13. Juni 2013 | 17:23 Uhr
Nach Hochwasser
Endlich: Pegel in Deutschland sinken
Deiche durchgeweicht. Acht Milliarden schwerer Hilfefonds eingerichtet.
Zwei Wochen nach Beginn der Flutkatastrophe haben in Deutschland Bund und Länder einen Hilfsfonds von etwa acht Milliarden Euro beschlossen. Der Kampf gegen die Wassermassen erfordert einen langen Atem: Am Donnerstag gingen die Pegelstände auch in Norddeutschland zentimeterweise zurück. Doch die Dämme sind oft aufgeweicht wie Schwämme. Die Gefahr von Deichbrüchen ist nicht gebannt. Tausende Helfer kämpfen weiter gegen die Elbe-Flut.
Acht-Milliarden-Hilfsfonds
"Es wird einen Fonds geben zum Aufbau nach dem Hochwasser und zur Beseitigung der Schäden", sagte Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) in Berlin. Acht Milliarden Euro seien eine realistische Größenordnung. Die genaue Höhe sowie Finanzierung und Ausgestaltung seien aber noch offen. Mit den anderen, ebenfalls betroffenen Ländern wird noch verhandelt. Bisher hat der Bund Soforthilfen von rund 100 Millionen Euro zugesagt.
Elbe-Anstieg stoppte in Schleswieg-Holstein
In Lauenburg in Schleswig-Holstein stoppte der Anstieg der Elbe. Es zeichnete sich eine leichte Entspannung ab. Der Wasserstand war in der Nacht auf Donnerstag um rund sechs Zentimeter gefallen. Am Morgen wurden 9,50 Meter (normal: 4,80 Meter) gemessen, gegen Mitternacht noch 9,56 Meter. Die Lage habe sich weitgehend stabilisiert, an den Deichen seien bisher keine Risse festgestellt worden, teilte der Krisenstab mit. Ursprünglich waren hier Pegelstände von zehn Metern und mehr prognostiziert worden. Der Krisenstab hat inzwischen einen ersten groben Zeitplan für die Rückkehr der Menschen aufgestellt.
Bundeswehr musste Landstraße in Sachsen-Anhalt durchbrechen
In der Katastrophenregion im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt hatte die Bundeswehr eine Landstraße auf 50 Meter Länge durchbrochen, um das Hochwasser in den Griff zu bekommen. Das Wasser aus der überschwemmten Region bei Fischbeck soll in Richtung Havelpolder abfließen, wie der Krisenstab in Magdeburg mitteilte. Bisher hatten sich die Wassermassen dort nach einem Deichbruch an der höher gelegenen Straße gestaut. Nach Angaben des Krisenstabs sind in dem Gebiet inzwischen rund 6.400 Menschen in Sicherheit gebracht worden. In den betroffenen Orten sind jedoch immer noch Menschen, unter anderem, um ihre Tiere vor dem Hochwasser zu schützen. Sie sollen mit Booten und aus Hubschraubern versorgt werden.
Rückläufige Elbe-Pegelstände
In Hitzacker in Niedersachsen lag der Pegelstand am Donnerstag knapp unter acht Metern - am Abend zuvor waren es noch 8,07 (normal: 2,67 Meter) gewesen. Die Bundeswehr überwachte seit Tagen in den niedersächsischen Flutgebieten die Deiche. Verteidigungsminister Thomas de Maiziere bedankte sich bei den Soldaten für ihren Einsatz. Es sei der bisher größte Flut- und Katastropheneinsatz, den die Bundeswehr je hatte. Bei sinkenden Wasserständen waren die Einheiten damit beschäftigt, die Deiche mit Sandsäcken auf der Rückseite zu verstärken.
Diashow: Deutschland versinkt in den Fluten
Mecklenburg-Vorpommern: Halten die durchweichten Dämme?
Trotz weiter rückläufiger Elbe-Pegelstände wich die Anspannung in Mecklenburg-Vorpommern nicht. An immer mehr Stellen sickerte Wasser durch die vollgesogenen Deiche, wie ein Sprecher des Landkreises Ludwigslust-Parchim sagte. Sie würden mit Sandsäcken abgedichtet. Noch immer führe die Elbe mehr Wasser als bei der Rekord-Flut im Jänner 2011. Die Pegelstände unterschritten am Donnerstag in Dömitz erstmals die Sieben-Meter-Marke. Derzeit sinkt das Wasser um knapp einen Zentimeter in der Stunde. Normalerweise liegt der Wasserstand der Elbe hier um die zwei Meter. Der Katastrophenalarm werde aufrechterhalten.
Bayern: Angst vor neuen Regenschauern und Gewittern
In Bayern ebbte auch die zweite Flutwelle der Donau ab. Neue, für den Abend vom Deutschen Wetterdienst vorhergesagte Schauer und Gewitter mit starkem Regen könnten örtlich zu einem Anstieg der Wasserstände führen. Großen Einfluss auf die abfließende Hochwasserwelle der Donau hätten sie aber nicht mehr, hieß es im Hochwasserlagebericht. An diesem Freitag will sich Bundespräsident Joachim Gauck bei den vielen tausend Helfern und Einsatzkräften im niederbayerischen Deggendorf bedanken und den Hochwasser-Betroffenen Mut zusprechen.
Weiter Einschränkungen im Bahnverkehr
Der Bahnverkehr wurde weiter durch das Elbe-Hochwasser behindert. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke von Berlin über Stendal nach Hannover ist nach wie vor nicht befahrbar. Die ICE-Züge zwischen Berlin und Hannover und weiter ins Ruhrgebiet fahren deshalb über Magdeburg und Braunschweig. Von Donnerstag an hielten sie auch in diesen beiden Städten, wie die Deutsche Bahn mitteilte.