27. Februar 2018 | 21:22 Uhr

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-32 Grad

Die Helden der Arktis-Kälte

Kälte-Schock und Eis-Peitsche bei minus 32 Grad. Sogar in Grönland ist es wärmer.

Den Frost-Rekord lieferte die Wetterstation am Sonnblick in Salzburg: minus 32 Grad. Zwei Hartgesottene verrichten dort den kältesten Job des Landes: Ludwig Rasser und Norbert Daxbacher, Wetterwarte im Observatorium auf 3.109 Meter Höhe: „Das war heftig“, sagt Ludwig Rasser zu ÖSTERREICH: „Zu den minus 32 Grad pfiff noch heftiger Wind. Das fühlt sich an wie minus 60 Grad“, klagt er.

Drei Mal pro Tag müssen er und sein Kollege raus: „Eine Stunde dauert es, bis wir alle Messgeräte abgelesen haben“, sagen sie. 15 Tage haben sie durchgehend Dienst in der Wetterstation, dann 13 Tage frei: „Zum Glück wird’s ab Donnerstag wärmer“, so Rasser. Die klirrendste Nacht gab es von gestern auf heute: Am Sonnblick rechnete man bis zu minus 33 Grad.

Ski-Frost. Kältester Skiort in Österreich war bisher Ischgl (minus 27 Grad). Klirrend die Sibirien-Peitsche auch auf der Gerlitzen in Kärnten. Skilehrerin und Fitnesstrainerin Chrissi Brandstätter (31) zu ÖSTERREICH: „Minus 22 Grad und Wind. Ich hab’ mich total eingepackt mit Maske und Fingerwärmer“. Kälteerprobt Reinhold Latraner, Liftwart in der Ramsau in der Steiermark: „Minus 29 in der Früh, das ist knackig, so eine lange Kältewelle habe ich noch nie erlebt“, meint er zu ÖSTERREICH: „Da musst dich anziehen wie ein Eskimo“.

Interviews mit den Kälte-Helden

Sie haben den kältesten Job des Landes: Ludwig Rasser und Norbert Daxbacher. Sie betreuen die Wetterwarte auf dem Sonnblick in Salzburg auf 3.109 Meter Höhe. Minus 32 Grad hatte es Dienstagfrüh, das war Kälte-Rekord.  ÖSTERREICH sprach mit den Wetterexperten.

ÖSTERREICH: Sie haben den kältesten Job des Landes.

Ludwig Rasser: „Ja,  auf alle Fälle. Heute Nacht hatten wir -32 Grad, dazu ein ziemlich starken Nordost-Wind  mit 60km/h.  Auf der Haut fühlt sich das an wie -60Grad, das ist schon heftig.  Wenn man da keine Sturmhaube f hat  oder die Nase nicht geschützt hat, dann wird’s schon eng. 

ÖSTERREICH: Wie oft müssen Sie da ins Freie?

Rasser: Drei Mal pro Tag ist das Minimum. Wir machen Niederschlagsmessungen, reinigen die Geräte, reparieren Defekte. Auf alle Fälle muss mich sich gescheit  anziehen. Viel  Unterwäsche,  Sturmhaube, Skibrille, dicker Anorak. Oft ist der Job rasch erledigt, in einer halben Stunde im Freien. Manchmal muss meterhoher Schnee weggeschaufelt werden, dann dauert‘s eben länger.

ÖSTERREICH: Haben Sie schon schlimmere Kälte erlebt?

Rasser: Ja, für mich ist das nichts Neues. Ich bin schon 38 Jahre auf dem Berg, es hat schon kältere Temperaturen gegeben, bis zu -37/-38 Grad. Das um und auf ist immer der Sturm, das ist das Schlechteste und auch gefährlichste.

ÖSTERREICH: Wie lange wird die die Sibirienkälte noch anhalten?

Rasser: Es wird wohl bis Donnerstag so belieben, dann geht’s um 15 Grad nach oben – dann haben wir wieder Normaltemperaturen.

ÖSTERREICH: Wie lebt Ihr da oben?

Rasser:  Wir haben ein ganz normales Büro, eine Unterkunft , eine Küche, wir führen einen Haushalt wie zu Hause.

ÖSTERREICH: Sie sind verheiratet?

Rasser: Ja, ich habe fünf  Kinder, die  sind alle schon groß.

Frieren im Skikurs

Ebenfalls einen eiskalten Arbeitsplatz hat Chrissi Brandstätter. Dick eingepackt arbeitet die Villacherin als Skilehrerin und Fitnesstrainerin auf der Gerlitzen in Kärnten. Sie geht trotz Eiseskälte mit ihren Skikindern täglich auf die Piste, denn die Schneeverhältnisse sind traumhaft.

Skilehrerin.jpg © privat

ÖSTERREICH: Wie fühlt sich die Kälte für Sie an?

Brandstätter: Scheißkalt. Ich bin total eingepackt mit Gesichtsmaske, Fingerwärmern in den Handschuhen, dicker Unterwäsche und dem Ski-Overall. In den vergangenen Tagen haben wir minus 22 Grad gehabt, doch der Wind war eigentlich das Schlimmste.

ÖSTERREICH: Wie reagieren eigentlich die Kinder?

Brandstätter: Das Schlimmste sind für sie die Liftfahrten, da pfeift´s schon heftig. Wir machen aber jetzt öfter Pause, gehen in die Hütte, das geht schon.

Interviews: Karl Wendl