30. Oktober 2018 | 18:18 Uhr

Unwetter Hochwasser Lesachtal © Feuerwehr Lesachtal

Kärnten

Ganze Täler abgeschnitten: Kein Durchkommen für Einsatzkräfte

Das Lesachtal und das Obere Mölltall waren weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten.

Das Unwetter, das in der Nacht auf Dienstag vor allem über Südösterreich gezogen ist, hat eine Spur der Verwüstung gezogen. Am frühen Nachmittag waren Ortschaften in Kärnten immer noch abgeschnitten. In Salzburg zerstörte der Föhnsturm Teile der Festung Hohensalzburg. In Tirol beruhigte sich die Lage langsam.

Die Bundesregierung kündigte nach den Unwetter- und Hochwasserschäden in Teilen Österreichs schnelle und unbürokratische Hilfe an. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) wollte sich noch am Dienstag selbst ein Bild von der Lage in den betroffenen Gebieten machen. Kurz begibt sich in das vom Hochwasser betroffene Kärnten und trifft dort den Landesfeuerwehrkommandanten und die Landespolizeidirektorin.
 

Lesachtal Unwetter Hochwasser © Feuerwehr Lesachtal

Straßen unpassierbar

Wie ein Rundruf der APA in den betroffenen Gebieten in Kärnten ergab, waren die Straßen ins Lesachtal (Bezirk Hermagor) und ins Obere Mölltal (Bezirk Spittal an der Drau) wegen Murenabgängen am Nachmittag nach wie vor unpassierbar. In Lavamünd gaben sich die Verantwortlichen "vorsichtig optimistisch".

Neben dem Lesachtal hatte es im Bezirk Hermagor auch die Ortschaft Rattendorf schwer getroffen, sagte Bezirkshauptmann Heinz Pansi: "Vier Kilometer oberhalb der Ortschaft ist ein Damm gebrochen, das Wasser ist in die Siedlung gelangt. Jetzt müssen wir schauen, dass wir das weitere Wasser zurückbehalten, aber auch, dass die anderen Dämme dichtbleiben." Der Wasserstand der Gail halte sich seit etwa zwölf Stunden konstant, was auch Gefahren berge, so Pansi: "Dadurch, dass das Wasser so hoch steht, weicht der Uferbereich auf." Weiterhin gesperrt bleibt die Straße über den Plöckenpass, auch die Gailtal Straße (B111) war am Nachmittag noch an mehreren Stellen blockiert.

Unwetter Hochwasser Lesachtal © Feuerwehr Lesachtal
 

Hubschrauber erkunden Ausmaß der Katastrophe

Laut dem Spittaler Bezirkshauptmann Klaus Brandner wusste man am Dienstag noch nicht, wie lange die Ortschaften im Mölltal noch abgeschnitten bleiben würden: "Derzeit sind Sachverständige mit dem Hubschrauber unterwegs. Sie schauen, wo es für die Aufräumarbeiten noch zu gefährlich ist, weil zum Beispiel eine Mure nachkommen könnte. Die Frage ist vor allem aber: Wann hört es zu regnen auf?" Neben dem Regen hatte man im Mölltal aber vor allem mit dem Föhnsturm zu kämpfen: "Teilweise wurde der Wald hektarweise niedergeworfen", so Brandner.

Im Drautal hatte die Bahn nach wie vor den Betrieb eingestellt, Gleisanlagen wurden überflutet. Auch Schienenersatzverkehr konnte es am Dienstagnachmittag noch keinen geben. Für die hochgefährdete Gemeinde Lavamünd (Bezirk Wolfsberg), wo die Drau am tiefsten Punkt Kärntens das Bundesland verlässt, konnten die Verantwortlichen noch keine Entwarnung geben: "Wir müssen weiterhin die Regenmengen, die wir jetzt noch aus dem Gailtal erwarten, abführen", sagte der zuständige Landesrat Daniel Fellner (SPÖ), der sich aber trotzdem "vorsichtig optimistisch" zeigte.
 

Tausende ohne Strom

Auf Hochtouren waren auch die rund 200 Monteure des Kärntner Landesenergieversorgers Kelag im Einsatz. "In Früh waren noch etwa 10.000 Haushalte ohne Strom, diese Zahl lag zu Mittag bei 5.500", sagte Kelag-Sprecher Josef Stocker.

In Osttirol entspannte sich die Lage indes weiter. Die Pegelstände der Bäche und Flüsse sanken deutlich und auch Regen und Wind ließen nach. Die Felbertauernstraße (B108) soll noch am Nachmittag wieder für den Verkehr freigegeben werden und die Defereggenstraße (L25) war wieder bis Ladstatt befahrbar. Laut Angaben des Landes gab es in Osttirol am Nachmittag wegen unterspülter Stromleitungen und Baumstürzen auf Stromleitungen noch in 13 Gemeinden Störungen bei der Stromversorgung. Zwischen Innsbruck und Matrei hatten mehrere umgestürzte Bäume die Oberleitung der Brennerbahnstrecke beschädigt. Diese musste deshalb bis voraussichtlich Dienstagabend gesperrt werden. Der durch das Unwetter entstandene Schaden konnte vorerst noch nicht beziffert werden.
 

Keine akute Gefahr mehr in Südtirol

In Südtirol war in der Zwischenzeit der Zivilschutzstatus um eine Stufe von "Rot" auf "Orange" herabgesetzt worden, "weil keine akute Gefahr mehr für die Bevölkerung besteht", teilte das Land mit. Am schlimmsten betroffen war das Gebiet der Drau. Schäden größeren Ausmaßes waren im Einzugsgebiet der Gader und des Grödnerbaches zu verzeichnen, geringe Schäden an Eisack und Rienz und fast keine an der Etsch.

Eine einzige starke Windböe des Föhnsturmes dürfte für die große Zerstörung auf der Festung Hohensalzburg verantwortlich gewesen sein. "Der finanzielle Schaden beträgt mehrere Hunderttausend Euro", sagte Burgverwalter Bernhard Heil. Insgesamt rechnete die Wiener Städtische Versicherung mit Schäden in einer Höhe von fünf Millionen Euro durch den Sturm.

"Der Süden hat in den vergangenen vier Tagen so viel Niederschlag abbekommen wie Wien in einem ganzen Jahr", sagte ein Meteorologe der ZAMG. An manchen Messstellen wurden Spitzenwerte von bis zu 600 mm gemessen. Und nach einem Zwischenhoch am Mittwoch wird es dort auch am Donnerstag und Freitag neuerlich regnen. "Nicht so stark wie zuletzt, aber angesichts der bereits durchnässten Böden ist jeder Tropfen einer zu viel." Gleichzeitig zu dem starken Regen hat der Südföhn an der Alpennordseite für große Windspitzen, auch im Osten Österreichs, gesorgt. 174,6 km/h wurden am Brunnenkogel in Tirol gemessen. 159,1 waren es am Feuerkogel in Oberösterreich. Sogar am Semmering/Sonnwendstein wurden enorme 155,5 km/h verzeichnet.