02. Juli 2025 | 11:45 Uhr

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Experte mit Klartext

Kachelmann tobt: DIESE Hitzetipps können tödlich enden!

In einem Interview mit der Bild-Zeitung äußert sich der bekannte Meteorologe Jörg Kachelmann kritisch über viele Ratschläge, die Behörden und Medien bei großer Sommerhitze verbreiten. 

Seiner Ansicht nach gefährden manche dieser Empfehlungen sogar das Leben – vor allem älterer Menschen. Kachelmann spricht offen, drastisch und emotional über Missverständnisse rund um das Thema Hitzeschutz.

Wenn Hitzetipps gefährlich werden

Der Meteorologe Jörg Kachelmann, geboren 1958 in Lörrach (Deutschland), ist einem breiten Publikum seit Jahrzehnten durch seine Arbeit bei der ARD sowie als Gründer des Wetterdienstes Meteomedia bekannt. Heute betreibt er das Portal kachelmannwetter.com und macht zusammen mit RTL-Wettermann Christian Häckl einen Podcast. In einem Interview mit der Bild-Zeitung (Deutschland) geht er nun scharf mit Institutionen ins Gericht, die seiner Meinung nach falsche Ratschläge bei Hitze verbreiten.

„Fenster zu bei Hitze? Das ist gefährlich“

Besonders ärgert sich Kachelmann über den weitverbreiteten Hinweis, bei Hitze die Fenster geschlossen zu halten. Dies könne gerade in kleinen Wohnungen ohne Lüftung zum Verhängnis werden. Viele ältere Menschen lebten auf engem Raum, seien nicht mobil und dadurch besonders gefährdet.

Er erinnert sich an Sommer früherer Jahrzehnte, in denen offene Fenster selbstverständlich waren – auch in überhitzten Zügen. Für ihn ist es unverständlich, dass dieses Wissen verloren gegangen ist. Seiner Einschätzung nach sei das konsequente Schließen von Fenstern ein gefährlicher Irrweg.

„Nasse Handtücher sind keine Lösung“

Auch der Ratschlag, nasse Handtücher in der Wohnung aufzuhängen, bringt Kachelmann auf. Er hält diese Empfehlung nicht nur für nutzlos, sondern für gefährlich. Die dadurch entstehende hohe Luftfeuchtigkeit könne in Verbindung mit stehender Hitze zu gesundheitlichen Problemen führen, die besonders ältere Menschen nicht überstehen. Er beschreibt drastisch, was Feuerwehrleute nach Hitzewellen in manchen Wohnungen vorfinden: komplett nasse Wände, Luftfeuchtigkeit am Maximum, keinerlei Luftbewegung.

Der beste Schutz: Frische Luft und Bewegung im Raum

Kachelmann rät stattdessen zu einem ganz einfachen Hilfsmittel: dem Ventilator. Ein Gerät, das schon für 20 Euro (Standortabhängiger Preis, ca. 22 Euro in Österreich) zu haben ist, könne in vielen Fällen Leben retten. Wichtig sei, Luftzirkulation zu ermöglichen – also Durchzug, um Feuchtigkeit und warme Luft aus dem Raum zu bekommen. Für ihn ist der weitverbreitete Glaube, „Zugluft“ sei schädlich, ein Irrtum, der sich hartnäckig hält. Er bezeichnet das als ein überliefertes Märchen, das weder mit Alltagserfahrung noch mit physikalischen Grundlagen zu tun habe.

„Diese Tipps kosten Menschenleben“

Kachelmann macht den Behörden und großen Medienhäusern schwere Vorwürfe. Dort würden immer wieder Empfehlungen gegeben, die wissenschaftlich nicht fundiert seien oder auf falschen Annahmen beruhten. Der Effekt: Menschen glauben, sie seien geschützt – und geraten damit erst recht in Gefahr. Er spricht von „passiver Sterbehilfe“ durch das Zusperren der Fenster und von „aktiver Sterbehilfe“, wenn zusätzlich noch feuchte Tücher im Raum aufgehängt würden.

„Ich will Leben retten – nicht zusehen“

Trotz seiner teils drastischen Formulierungen betont Kachelmann, dass es ihm um den Schutz von Menschen gehe. Besonders berührt sei er, wenn ihm Personen schreiben, dass sie seine Tipps umgesetzt hätten – etwa ihren Eltern einen Ventilator gekauft haben. In solchen Momenten habe er das Gefühl, als Meteorologe tatsächlich konkret helfen zu können.

Wetter ist nicht gleich Klimawandel

Ein weiteres Thema, das ihm wichtig ist: die Unterscheidung zwischen Wetterereignissen und dem langfristigen Klimawandel. Er warnt davor, jedes heiße Wochenende gleich als „Klimakatastrophe“ zu deklarieren. Das trage zur Ermüdung in der öffentlichen Diskussion bei. Dabei sei es unbestritten, dass es insgesamt wärmer werde. Als Beispiel nennt er 30 Grad Wassertemperatur im Mittelmeer – ein Wert, der noch vor wenigen Jahrzehnten kaum denkbar war.

Sorge vor Starkregen und Wassermassen

Besonders besorgt zeigt sich Kachelmann über die zunehmende Feuchtigkeit in der Atmosphäre. In den Alpen und anderen Regionen komme es zu Luftmassen, die so viel Wasser enthalten wie seit einem Jahrhundert nicht mehr. Wenn diese sich abregnen, drohen großflächige Überschwemmungen – ganze Orte könnten weggespült werden.

Waldbrände: Keine spontane Naturgewalt

Ein letztes Thema liegt Kachelmann besonders am Herzen: die Ursachen von Waldbränden. Er kritisiert, dass in Medien oft von Bränden berichtet wird, „die ausgebrochen“ seien – als handle es sich um ein Naturereignis. In Wahrheit, so Kachelmann, gebe es außerhalb von Gewittern keine natürlichen Ursachen für Waldbrände. Sie seien entweder absichtlich gelegt oder durch Fahrlässigkeit verursacht. Hinweise, wie etwa Flaschen vom Balkon zu räumen, um Brände zu verhindern, hält er für irreführend. Er verweist auf eine Aufklärungskampagne aus den USA: „Only YOU can prevent forest fires“ – also: Nur du kannst Waldbrände verhindern.

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Sonnig, im W später Schauer, 11/25°

Die neue Woche bringt im Norden, Süden und Osten des Landes sehr sonniges Wetter. Oftmals ist der Himmel sogar wolkenlos, nur im Bergland machen sich am Nachmittag einige Quellwolken bemerkbar. In Vorarlberg und Tirol startet der Tag zunächst auch überwiegend sonnig, jedoch nimmt die Bewölkung von Westen her zu und auch die Neigung zu Regenschauern steigt an. Der Wind weht oft schwach bis mäßig aus Ost bis Süd. In den Föhnstrichen und im Süden weht teils lebhafter Wind aus der selben Richtung. Die Frühtemperaturen liegen zwischen 7 und 15 Grad, die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen 19 und 29 Grad, mit den höchsten Werten bei ausgedehntem Sonnenschein im Südosten.
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