26. September 2024 | 09:00 Uhr
"CESARE"
Neue Datenbank hilft jetzt bei der Katastrophenvorsorge
Mit dem Projekt CESARE entsteht aktuell eine umfassende Datenbank, die sich auf die Erfassung von Naturgefahrenschäden in Österreich konzentriert.
Unter der Koordination von GeoSphere Austria soll diese Datenbank eine zentrale Rolle im Monitoring und der Analyse von Schäden und Risiken durch Naturgefahren übernehmen. Dies dient nicht nur der Wissenschaft, sondern auch dem Schutz der Bevölkerung und der Optimierung von Schutzmaßnahmen.
Erste nationale Schaden- und Ereignisdatenbank Österreichs
In Österreich wird aktuell eine zentrale, einheitliche Schaden- und Ereignisdatenbank für Naturgefahren, kurz CESARE, entwickelt. Koordiniert wird das Projekt von der GeoSphere Austria. Ziel ist es, zukünftig Schäden und Verluste durch Naturgefahren wie Hochwasser, Lawinen oder Stürme auf Basis internationaler Standards zu erfassen und zu analysieren. Dabei werden auch die Effektivität von Schutzmaßnahmen untersucht und die Risikoanalysen verfeinert. Nachdem CESARE zunächst in den Bundesländern Niederösterreich und der Steiermark getestet wurde, erfolgt nun die Ausweitung auf ganz Österreich.
© Cesare/GeoSphere
Der Demonstrator.
Naturgefahren und ihre Folgen
Extreme Naturereignisse, wie der Starkregen und Sturm Mitte September, richten in Österreich immer wieder schwere Schäden an und bedrohen Menschenleben. Zu den typischen Folgen zählen Hochwasser, Vermurungen, Erdrutsche, Lawinen sowie der sogenannte Schneedruck, der Gebäude und Infrastruktur gefährden kann. Trotz laufender Verbesserungen im Bereich der Katastrophenvorsorge und Warnsysteme fehlen bisher umfassende und einheitliche Daten, um das Ausmaß und die Ursachen der Schäden vollständig zu erfassen. Historisch gesehen haben unterschiedliche Organisationen in Österreich seit Jahrzehnten Schaden- und Ereignisdaten gesammelt – jedoch nach verschiedenen Kriterien und oft nur für Teilbereiche. Dies erschwert eine präzise Gesamtanalyse. Genau hier setzt CESARE an, um eine zentrale und einheitliche Datensammlung zu schaffen.
© Cesare/GeoSphere
Auch eine Dashboard-Ansicht ist vorhanden.
Ein starkes Fundament: Österreichs Datenbasis
Laut Stefan Kienberger, Leiter des Projekts CESARE bei der GeoSphere Austria, verfügt Österreich bereits über eine sehr gute Daten- und Informationsbasis im Bereich Naturgefahren. Diese ist jedoch auf verschiedene Datenbanken und Institutionen verteilt. CESARE hat sich das Ziel gesetzt, diese verstreuten Datensätze zu integrieren und zu einem Gesamtbild zusammenzuführen. Nur durch die Zusammenführung aller vorhandenen Daten können Schäden und Verluste durch Naturgefahren robust und aussagekräftig analysiert werden.
Nationale und internationale Anforderungen erfüllt
CESARE orientiert sich nicht nur an nationalen Anforderungen, sondern auch an den Vorgaben der Vereinten Nationen und der Europäischen Union. Damit erfüllt die Datenbank höchste internationale Standards zur Bewältigung der Auswirkungen von Katastrophen.
Zusammenarbeit für die Katastrophenvorsorge
Das Projekt wird von der GeoSphere Austria im Auftrag der ASDR Plattform (Austrian Strategy for Disaster Risk Reduction) aufgebaut und betrieben. Andreas Schaffhauser, wissenschaftlicher Generaldirektor der GeoSphere Austria, betont die Bedeutung der Zusammenarbeit: „Durch die enge Kooperation der verschiedenen in der ASDR Plattform vertretenen Institutionen wird CESARE zu einem essenziellen Werkzeug für alle Organisationen, die sich mit Naturgefahren in Österreich beschäftigen.“
Umfangreiche Daten für eine detaillierte Analyse
Die CESARE-Datenbank deckt eine Vielzahl von Naturgefahren ab, darunter Hochwasser, Lawinen, Stürme, Hagel, Waldbrände, Massenbewegungen wie Vermurungen und Erdrutsche sowie Erdbeben. Die Datensammlung erfolgt in Zusammenarbeit mit mehreren Organisationen und Bundesländern, einschließlich des Katastrophenfonds. Ergänzt werden diese Daten durch Informationen aus Medienberichten sowie Einsatzdaten der Feuerwehren. Zudem wurden meteorologische Daten integriert, um vergangene Ereignisse besser analysieren und mögliche Lücken in der Erfassung identifizieren zu können.
Digitale Tools zur Echtzeitanalyse
Ein innovatives Software-Tool, das rund um die Uhr das Internet und soziale Medien nach bestimmten Stichworten durchsucht, liefert nahezu in Echtzeit Informationen über die Auswirkungen von Naturereignissen. Dieses Tool durchsucht unter anderem über 2.000 Webseiten von Feuerwehren und speist die Daten anschließend in die CESARE-Datenbank ein. So ist sichergestellt, dass die Informationen nicht nur aktuell sind, sondern langfristig verfügbar bleiben.
Bewertung der Schutzmaßnahmen
Laut Andreas Pichler, stellvertretender Abteilungsleiter der Wildbach- und Lawinenverbauung im Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft, ist CESARE ein entscheidender Schritt, um die Wirksamkeit und Angemessenheit von Schutzmaßnahmen in ganz Österreich fundiert beurteilen zu können. Die Datenbasis ermöglicht es, nicht nur vergangene Schäden zu analysieren, sondern auch zukünftige Maßnahmen besser zu planen.
Ein Gewinn für die Bundesländer
Die bisherigen Analysen der CESARE-Datenbank, die bereits über 140.000 Einträge zu Ereignissen umfasst, sowie die Testphase in Niederösterreich und der Steiermark haben gezeigt, dass eine nationale Datenbank deutliche Vorteile gegenüber einer isolierten Betrachtung einzelner Datensätze bietet. Die Länder Niederösterreich und Steiermark haben das Projekt von Anfang an mit Daten aus dem Katastrophenfonds unterstützt. Projektleiter Stefan Kienberger sieht in den bisherigen Ergebnissen den klaren Nutzen von CESARE: „Die jüngsten Ereignisse im September haben den Bedarf an einer soliden und einheitlichen Bewertung von Schäden deutlich unterstrichen.“ In der nächsten Phase ist es entscheidend, weitere Organisationen zu integrieren und die Bereitstellung der Daten aus allen Bundesländern sicherzustellen, um die Zusammenarbeit weiter zu intensivieren.