsatz. Die Löscharbeiten mussten jedoch gegen 22.00 Uhr aufgrund der Dunkelheit unterbrochen werden. Dienstagfrüh sollte die Brandstelle erneut kontrolliert werden, hieß es.
Nicht ein Blitzeinschlag, sonder eine weggeworfene Zigarette dürfte hingegen im Gemeindegebiet von Ötztal-Bahnhof (Bezirk Imst) in der Nähe des Friedhofs einen Brand entfacht haben. Rund 50 Quadratmeter Waldfläche waren davon betroffen. Das Feuer konnte von der Freiwilligen Feuerwehr Ötztal-Bahnhof rasch gelöscht werden.
900 Feuerwehrmitglieder in Niederösterreich im Einsatz
Die Hitzewelle ist am Montagabend und in der Nacht auf Dienstag in Niederösterreich mit Unwettern zu Ende gegangen. Am stärksten betroffen war der Bezirk Waidhofen an der Thaya, aber auch in weiteren Teilen des Wald- und Weinviertels gingen heftige Gewitter nieder. 900 Mitglieder von 87 Feuerwehren standen nach Angaben von Franz Resperger vom Landeskommando im Bundesland im Einsatz.
Alleine 250 Helfer waren in und um Waidhofen an der Thaya gefordert. Das Bezirkskommando berichtete in einer Aussendung von enorme Niederschlagsmengen, orkanartige Sturmböen und Hagel.
In Sieghartsles stürzten elf Bäume auf ein Haus
In Sieghartsles, einer Katastralgemeinde von Groß-Siegharts, stürzten elf Bäume auf ein Haus. Eine komplette Pflanzenreihe sei durch den vorbeifließenden Wieningsbach unterspült worden, teilte das Bezirkskommando mit. Die Bäume kippten daraufhin zur Seite und auf das Dach des Gebäudes. "Ich dachte jetzt stürzt das ganze Haus ein", sagte ein 71 Jahre alter Bewohner laut Feuerwehr - der Mann wurde durch die Helfer unverletzt in Sicherheit gebracht. Da Bäume auch in eine Stromleitung krachten, war der gesamte Ort vorübergehend ohne Elektrizität.
Ein leerer Futtersilo wurde in Wienings (ebenfalls Gemeinde Groß-Siegharts) Opfer einer Sturmböe. Er krachte auf eine Lagerhalle und wurde durch die Feuerwehr Karlstein mithilfe eines Krans entfernt.
Baum fiel auf Dach einer Garage
Auch in Waidhofen an der Thaya selbst rückten die Einsatzkräfte mehrmals aus. In der Nähe des Stadtparks fiel ein Baum auf das Dach einer Garage. Die Feuerwehrleute zersägten das Gewächs und hoben es per Kran vom Gebäude, teilte die örtliche FF in einer Aussendung mit. Mehrmals mussten umgekippte Bäume auch von der Fahrbahn entfernt werden, hinzu kamen kleinere Überflutungen.
Bezirke Zwettl, Horn und Gmünd von starken Unwettern betroffen
Im Waldviertel waren Resperger zufolge auch die Bezirke Zwettl, Horn und Gmünd von Unwettern betroffen. "Gestreift" haben die heftigen Gewitter dem Sprecher zufolge auch den Bezirk Korneuburg im Weinviertel. In Summe seien von 18.00 bis etwa 21.00 Uhr im Bundesland 95 Unwettereinsätze verzeichnet worden. "Gegen Mitternacht war aber alles vorbei", sagte Resperger. Auch die Aufräumarbeiten waren Dienstagfrüh großteils abgeschlossen.
Gleise der Pinzgauer Lokalbahn wurden unterspült
Die Überflutungen bei Uttendorf im Salzburger Pinzgau nach dem schweren Unwetter am Montagnachmittag haben auch die Pinzgauer Lokalbahn getroffen. Wegen des Hochwassers und der angerichteten Schäden wurde die Strecke zwischen Uttendorf und Stuhlfelden bis auf Weiteres gesperrt. Die Gleise wurden unterspült.
Derzeit kein Schienenersatzverkehr möglich
Wie eine Sprecherin des Bahnbetreibers Salzburg AG zur APA sagte, sei aufgrund der Wetterlage und der Straßensperren derzeit kein Schienenersatzverkehr möglich. "Die Dauer der Sperre kann zur Zeit noch nicht abgeschätzt werden." Auch über die Höhe der Schäden an den Gleisanlagen würden noch keine genauen Informationen vorliegen. "Voraussichtlich wird für die nächsten Tage ein Schienenersatzverkehr eingerichtet."
Für Autofahrer ist wegen der Sperre der Mittersiller Straße (B168) nur ein großräumiges Ausweichen über Leogang, St. Johann in Tirol und den Pass Thurn in den Oberpinzgau möglich.
Zahlreiche Stromausfälle
Umgestürzte Bäume sorgten am Nachmittag im Pinzgau, aber auch in anderen Teilen des Landes, für Stromausfälle. Gegen 18.00 Uhr waren noch rund 100 Kunden ohne Elektrizität. Die Stromversorgung sollte laut Salzburg AG jedoch im Laufe des Abends wieder hergestellt sein.
Alle betroffenen Bewohner Uttendorfs konnten sich rechtzeitig retten
Wie das Land am frühen Abend informierte, haben die Einsatzkräfte zu den Bewohnern der in Uttendorf vermurten Häuser Kontakt. Alle Personen hätten sich rechtzeitig in den ersten Stock der Gebäude retten können. Auf vermisste Personen gebe es demnach nach wie vor keine Hinweise. Wegen der Vielzahl an betroffenen Gebäuden stellte der Einsatzstab am Abend den Antrag auf Assistenzeinsatz des österreichischen Bundesheeres.
Zudem wurde eine Befliegung des Oberlaufs des Manlitz-Baches angefordert. "Es ist jetzt wichtig, so rasch wie möglich zu klären, ob mit weiteren Muren zu rechnen ist. Die Manlitz-Sperre ist randvoll mit Geröll. Wir müssen den Bach außerdem so schnell wie möglich in sein ursprüngliches Bett bringen", teilten der Pinzgauer Bezirkshauptmann Bernhard Gratz und der Einsatzleiter sowie Katastrophenschutzreferent Manfred Pongruber mit.
Bilder zeigen Ausmaß der Zerstörung
© APA/EXPA/JFK
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© APA/LAND SALZBURG/PONGRUBER
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Salzburger Pinzgau: 60 bis 70 Häuser von Mure getroffen
Ein kurzer, aber heftiger Wolkenbruch hat am späten Montagnachmittag in Uttendorf im Salzburger Pinzgau große Schäden angerichtet. Der Manlitzbach trat angesichts der plötzlichen Wassermengen über die Ufer und vermurte Teile des Ortes. Wie das Land Salzburg am Abend mitteilte, sind rund 60 bis 70 Häuser betroffen. Personen dürften laut aktuellem Informationsstand nicht zu Schaden gekommen sein.
Mittersiller Straße bei Uttendorf wieder passierbar
Die für einige Stunden gesperrte Mittersiller Straße (B168) war am Abend nach Aufräumarbeiten wieder passierbar. Der Oberpinzgau ist damit auch ohne großräumige Umfahrung erreichbar. Auch die betroffenen Bewohner können alle in ihre Häuser und Wohnungen. Die Pinzgauer Lokalbahn kann hingegen wegen unterspülter Gleise wohl bis Freitag nicht zwischen Uttendorf und Krimml verkehren. Es wurde eine Schienenersatzverkehr eingerichtet.
Bundesheer hilft
Nach einer Begutachtung des Oberlaufes des Baches aus der Luft und einer Sitzung des Einsatzstabes gab der Pinzgauer Bezirkshauptmann Bernhard Gratz am Montagabend leichte Entwarnung. Nachdem schwere Baumaschinen die bis zum Rand gefüllten Sperren ausgebaggert haben, fließe das Wasser wieder im Bachbett. "Wir tun alles, damit nicht bei weiterem Regen noch mehr passiert", versicherte Gratz. Laut Auskunft von Meteorologen sei allerdings nur mit wenigen Niederschlägen zu rechnen.
Beobachtungsposten für die Nacht
Dennoch stellte der Einsatzstab für die Nacht Beobachtungsposten der Freiwilligen Feuerwehr auf, um zum Beispiel bei weiteren Muren sofort Alarm schlagen können. Um die verschlammten Häuser, Gärten und Straßen zu reinigen und die gesamte Infrastruktur wieder herzustellen, wurde ein Antrag auf Assistenzeinsatz an das Bundesheer gestellt, dem bereits zugesagt worden sei. Laut Bezirkshauptmann Gratz wird das Heer 50 Soldaten schicken. Insgesamt standen am Montag in Uttendorf rund 100 Feuerwehrleute im Einsatz.
Guten Morgen!
Wir berichten auch heute wieder live über das aktuelle Wettergeschehen in ganz Österreich.