03. Mai 2018 | 23:32 Uhr
Wieder heftige Unwetter
Blitz-Wetter immer extremer
Klimawandel schlägt immer heftiger zu: Gewitter kommen immer früher und heftiger.
Experten schlagen Alarm: Dieses (Un-)Wetter ist nicht normal. Die Jahreszeiten haben sich in den vergangenen 30 Jahren um bis zu 14 Tage nach vorn verschoben. Dazu kommt: Die Gewitter werden immer intensiver.
Mittlerweile besteht wohl kein Zweifel mehr daran: Es ist der Klimawandel. Durch die größere Wärme gibt’s mehr Wasserdampf – und extremere Gewitter (s. unten).
In den vergangenen beiden Tagen bekam das vor allem der Osten Österreichs heftig zu spüren: Als „Nacht der Blitze“ wird die Nacht auf Donnerstag mit 70.000 Blitzen in die Geschichte eingehen. Und auch in der Nacht auf heute gab es keine Unwetter-Pause. Das nordwestliche Niederösterreich (die Bezirke Gmünd, Zwettl, Scheibbs und Melk) und das nördliche Oberösterreich waren gestern Abend stark betroffen. Über der Steiermark gab es im Raum Bruck an der Mur bereits am Nachmittag schwere Gewitter.
Prognose
In den kommenden Tagen bleibt die Gewittergefahr noch hoch: Untertags geht es Richtung 30 Grad. Die extreme Hitze begünstigt abendliche Gewitter.
Nacht auf Donnerstag war "Nacht der Blitze"
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70.000 Blitze. So viele zählte die Österreichische Unwetterzentrale allein über dem Osten des Landes in der Nacht auf Donnerstag.
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Hotspot Niederösterreich. Knapp 50.000 Blitze sind alleine hier registriert worden. 4.700 sollen es über Wien gewesen sein.
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All-Time-Rekord. Das Blitzortungssystem ALDIS hingegen zählt nur die Einschläge in die Erde. Laut dieser Methode gab es für Wien mit 446 Blitzen den höchsten Wert aller Zeiten, analysiert die Zentralstelle für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). 2018 kann ein neues Rekordjahr werden.
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Regenmassen. In vielen Orten in Wien und Niederösterreich gab es in den Gewitterzellen stellenweise die Hälfte des Regens, der sonst in einem ganzen Monat fällt.
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Tornado. Am Mittwoch hatte Meteorologen sogar vor Tornados gewarnt. Donnerstagfrüh tauchten Fotos in sozialen Medien auf.
Klima: "Gewitter werden intensiver"
ZAMG-Forscher Georg Pistotnik im ÖSTERREICH-Interview.
ÖSTERREICH: Ist das eines der Wetter-Extreme, die durch den Klimawandel häufiger und intensiver auftreten?
Georg Pistotnik: Der Klimawandel macht bestimmte Ereignisse wahrscheinlicher. Wenn es wärmer wird und die Atmosphäre damit auch mehr Wasserdampf aufnehmen kann, dann können sich heftigere Gewitter bilden. Aber es braucht auch die richtige Wetterlage dafür. Derzeit ist das der Fall.
ÖSTERREICH: Werden wir wegen des Klimawandels solche Gewitter schon früher im Jahr erleben?
Pistotnik: Tendenziell schon. Durch die Klimaerwärmung ist es in den letzten 30 Jahren schon um bis zu 1,5 Grad wärmer geworden. Das entspricht ungefähr zehn bis 14 Tagen. Man kann also sagen: Im Durchschnitt ist das Wetter Anfang Mai so wie es vor einer Generation erst Mitte Mai war. Insofern dauert auch die Gewittersaison länger. Im Durchschnitt kommen also unter dem Klimawandel Gewitter früher und sie werden intensiver.
ÖSTERREICH: Heißt das, wir erleben irgendwann im Jänner das Wetter vom Mai?
Pistotnik: Wenn der Trend so weiter geht, ja. Dass die Klimaerwärmung für die nächsten ein, zwei Jahrzehnte weitergeht, steht außer Frage.