23. Mai 2013 | 09:05 Uhr
"Storm Chasers"
Österreicher auf Jagd nach Tornados
Drei Steirer und ein Kärntner fahren In den USA Unwettern hinterher.
Zahlreiche Videos dokumentieren den schweren Tornado, der am Montag die US-Kleinstadt Moore vor den Toren der Metropole Oklahoma City verwüstet hat. Viele stammen von "Tornado Hunters" (Tornadojägern), auch "Storm Chasers" (Sturmverfolger) genannt. Die Unwetterjäger fliehen nicht vor den gefährlichen Wirbelstürmen, sondern fahren ihnen hinterher, oftmals unter Einsatz ihres Lebens, um die Naturereignisse zu beobachten und dokumentieren. Unter ihnen sind aktuell auch vier Österreicher.
Tornado-Tour
Bis 4. Juni sind die drei Steirer Herfried Eisler, Matthias Binder und Martin Fasching sowie der Kärntner Andreas Lerchbaumer, Mitglieder des privaten Vereins Skywarn Austria, auf einer Tournadotour in den USA. Die "Tornado Alley" (Tornado-Gasse) bezeichnet einen bestimmten Bereich im Mittleren Westen der USA, in dem die Wahrscheinlichkeit für Wirbelstürme besonders hoch ist. Sie gilt unter den Wetterbegeisterten als Eldorado der Unwetter.
Auf der Jagd
Den schweren Tornado, der am Montag die US-Kleinstadt Moore vor den Toren der Metropole Oklahoma City verwüstet und mindestens 24 Menschen getötet hat, haben die Hobby-Meteorologen nicht "live" miterlebt. "Ich bin heilfroh, dass wir nicht dort waren", sagte Binder im Gespräch mit der APA. "Wir haben das am Radar gesehen, plötzlich hat es nur noch rot geblinkt." Der 33 Jahre alte Chemieingenieur ist bereits zum fünften Mal auf Tornadojagd in den USA. Dort Unwetter zu jagen und zu dokumentieren, sei "die Königsdisziplin". Pro Tag legt das Quartett bis über 1.000 Kilometer auf der Suche nach den Wetterphänomenen zurück, ausgerüstet mit Wetterradar, Laptop mit Internet, Foto- und Filmkameras sowie Windmesser, sagte Binder.
Wirbelsturm
Erst am Sonntag zog ein Tornado über den Ort Shawnee im Staat Oklahoma, zwei Menschen starben dabei. Bei diesem Wirbelsturm waren die vier Österreicher live dabei und haben ihn umfangreich dokumentiert. Auch wenn "Tornados einigermaßen berechenbar sind, bleibt immer ein gewisses Restrisiko", sagte Binder. Der 33-Jährige hat sich im Vorjahr einem Tornado auf 200 Meter genähert. Dies sei "unglaublich gewesen, Tornados haben ein eigenes Geräusch, das bekommt man nie mehr aus dem Kopf", erzählte der "Tornado Hunter" begeistert.
Insbesondere in den USA greifen auch Meteorologen und Einsatzkräfte auf Daten der "Storm Chasers" zurück. "Sie sind die einzigen, auf die sich die Leute in Amerika verlassen können", sagte Binder. Denn nur sie können sehen, ob ein Tornado am Boden ist, am Radar ist das nicht ersichtlich. Und ihre Informationen werden sofort weitergeleitet und von den Behörden daraufhin entsprechende Warnungen veranlasst. "Das entscheidet oftmals über Leben und Tod", so Binder.
In den USA gibt es "Storm Chasers"-Organisationen bereits seit den siebziger Jahren. Die Grundidee dabei ist, auf Unwetterereignisse geschulte, freiwillig arbeitende Spotter (Beobachter) auszubilden.
Skywarn Austria
Auf diesem Prinzip beruht auch das System von Skywarn Austria, das 2003 gegründet wurde. Es ist der größte heimische Wetterverein, der sich mit der Unwetterbeobachtung- und Warnung beschäftigt. Mehr als 130 Vereinsmitglieder und hunderte weitere freiwillige Wetterbeobachter und Hobby-Meteorologen sind daran beteiligt. Der Verein arbeitet auch eng mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und dem Flugwetterdienst der Flugsicherheitsbehörde "Austro Control" zusammen.
Mittwoch früh (Ortszeit) befanden sich die österreichischen "Storm Chaser" in Fairfield südwestlich von Dallas in Texas. Seit drei Tagen waren sie mit der großen Unwetterfront mitgefahren. "Für heute ist ein Fahrtag in das Gebiet, wo man morgen Wetter erleben kann, geplant", sagte Binder. Die "Storm Chaser" machten sich auf den Weg ins nordwestliche Texas.