31. Jänner 2012 | 06:42 Uhr

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Es wird noch kälter

Sibirische Kälte: Tote in Osteuropa

72-Jähriger nach nächtlichem Unfall in Niederösterreich erfroren.

Sibirische Kälte über weiten Teilen Europas hat die Temperaturen am Montag auf minus 27 Grad fallen lassen und im Osten und Nordosten des Kontinents Dutzende Menschenleben gefordert. Für die kommenden Tage werden noch tiefere Temperaturen erwartet. Auch in Österreich hat es einen Kältetoten gegeben: Nach einem nächtlichen Unfall im Gebiet von Herzogenburg (Bezirk St. Pölten) ist am Montag ein 72 Jahre alter Mann erfroren. Er war mit seinem Auto in einen Bach gestürzt.

Lebensbedrohliche Kälte
In Polen sind seit dem Wochenende mindestens zehn Menschen erfroren. Allein in der Nacht auf Montag kamen bei eisigen Minusgraden fünf Menschen ums Leben, teilte eine Sprecherin des Innenministeriums am Montag mit. Die Polizei rief die Bevölkerung auf, mehr Aufmerksamkeit auf Menschen zu richten, die angesichts der klirrenden Kälte leicht in eine lebensbedrohliche Lage kommen könnten. Die Polizei kontrolliere zwar verstärkt in Kleingartenanlagen oder auf verlassenen Grundstücken, die sowohl Obdachlosen als auch Betrunkenen als Zuflucht dienen könnten. "Aber wir können nicht überall sein", betonte ein Sprecher.

Häuser möglichst nicht verlassen
In den baltischen Staaten sind durch die klirrende Kälte mindestens vier Menschen gestorben. Bei Temperaturen von teilweise unter minus 20 Grad starben in Lettland drei Menschen an Erfrierungen, berichteten lokale Medien am Montag. Die Todesopfer seien vermutlich obdachlos gewesen. Auch in Litauen ist ein Mensch an den Folgen der Kälte gestorben. Nach Angaben der meteorologischen Institute sind in Estland, Lettland und Litauen Anfang Februar nachts stellenweise Tiefstwerte unter minus 30 Grad möglich. Am kältesten soll es im Nordosten Estlands werden. Die Behörden rieten, die Häuser möglichst nicht zu verlassen.

Tschechien: Minus 20,9 Grad
Die tiefste Temperatur in Tschechien wurde am Montag in der Früh mit minus 20,9 Grad in der Gemeinde Svetla Hora im Altvatergebirge gemessen. Bis Ende der Woche könnte das Quecksilber nach Angaben der Meteorologen an einzelnen Orten sogar auf bis zu minus 35 Grad sinken. Auf zwei Eisenbahnstrecken im Osten des Landes brachen wegen des starken Frosts die Schienen. Gefährlich ist die Frostwelle für die etwa 3.000 Obdachlosen in Prag. Neun von ihnen sind nach Angaben des Rettungsdienstes in diesem Winter bereits auf der Straße gestorben.

1.500 Wärmestuben
In der Ukraine sind in der Nacht auf Montag sechs Menschen erfroren. Allein in den vergangenen drei Tagen wurden in der Ex-Sowjetrepublik mehr als 400 Menschen mit Erfrierungen in Spitäler gebracht. Im zweitgrößten Land Europas sind nach Behördenangaben 1.500 Wärmestuben geöffnet, in denen kostenlos Essen und Getränke angeboten werden. Viele Schulen und Kindergärten seien geschlossen, hieß es. Am Mittwoch sollen die Temperaturen auf bis zu minus 30 Grad sinken.

Bei Temperaturen von minus 25 Grad sind in Rumänien laut dem Gesundheitsministerium vier Menschen erfroren. Vereinzelt blieben am Montag Schulen auf dem Land geschlossen - die Heizungen kamen nicht gegen den Frost an. In der ostrumänischen Industriestadt Galati mit etwa 300.000 Einwohnern hatte die Hälfte der Bevölkerung am Montag in der Früh kein Leitungswasser, weil Pumpstationen eingefroren waren. Für die kommenden drei Tage wurden Tiefsttemperaturen von minus 27 Grad prognostiziert.

In Bulgarien ist nach heftigen Schneefällen nun auch sibirische Kälte eingebrochen. Am kältesten war es mit knapp 20 Grad unter null in der Stadt Russe, berichtete die Nachrichtenagentur BTA am Montag. Für die Donaustadt sei dies ein Rekord in den vergangenen 50 Jahren. Ähnliche Rekorde gab es in insgesamt 15 Städten des Landes.

Kaltes Norditalien

Kälte - wenn auch in milderer Form - herrscht auch in Norditalien. In der Industriemetropole Turin blieben am Montag Schulen geschlossen. Auf spanischen der Ferieninsel Mallorca schneite es im Bergland der Sierra de Tramuntana zum ersten Mal in diesem Jahr.

Schulfrei in Sibirien: Minus 45 Grad
Und in Sibirien selbst haben Kinder bei Temperaturen bis minus 45 Grad schulfrei bekommen. In Russland erreichte der Gasverbrauch Rekordwerte: An einem Tag wurde so viel verbraucht wie in Bulgarien in einem ganzen Jahr. Am kältesten bewohnten Punkt der Erde im russischen Ort Oimjakon waren die Menschen noch gelassen, wie Verwaltungschef Wassili Mestnikow sagte. In der Nacht habe das Thermometer minus 54 Grad angezeigt. Die Bewohner der fernöstlichen russischen Teilrepublik Jakutien seien an solche Temperaturen gewohnt. Tagsüber bewegten sich die Werte zwischen minus 30 und minus 45 Grad.