23. April 2013 | 08:28 Uhr

erdbeben_ap.jpg © AP

Nach Erdbeben

In China steigt Angst vor Seuchen

Zahl der Todesopfer auf 192 gestiegen, 11.000 Menschen verletzt.

Nach dem verheerenden Erdbeben in der südwestchinesischen Provinz Sichuan ist die Zahl der Todesopfer auf 192 gestiegen. Rund 11.000 Menschen seien verletzt worden, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Dienstag. Davon knapp 1.000 schwer. Am Montag konnten Rettungskräfte insgesamt 320 Menschen lebend aus den Trümmern bergen. Mehr als 22.000 Soldaten und paramilitärische Einheiten wurden in die Region entsandt. Das Beben der Stärke 7,0 hatte am Samstagmorgen um kurz nach 8.00 Uhr (2.00 Uhr MESZ) chinesischer Zeit die Gegend um die Stadt Ya'an erschüttert.

Nach dem verheerenden Erdbeben arbeiten sich Einsatzkräfte Stück für Stück in die abgeschnittenen Orte vor. Schlecht erreichbare Dörfer werden mit Hubschraubern aus der Luft versorgt. Mehr als 1,7 Millionen Menschen sollen von dem Beben in der Provinz Sichuan betroffen sein, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua.

Hilfe
Zwei Militärhubschrauber brachten am Montag die ersten Hilfslieferungen mit Wasser und Lebensmitteln in abgelegene Dörfer im Südwesten des Landes. Sie waren seit dem Erdbeben von der Versorgung abgeschnitten, wie Xinhua berichtet. Das Staatsfernsehen zeigte Einsatzkräfte, die sich mit Baggern und Dynamit den Weg über die Straßen langsam frei räumen.

2.200 Nachbeben
Bis Montag wurden laut Xinhua mehr als 2.200 Nachbeben in Lushan, der Gemeinde unmittelbar am Epizentrum, registriert. Vier Nachbeben erreichten eine Stärke von 5,0 oder mehr. Das Erdbeben hatte sich am Samstag kurz nach 8.00 Uhr chinesischer Zeit (2.00 Uhr MESZ) ereignet. Das Erdbebenzentrum des Landes bezifferte die Stärke mit 7,0.

Chinas Volksbefreiungsarmee hat 18.000 Soldaten und paramilitärische Einheiten nach Sichuan geschickt. Die militärische Polizei ist mit 5.800 Einheiten im Einsatz und hat nach eigenen Angaben schon mehr als hundert Menschen retten können.

Sisyphusarbeit.
Für die Helfer ist es zeitweise eine Sisyphusarbeit. Am Sonntag wurde eine zentrale Straße in das Katastrophengebiet geräumt. Sie wird von Rettern als "Lebenslinie" für die Transporte beschrieben. Autos mit Hilfsgütern konnten passierten. Aber dann machten Nachbeben den Rettungskräften wieder einen Strich durch die Rechnung. Die Straße wurde wieder verschüttet und die Bergung musste von neuem beginnen.

Gucheng gehört zu den besonders stark betroffenen Gebieten. In dem Ort mit 3.000 Einwohnern hat das Erdbeben vieles zerstört. "Wir haben 13 Menschen aus dem Schutt gezogen, zehn von ihnen waren noch am Leben", sagte ein Dorfsprecher der Agentur Xinhua. "Wir wissen noch nicht, ob noch mehr Menschen unter den Trümmern begraben sind. Aber wir suchen weiter."

Manche Gebiete sind laut Medienberichten auch mehr als zwei Tage nach dem Beben noch von der Versorgung mit Wasser und Strom sowie dem Handynetz abgeschnitten. Außerdem steigt die Furcht vor Seuchen. Mediziner der Akademie für Militärmedizin in Peking sind in Sichuan, um Vorkehrungen gegen mögliche Epidemien zu treffen.

Keine internationale Hilfe

Das Außenministerium lehnte am Montag internationale Hilfe für die Erdbebenopfer ab. "Wir brauchen derzeit keine Unterstützung aus dem Ausland", sagte eine Sprecherin vor Journalisten in Peking. Das Katastrophengebiet liege in einer Bergregion. Selbst chinesische Hilfskräfte kämen derzeit kaum zu den Opfern durch. Zusätzliche Helfer aus dem Ausland würde die Situation noch unüberschaubarer machen, meinte die Sprecherin. Außerdem sei China selbst bestens mit den nötigen Hilfsgütern ausgestattet.

Die Hilfsorganisation World Vision berichtete, dass sie nicht an der Einreise nach Sichuan gehindert wurde. "Unsere Partner haben unsere Hilfe nicht abgelehnt", sagte Meimei Leung der Nachrichtenagentur dpa. Sie war auf dem Weg in die besonders stark betroffenen Orte. Ihr Team habe unter anderem dringend benötigte Hygienepakete mit.

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