22. Juli 2019 | 16:19 Uhr

201901031204.jpg © APA/dpa-Zentralbild/Sebastian Willnow

"Schwachsinnstipp"

Wetter-Experte warnt vor tödlichem Hitze-Tipp

Diese Woche wird Österreich von einer dritten Hitzwelle mit bis zu 38 Grad erfasst – Kachelmann warnt vor einem gefährlichen Irrglauben. 

Wien. Während sich der Juli - was die Temperaturen betrifft - bisher recht erträglich gezeigt hat, kehrt in den kommenden Tagen die hochsommerliche Hitze in einigen Landesteilen zurück. Vor allem im Westen dürften Hitzeverächter ins Stöhnen kommen - am Donnerstag werden dort bis zu 38 Grad erwartet, prophezeite die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Sonntag. Bei diesen extremen Temperaturen sind viele mit Tipps zur Stelle. Doch Wetter-Experte Kachelmann warnt vor einem "Schwachsinnstipp", wie er sagt, ganz besonders. 

 

Kachelmann warnt vor tödlichem Hitze-Tipp

Der Wetterexperte Jörg Kachelmann warnt vor einem Hitze-Tipp, der im Internet kursiert und seiner Meinung nach viele Hitzetote auf dem Gewissen hat: Das Lüften nur in den Morgen- und Abendstunden. Jörg Kachelman empfehlt hingegen weit geöffnete Fenster, die für Durchzug den ganzen Tag über sorgen. Denn, dass Durchzug schädlich ist, sei ein Irrglaube. "Wer irgendwann mal auf den Schwachsinn mit den verschlossenen Fenstern tagsüber kam, hat viele Menschen auf dem Gewissen", schrieb Kachelmann bereits in Vergangenheit auf Twitter. 
 
Steifen Nacken und Grippegefahr aufgrund von Durchzug hält er für Unsinn und warnt stattdessen vor den fatalen Konsequenzen: "Es ist dunkelster Aberglaube, dass man Fenster schließen soll, sobald es draußen wärmer ist als drin. Sie produzieren drin so viel Feuchtigkeit und Kohlendioxid bei stehender Luft, dass alles besser ist als das Elend, das Sie mit geschlossenen Fenstern produzieren", erklärt der Wetterexperte in einem Blogbeitrag.
 
"Wenn Sie in beide Richtungen hinaus Fenster haben, immer alle öffnen, wenn Sie daheim sind. Genießen Sie den angenehmen Wind."
 
 
 
 
 
Karten der ZAMG zeigen, wie die Temperaturen in den nächsten Tagen deutlich zulegen. Hier sieht man auch, wo es diese Woche besonders heiß wird.
 
 

So wird das Wetter diese Woche

Hochdruckeinfluss beschert in der kommenden Woche den westlichen Landesteilen ein stabiles, sonniges und heißes Wetter. Auch im restlichen Bundesgebiet zeigt sich der Sommer von seiner sonnigen, wenn auch nicht ganz beständigen Seite. Am Montag scheint die Sonne im Westen und im Süden bis zum Abend die meiste Zeit von einem nur gering bewölkten Himmel. Auch weiter im Norden und Osten gibt es einiges an Sonnenschein. Speziell um die Mittagszeit machen sich jedoch ein paar Quellwolken bemerkbar, die vor allem am nördlichen Alpenrand für einzelne unergiebige Regenschauer sorgen. Es weht schwacher bis mäßiger Wind aus West bis Nord. In der Früh werden elf bis 21 Grad, am Nachmittag 26 bis 32 Grad erreicht.
 
Am Dienstag scheint westlich der Linie Sankt Pölten-Graz bis zum Abend ungetrübt die Sonne. Weiter im Osten treten um die Mittagszeit vorübergehend ein paar ausgedehnte Wolkenfelder in Erscheinung, die von Norden durchziehen. Der Wind kommt schwach bis mäßig, im Osten mäßig bis lebhaft, aus Nordwest bis Ost. Die Frühtemperaturen umspannen zwölf bis 21 Grad, die Tageshöchsttemperaturen 27 bis 35 Grad.
 

Mittwoch weiter verbreitet sonnig

Der Mittwoch zeigt sich weiter verbreitet sonnig, im Westen oft auch ungetrübt. Südlich des Alpenhauptkamms können sich in der zweiten Tageshälfte Quellwolken bilden, es bleibt aber verbreitet trocken. Nur im südlichen Bergland sind einzelne Gewitter nicht ganz ausgeschlossen. Bei meist nur schwachem Wind steigen die Temperaturen von 13 bis 20 Grad am Morgen auf 26 bis 37 Grad untertags, wobei die höchsten Temperaturen im Westen erreicht werden.
 
Ein Hochdrucksystem prägt auch das Wettergeschehen am Donnerstag. In ganz Österreich scheint verbreitet die Sonne von einem ungetrübten, meist wolkenlosen Himmel. Vereinzelt zeigen sich harmlose Schleierwolken. Die Gewitterneigung ist als sehr gering einzustufen. In den westlichen Föhnregionen und im Donautal weht teils mäßiger, überall sonst schwacher Wind. Die Temperaturen reichen am Morgen von zwölf bis 22 Grad und steigen im Tagesverlauf auf 26 bis 38 Grad an. Der Hitzeschwerpunkt liegt dabei in Tirol.
 
Vom Mühlviertel und der Steiermark ostwärts bringt Hochdruckeinfluss am Freitag erneut viel Sonnenschein bei einem meist wolkenlosen Himmel. In der Westhälfte des Landes ziehen harmlose, hohe Wolkenfelder durch. Südlich des Alpenhauptkammes sind vereinzelt lokale Regenschauer nicht ausgeschlossen. Insgesamt bleibt es aber meist trocken. Der Wind weht meist schwach, im Nordburgenland und entlang des Donautals und im Waldviertel auch mäßig aus Südost. Die Frühtemperaturen liegen zwischen 15 und 22 Grad, die Tageshöchstwerte liegen fasst überall über 30 Grad. Im Westen muss mit Maxima um 36 Grad gerechnet werden.
 

Extreme Hitze kann Stress, Angst und Depression auslösen

Während einer Hitzewelle kommt es bei älteren und geschwächten Menschen, aber auch bei jüngeren Personen mit mangelnder Fitness zu einer deutlichen Zunahme an Stress, Ängsten und Depressionen. "Die Aussicht, dieser Hitze nicht entfliehen zu können, führt zu seelischen Problemen, die nicht unterschätzt werden dürfen", warnte Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner der MedUni Wien am Montag.
 
In den kommenden Tagen werden die Temperaturen in ganz Österreich wieder bei 30 Grad und darüber liegen. Hitzewellen seien für viele Menschen ein Grund, beunruhigt zu sein, wie die MedUni Wien in einer Aussendung mitteilte. "Das führt bis hin zu Panikattacken", erläuterte Hutter, "diese Menschen haben richtig Angst, dass ihnen etwas passiert und dass sie diesen Belastungen nicht standhalten." Mentale Probleme können auch durch Existenzängste ausgelöst werden - bei großer und langanhaltender Hitze betreffe das insbesondere Landwirte. "Dürre, Waldbrände, aber in der Folge auch Hagel und Unwetter sowie andere Wetterkapriolen belasten die Landwirtschaft schwer - und damit auch die davon lebenden Menschen", so der Umweltmediziner.
 

Achtung bei Bluthochdruck

Die Auswirkungen der Hitze spüren insbesondere auch Menschen, die Medikamente einnehmen. Etwa bei Bluthochdruck: "Personen, die an hohem Blutdruck leiden und dagegen Mittel einnehmen, sollten rechtzeitig, am besten vor dem Sommer, die Dosierung vom behandelnden Arzt checken lassen", so Hutter. Denn Hitze erweitere die Blutgefäße ohnehin und senke so den Blutdruck - die Medikamente fahren den Blutdruck noch weiter hinunter.
 
In Zukunft wird es wohl nicht leichter werden: Die Prognose-Daten für Österreich zeigen, dass sich die Dauer einer Hitzewelle bis ins Jahr 2050 verdoppeln wird. Derzeit dauert eine Hitzewelle (Temperaturen über 30 Grad Celsius) in Wien durchschnittlich drei bis fünf Tage, bis 2050 werde sich das auf sechs bis zehn Tage erhöhen. "Bis ins Jahr 2100 wird sich die Anzahl der Hitzetage sogar verzehnfachen. Dann sind Hitzewellen mit Tropennächten mit sogar wochenlanger Dauer möglich", so Hutter. Und das bei noch höheren Temperaturen.