27. Juni 2021 | 14:20 Uhr

tornado-3.jpg © TZOe Fuhrich

Nach Tornado-Katastrophe

Gefährliche Aufräumarbeiten halten Tschechien weiter in Atem

Nach dem verheerenden Tornado im Südosten Tschechiens haben die Aufräumarbeiten am Wochenende Hunderte Helfer und betroffene Bürger in Atem gehalten. 

Rund 1.200 Feuerwehrleute, 160 Soldaten und 200 Polizisten waren im Einsatz. Sie räumten Autos von den Straßen, die der Wirbelsturm umhergeschleudert hatte, beseitigten Schutt und Trümmer, stützten Wände ab und deckten notdürftig Dächer mit Plastikplanen ab.

Papst Franziskus gedachte am Sonntag beim Angelus-Gebet der Betroffenen und betete für die Todesopfer und die Verletzten. Er drücke auch all jenen Personen seine Nähe aus, die wegen den Unwettern ihre Häuser verlassen mussten, sagte der Heilige Vater.

Fünf Tote

Bei dem Unwetter am Donnerstagabend waren fünf Menschen ums Leben gekommen und rund 200 verletzt worden. Unter den Toten ist nach einem Bericht des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Tschechien auch eine schwangere Frau aus dem Nachbarland Slowakei, deren ungeborenes Kind ebenfalls starb. Verschüttete wurden am Sonntag nicht mehr unter den Trümmern vermutet.

Gefährliche Aufräumarbeiten

Aus dem ganzen Land kamen Freiwillige hinzu, um bei der Beseitigung der Schäden zu helfen. Doch beim Aufräumen lauerten neue Gefahren: Mehr als 50 Menschen mussten im Krankenhaus behandelt werden, weil sie auf Nägel traten oder von herunterfallenden Balken getroffen wurden. Der Regionspräsident von Südmähren, Jan Grolich, ging von einem gesamten Sachschaden in Höhe von vielen Dutzenden Millionen Euro aus.

Luftaufnahmen zeigten das ganze Ausmaß der Zerstörung. Nach Einschätzung der Behörden wurden in sieben Ortschaften 1.200 Häuser beschädigt oder ganz zerstört. Besonders stark betroffen waren die Dörfer Moravska Nova Ves, Hrusky und Luzice. Statiker gaben bisher 60 Gebäude wegen Einsturzgefahr für den sofortigen Abriss frei.

Nach Einschätzung des Wetterdienstes hinterließ der Tornado eine 500 Meter breite und 26 Kilometer lange Schneise der Verwüstung. "Ich habe den Krieg erlebt, aber so etwas habe ich im Leben nicht gesehen", sagte eine alte Frau der Agentur CTK.

16 Millionen Euro Soforthilfe

Das Ministerium für Regionalentwicklung kündigte an, umgerechnet 16 Millionen Euro an Soforthilfen für den Wiederaufbau zur Verfügung zu stellen. Die Prager Regierung unter Ministerpräsident Andrej Babis will zudem Gelder aus dem EU-Solidaritätsfonds beantragen, der nach großen Naturkatastrophen Hilfe leistet.

Präsident Milos Zeman sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. In einer Fernsehansprache dankte er den Helfern. In Situationen wie dieser rücke die Nation zusammen und zeige Solidarität, sagte der 76-Jährige. Die Opposition setzte ihren Wahlkampf vor der Parlamentswahl Anfang Oktober vorübergehend aus.

Sechs Millionen an privaten Spenden

Bei Hilfsorganisationen gingen innerhalb von kürzester Zeit umgerechnet knapp sechs Millionen Euro an privaten Spenden für die Unwetteropfer ein. Die Hilfsbereitschaft der Menschen rief indes auch Betrüger auf den Plan: Sie veränderten einen Spendenaufruf so, dass der QR-Code mit den Überweisungsdaten auf ein anderes Konto verwies. Die Polizei mahnte daher zur Vorsicht.

Die Region im Grenzgebiet zu Österreich ist als Weinanbaugebiet bekannt und auch bei Touristen beliebt. Viele Einwohner der betroffenen Ortschaften standen am Wochenende noch unter Schock. Polizeipsychologen betreuten die Menschen vor Ort. Er habe innerhalb von Minuten alles verloren, was mehrere Generationen über hundert Jahre aufgebaut hätten, sagte ein Mann im Sender .