20. April 2017 | 09:05 Uhr

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Wintereinbruch

Frost-Angst: Bauern und Winzer bangen um Ernte

Mit teils ungewöhnlichen Methoden versuchen Obst- und Weinbauern, die Ernte zu retten.

Es wirkt skurril, wenn der Wachauer Obstbauer Gerhard Tastl das riesige Gebläse in den Marillenhain stellt und aufdreht. Doch es scheint zu funktionieren: "Mit dem Föhn schaffe ich ein Grad mehr", sagt Tastl zu ÖSTERREICH. Und das kann entscheidend sein.

200 Millionen Euro kostete der Spätfrost die Bauern

In der Nacht auf Freitag erwartet uns überall Frost, mancherorts gar bis zu minus 10 Grad. Bauern und Winzer fürchten Ernteausfälle. 2016 kostete sie Spätfrost 200 Millionen Euro. "Wir sind zwischen Hoffen und Bangen", sagt Johann Dreisiebner, Präsident der Weinbauern.

Eisfilm
"Die Blüte ist heuer intensiv und eine Woche früher. Daher ist Frost jetzt besonders kritisch", sagt Rupert Gsöls, Präsident des Obstbauverbandes. 80 Prozent seiner Zunft versuchen, ihre Blüten zu schützen, indem sie sie mit Wasser beregnen, wodurch ein dünner Eisfilm entsteht. "Die Blüten werden quasi im Eis konserviert", so Gsöls.

Räuchern
Winzer bringen Strohballen in ihre Weingärten und zünden sie an. "Der Rauchvorhang soll die Reben schützen", erklärt Fritz Wieninger. "Minus ein Grad und wir haben ein großes Problem, minus zwei Grad und wir haben null Ernte", schlägt Wieninger Alarm. Am Mittwoch erlaubte die Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) kurzfristig, Strohballen und spezielle Frostkerzen in den Weinhängen anzuzünden, nannte es "eine zeitliche und räumliche Ausnahme".

Paraffin ist aus
"2016 war schon ein Jahrhundertereignis, aber dass es sich 2017 wiederholen könnte, ist fast unvorstellbar", sagt Johann Dreisiebner, Präsident der steirischen Weinbauern. "Wir sind zwischen Hoffen und Bangen. Bleibt es trocken, dann können die Reben Frost bis minus vier Grad aushalten. Sind sie nass, ist schon minus ein Grad sehr kritisch."

Schutzmaßnahmen für Wein wie Heizdrähte zur Wärmeabstrahlung sind erst im Probestadium. Anders ist das bei den Obstbauern. Präsident Rupert Gsöls: "in Südtirol verfügen 80 Prozent aller Obstbaubetriebe über Frostschutzanlagen, die die Blüten in 'Eis' bei minus 0,5 Grad konservieren - in der Steiermark ist es etwa jeder zehnte Betrieb." Schuld seien Behörden, die die Anlage von Speichertauchen blockieren würden. Ob Frostschutzanlage (500 Liter Diesel pro Nacht) oder Paraffinkerzen (bis zu 3.000 Euro pro Nacht und überdies aktuell ausverkauft), alle Maßnahmen sind sehr teuer.