17. November 2019 | 17:25 Uhr
Schnee-Chaos im Stubaital
250 Menschen am Gletscher eingeschlossen
Rund 250 Personen bei Stubaier Gletscherskigebiet eingeschlossen. Die Bevölkerung wurde angehalten, in den Häusern zu bleiben.
Die anhaltenden starken Schneefälle haben am Sonntag zu Lawinenabgängen und Hangrutschen in Ost-, Nord- und Südtirol geführt. In Prägraten in Osttirol und im Martelltal in Südtirol gingen Lawinen in ein Dorf ab. In der Nähe der Talstation des Stubaier Gletschers erfasste eine Lawine einen mit sechs Personen besetzten Kleinbus aus Deutschland. Verletzte gab es keine.
Die Straße zum Stubaier Gletscher musste nach dem Lawinenabgang gesperrt werden. Sie kann voraussichtlich erst am Montag wieder geöffnet werden, teilte das Land Tirol mit. Rund 250 Personen waren somit beim Gletscherskigebiet eingeschlossen. Sie wurden im Hotel bei der Talstation und in weiteren Räumlichkeiten der Stubaier Gletscherbahn untergebracht und versorgt. Die sechs Insassen des Fahrzeuges konnten sich selbstständig befreien.
Bewohner in Gemeindezentrum untergebracht
In Osttirol war eine Lawine in den Prägratener Ortsteil Bobojach abgegangen. Verletzt wurde dabei niemand. Die 70 Bewohner des Ortsteils wurden jedoch vorsorglich vorübergehend im Gemeindezentrum untergebracht. Die Bildungsdirektion Tirol empfahl auch am Montag alle Schulen in Osttirol geschlossen zu halten. Am späten Sonntagnachmittag waren immer noch rund 2.500 Haushalte in Osttirol ohne Strom.
Zahlreiche Straßen bleiben aus Sicherheitsgründen weiterhin gesperrt, darunter etwa die Felbertauernstraße von Matrei bis Mittersill, die Gailtalstraße, die Virgentalstraße zwischen Virgen und Prägraten, die Defereggentalstraße ab Huben sowie die Villgratentalstraße. Auch bei der Bahn war es zu Unterbrechungen gekommen. Die Drautalstrecke in Osttirol und die Außerfernbahn in Nordtirol blieben gesperrt. In Südtirol kam es zu einer Unterbrechung der Brennerbahnstrecke.
Auch weitere Bezirke Tirols waren am Sonntag von den starken Schnee- und Regenfällen betroffen. Auf der Brennerstraße (B182) kam es zwischen Stefansbrück und Schönberg zu einem Hangrutsch. Die Straße musste vorerst gesperrt werden. Im Unterland erreichten die Pegel einiger Flüsse und Bäche den Wert eines fünfjährlichen Hochwassers. Zudem kam es in mehreren Bezirken zu kleinen Murenereignissen.
Lawinen, Muren und umstürzende Bäume
In Südtirol war ebenfalls eine Lawine in ein Dorf abgegangen. In Martell wurden zwei Häuser teilweise beschädigt. Mehrere Häuser im Einzugsgebiet der Lawine und aus weiteren Gefahrenbereichen wurden vorsorglich evakuiert. Verletzte gab es auch hier keine. Bei Mauls war eine Mittelspannungsleitung auf die Brennerautobahn, die Eisenbahngleise und die Staatsstraße gestürzt. Jeglicher Verkehr zwischen Brixen und Sterzing war dadurch unterbrochen.
Und auch beim Umspannwerk Bruneck-Lorenzen krachte ein Baum auf die Mittelspannungsleitung. Wie dies aussieht, zeigt ein Video auf Facebook.
Eine Wetterberuhigung war laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) erst am Sonntag in den späten Abendstunden zu erwarten. Gegen Mitternacht sollen die Niederschläge zur Gänze aufhören. Die Lawinensituation blieb auch am Montag mit Lawinenwarnstufe 4 der fünfteiligen Skala angespannt. "Aufgrund des in der Höhe immer noch starken Windes und der dadurch bedingten Zusatzbelastung auf die Schneedecke sowie der erhöhten Gefahr von Gleitschneelawinen bleibt die Lawinengefahr in den Hauptniederschlagsgebieten immer noch groß. Gleitschneelawinen bilden dabei die Hauptgefahr. Schneebrettlawinen aus hohen Einzugsgebieten sollten nur mehr in besonders windbeeinflussten Bereichen spontan abgehen", erklärte Patrick Nairz vom Lawinenwarndienst Tirol. Dies galt auch weiterhin für die südlichen Ötztaler Alpen, die Brennerregion sowie die südlichen Stubaier Alpen bis zum Zillertaler Hauptkamm.