Der Schneefall nimmt kein Ende. Besonders der Westen des Landes versinkt in den Massen. Es herrscht das absolute Chaos. In Tirol haben die Lawinenexperten die höchste Lawinenwarnstufe 5 ausgegeben. Betroffen war der Westen des Landes. Dort können durch den Neuschneezuwachs sehr große und vereinzelt extrem große Lawinen abgehen, teilten die Experten am Sonntagabend in einer Aussendung mit. Die Spitze der Lawinenaktivität soll voraussichtlich in der zweiten Hälfte der Nacht auf Montag erreicht werden.
Saalbach-Hinterglemm nicht mehr erreichbar
Wie das Landes-Medienzentrum am Montagabend informiert hat, wird das Glemmtal im Pinzgau ab 19.00 Uhr auf der Straße nicht mehr erreichbar sein. Die L111 wird ab der Abzweigung Maishofen aus Sicherheitsgründen gesperrt. Damit ist auch Saalbach-Hinterglemm von der Außenwelt abgeschnitten. Mehr als 41.000 Personen waren ab Montagabend im Bundesland Salzburg "eingeschneit".
Lawinentoter im Flachgau
Bei Dachräumungsarbeiten kam es zu einem tragischen Unfall: Vier Arbeiter sind mit einer Dachlawine abgestürzt, eine Person starb. Zwei Mitarbeiter wurden komplett verschüttet, die anderen teilweise.
Lawinen-Warnstufe 5 in Tirol ausgeweitet
In Tirol haben die anhaltenden Schneefälle am Montag dazu geführt, dass außer für den Westen des Landes auch für andere Regionen Lawinenwarnstufe 5, also sehr große Lawinengefahr, ausgewiesen wurde. Betroffen war auch die Landeshauptstadt Innsbruck, nämlich im Bereich des Karwendels. Dort sei mehr Schnee als erwartet gefallen, hieß es seitens des Lawinenwarndienstes.
Sehr große Lawinengefahr herrschte nunmehr zudem auch in der Venedigergruppe in Osttirol sowie in den Nördlichen Zillertaler Alpen. Seit Sonntag fielen verbreitet 60 bis 100 Zentimeter Schnee, lokal auch mehr. Bis in die Nacht sollen lokal noch mal 50 Zentimeter hinzukommen.
Straßensperren. Vorsorglich seien daher Straßensperren nötig. Die Experten appellierten, die Sperrungen unbedingt zu beachten und Sicherheitsanweisungen der Behörden zu befolgen.
In den restlichen Landesteilen wird morgen, Montag, neuerlich die "Stufe 4" der fünfteiligen Gefahrenskala erreicht. In allen Gebieten sei mit vielen großen und vereinzelt sehr großen Lawinen zu rechnen. Für Wintersport abseits gesicherter Pisten seien die Verhältnisse "sehr gefährlich". Dies auch im Bereich der Waldgrenze und darunter, so die Warnung.
Lawinensprengung - Bewohner in Altaussee evakuiert
Altaussee ist am Sonntag die Evakuierung einiger Bewohner angeordnet worden, da wegen unmittelbar drohender Gefahr Lawinen gesprengt werden müssen, teilte Katastrophenreferent Michael Schickhofer (ÖVP) mit. Die Evakuierung sollte nur kurzzeitig dauern.
Fünf Volksschulen und eine Neue Mittelschule bleiben auch am Montag und Dienstag wegen Schneeräumungen gesperrt. Es handelt sich um St. Nikolai/Sölktal, Landl, Gams, Wildalm, Knoppen und Weißenbach (NMS). Betroffen waren rund 150 Schülerinnen und Schüler, hieß es seitens des steirischen Landesschulrats.
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Fernpaß komplett gesperrt
Nach einer neuen Beurteilung der Sicherheitslage durch die Lawinenkommission ist Sonntagabend der Fernpass gesperrt worden. Somit war vorerst nur mehr eine großräumige Umfahrung über die Inntalautobahn (A12) möglich, teilte das Land in einer Aussendung mit.
Damit war die wichtige Transitroute nach Deutschland nicht befahrbar. Zuvor hatte das Land mitgeteilt, dass die Sperre der Fernpassstraße (B179) zwischen Bichlbach und Lermoos möglicherweise über Dienstagabend hinaus dauern könnte. Die Bezirkshauptmannschaft Reutte richtete ein Info-Hotline unter der Rufnummer 0800/800507 ein, die rund um die Uhr zur Verfügung stehe.
Im Außerfern waren die Gemeinde Pfafflar sowie einige Weiler der Gemeinden Berwang, Bichlbach, Breitenwang und Steeg vorübergehend nicht erreichbar. Mit weiteren Sperren sei im Hinblick auf die aktuellen Wetterprognosen zu rechnen, hieß es.
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In Ehrwald im Tiroler Außerfern hat es weit über einen Meter Schnee.
Kleines Deutsches Eck gesperrt: Warnung an Bevölkerung
Das anhaltende Unwetter in Salzburg hat zu weiteren Straßensperren im Bundesland geführt. Das Landratsamt Berchtesgaden-Land sperrt das Kleine Deutsche Eck wegen Lawinengefahr ab 17.00 Uhr. Der Landeseinsatzstab Salzburg verschärfte am Sonntag seine Wetterwarnung: Menschen deren Häuser nahe am Waldrand liegen sollen im Erdgeschoß übernachten.
Auch die B311, die Pinzgauer Straße zwischen Weißbach und St. Martin ist ab Höhe der Lamprechtshöhle ab 17.00 Uhr wieder gesperrt. Somit sind Unken, Lofer und St. Martin sind weder von Salzburger noch von bayrischer Seite her erreichbar. Auf Tiroler Seite wird die Lawinenwarnkommission um 17.00 Uhr tagen. Wenn die B178 Loferer Straße gesperrt wird, sind die drei Gemeinden auf dem Straßenweg nicht mehr erreichbar.
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Schnee-Räumung am Arlberg
ÖBB sperrt Arlbergstrecke
Wegen der anhaltenden Schneefälle und der prekären Lawinensituation ist am Sonntagabend auch die Arlbergstrecke gesperrt worden. "Die Sperre tritt um 19.30 Uhr in Kraft", berichtete ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair der APA. Sie werde jedenfalls bis morgen, Montag, Nachmittag andauern.
Dann soll die Lage neu bewertet werden. Die ÖBB richteten einen Schienenersatzverkehr zwischen Landeck-Zams und Bludenz ein.
17.000 Personen abgeschnitten
Am Sonntagabend waren bereits 17.000 Personen in Salzburg von der Außenwelt abgeschnitten. Davon befanden sich rund 3.000 Einwohner und 2.000 Gäste in Rauris. Die L112 war wegen einer drohenden Lawine gesperrt, die nicht abgesprengt werden konnte.
Die Lawinenwarnkommission hat am späten Sonntagnachmittag nun auch die Loferer Straße (B178) bis auf Weiteres für den Verkehr gesperrt. Damit waren die Gemeinden Unken, Lofer und St. Martin bei Lofer auf dem Straßenweg nicht mehr erreichbar. Die Gemeinde Weißbach bei Lofer war schon ab 17.00 Uhr von der Außenwelt abgeschnitten, die Pinzgauer Straße wurde auf der Höhe der Lamprechtshöhle gesperrt.
Ebenfalls um 17.00 Uhr hat Landratsamt Berchtesgadener Land das Kleine Deutsche Eck wegen Lawinengefahr gesperrt. Inklusive der Gemeinde Rauris waren damit am Abend rund 17.000 Personen in Pinzgauer Gemeinden eingeschlossen.
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Warnung an Menschen: "Schlafen Sie unbedingt im Erdgeschoß"
Der Landeseinsatzstab gab am Sonntagnachmittag eine Empfehlung: Menschen, die in Gebäuden in der Nähe von Waldrändern wohnen, sollen die Nacht unbedingt im Erdgeschoß schlafen. Umstürzende Bäume könnten durch Dächer brechen und die Schneemassen auf den Dächern könnten darunterliegende Personen verschütten, warnte das Land. Bewohner in schneereichen Regionen sollten nicht unbedingt nötige Aufenthalte im Freien vermeiden. Die Gefährdung durch Gleitschneelawinen nimmt zu.
Berchtesgaden: Lawine verschüttete Bundesstraße
Eine Lawine hat am späten Sonntagabend eine Bundesstraße im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land teilweise verschüttet. Es seien keine Autos begraben und keine Menschen verletzt worden, sagte eine Polizeisprecherin in der Nacht auf Montag.
Rettungskräfte - unter anderem von der Bergwacht - waren im Einsatz. Die 15 Meter lange und fünf Meter hohe Lawine traf auf der B 305 zwischen Weißbach an der Alpenstraße und Inzell auf. Der Straßenabschnitt im Gemeindegebiet Schneizlreuth sollte zunächst bis zum Montagmittag gesperrt bleiben.