07. Jänner 2012 | 11:45 Uhr
Nach Schnee-Chaos
Arlberg-Orte wieder erreichbar
Der Westen Österreichs versinkt im Schnee - erhebliche Lawinengefahr!
Und dann war es plötzlich Winter: Tief „Andrea“ brachte uns ordentlich viel Schnee. Die seit Freitag früh von der Umwelt abgeschnittenen Arlberg-Skiorte Gargellen,, Stuben, Zürs und Lech sind seit dem späten Samstagvormittag wieder auf dem Straßenweg erreichbar. Auch auf der Tiroler Seite des Arlbergs sind die Straßen wieder passierbar. Der Urlauberschichtwechsel war in vollem Gang, meldete die Polizei.
Immer noch gesperrt ist dagegen die Arlbergbahn zwischen Ötztal und Bludenz. Umgestürzte Bäume verhindern einen normalen Betrieb. Ein Schienenersatzverkehr wurde eingerichtet.
Windböen bis zu 150 km/h, bis zu einem Meter Neuschnee, umgestürzte Bäume und massenhaft Neuschnee – Orkantief „Andrea“ wirbelte den Westen Österreichs völlig durcheinander. Mehrere Dutzend Orte waren wegen der Schneemassen nicht mehr zu erreichen.
Glück hatte ein deutscher Urlauber in Tirol. Er hat einen Lawinenabgang südlich des Kreuzjochs überlebt. Bereits Freitagnachmittag verschüttete eine massive Lawine die Silvretta-Bundesstraße zwischen Landeck und Galtür und begrub drei Autos unter den Schneemassen.
10.000 ohne Strom, Lawinen blockieren Straßen
- Auch Sport-Events waren massiv vom Wetter-Chaos betroffen: Das Finale der Vier-Schanzen-Tournee ging mit schweren Behinderungen über die Bühne, das Training für das Damen-Abfahrtsrennen in Bad Kleinkirchheim wurde verblasen.
- Die Lawinengefahr steigt stündlich. Am Feiertag galt Lawinen-Warnstufe 4. Wenn die Schneefälle anhalten, ist heute mit Stufe 5 zu rechnen. Lawinenexperte Rudi Mair warnt: „Derzeit kann Ski fahren im nicht befestigten Gelände tödlich sein.“ Gestern standen Hunderte Lifte still. Einige Skigebiete stellten ihren Betrieb ein.
- Mehrere Touristen wurden vom schlechten Wetter überrascht und mussten von der Bergrettung geborgen werden. Zwei russische Snowboarder (18 und 19 Jahre alt) verirrten sich im Zillertal, ein italienisches Ehepaar (51 und 52) musste im Ötztal gerettet werden.
- Mehr als 10.000 Haushalte waren in Nordtirol stundenlang von der Stromversorgung abgeschnitten.
- Und in den Ländern ohne Schnee sorgte der Sturm für Rettungseinsätze. Allein in Oberösterreich brachen im Inn- und Mühlviertel Sturmböen Äste ab, legten einzelne Bäume um. In 20 Stunden rückten die Feuerwehren 54 Mal aus.
Sorgt Tief „Andrea“ auch kurzfristig für Chaos, für den heimischen Tourismus ist die weiße Pracht ein Segen. Nicht nur 75.000 Russen feiern derzeit Weihnachten in Österreich, gerade die Bilder von verschneiten Skiorten sorgen auch bei vielen Österreichern für Urlaubsstimmung.
Lawine riss drei Autos mit – Insassen gerettet
Eine mächtige Lawine ging am Freitag gegen 16 Uhr über dem Ortsteil Nederle bei Kappl im Tiroler Paznauntal ab, unweit der Touristenmetropole Ischgl. Die Schneemassen donnerten auf die Silvretta-Bundesstraße, verschütteten drei Fahrzeuge – ein Taxi, einen Schneepflug und einen Pkw. Ein Anrainer hatte das dumpfe Donnergrollen der Lawine gehört, alarmierte die Einsatzkräfte.
Rasch waren die Helfer vor Ort, begannen mit den Rettungsmaßnahmen, obwohl ständig neue Lawinen abzugehen drohten. Alle Insassen konnten aus den Autos unverletzt befreit werden. Aufatmen kann auch Familie Jehle, die zwei Gehminuten vom Lawinenkegel entfernt eine Pension betreibt:. „Wir saßen gerade mit Gästen zusammen, als die Lawine runterkam.“ Etwa zur gleichen Zeit ging im Ortsteil Wirl in Galtür oberhalb eines Parkplatzes ein Schneebrett ab. Eine Kellnerin, die auf dem Weg zur Arbeit war, wurde erfasst, blieb aber unverletzt.
Erinnerungen an die Katastrophe von Galtür
Die Lawinen von Kappl und Galtür wecken Erinnerungen an die große Katastrophe von Galtür. Vor zwölf Jahren krachte in Galtür eine Lawine direkt in den Ort, niemand hatte das für möglich gehalten. 31 Menschen wurden damals getötet.
Auch bei St. Jakob am Arlberg waren zwei Autos von einer Lawine betroffen. Ein Damm konnte nur einen Teil der Schneemassen abfangen. Ein Auto wurde beschädigt. Die Insassen kamen mit einem Schock davon.
(wek)