12. April 2016 | 13:00 Uhr

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Wien

Aus für Observatorium Cobenzl

Die Störeinflüsse durch die Stadt sind zu groß geworden.

In Wien ist ein Stück Meteorologie-Geschichte zu Ende gegangen: Mit April wurde das geomagnetische Cobenzl-Observatorium geschlossen, in dem 60 Jahre lang das Magnetfeld der Erde gemessen wurde. Die Störeinflüsse durch die Stadt sind zu groß geworden sind, berichtete die ZAMG in einer Aussendung. Die Messreihe wird nun im unterirdischen Conrad-Observatorium in Niederösterreich weitergeführt.

Im Cobenzl-Observatorium untersuchte die ZAMG mehr als 60 Jahre lang das Magnetfeld der Erde. Allerdings wurden in den letzten Jahren die Einflüsse der Stadt immer stärker. "Wir registrierten immer mehr Störungen, zum Beispiel durch die U-Bahn und andere elektrische Effekte der Stadt, die im Boden Ströme induzieren. Diese Einflüsse wirkten sich auch deshalb immer stärker aus, weil die Messgeräte immer empfindlicher werden und auch zeitlich immer genauer messen. Wurden früher nur Tagesmittel erhoben, messen wir mittlerweile Magnetfeldschwankungen im Sekundenbereich", sagte die ZAMG-Geomagnetik-Expertin Barbara Leichter.

Erdmagnetfeld wird seit 170 Jahren untersucht
Insgesamt wird in Österreich bereits seit rund 170 Jahren das Erdmagnetfeld untersucht - die Messreihe zählt somit zu den längsten der Welt. Kontinuierliche Messungen dienten früher vor allem der Navigation, um zum Beispiel in der See- und Luftfahrt den Unterschied zwischen magnetischem und geografischem Nordpol exakt berücksichtigen zu können. Aber auch heute, in Zeiten des GPS, sind geomagnetische Informationen in der Navigation wichtig, da bei einem Ausfall der Elektronik die Ersatzsysteme mit Magnetkompassen arbeiten.

Das Magnetfeld der Erde hat aber eine noch fundamentalere Aufgabe. "Das Magnetfeld schützt seit mindestens drei Milliarden Jahren alle Lebewesen vor gefährlicher Strahlung der Sonne und aus dem Weltraum. Wir verfolgen daher sehr genau jede Änderung. Gegenwärtig wird das Magnetfeld global um etwa vier Prozent pro Jahrhundert schwächer. In der Erdgeschichte gab es schon mehrmals völlige Umpolungen zwischen Nord- und Südpol, die letzte fand vor ca. 780.000 Jahren statt. Aber auch schon kleinere Schwankungen des Magnetfeldes können große Auswirkungen haben, wenn zum Beispiel sogenannte Sonnenstürme Störungen an Satelliten und in Stromnetzen verursachen", sagte Leichter.