04. Juni 2016 | 13:36 Uhr
Bild der Zerstörung
Klimawandel sorgt für Wetter-Chaos
Schon jetzt sind auch in Österreich die Folgen des Klimawandels deutlich zu spüren.
Reißende Bäche, Mega-Überschwemmungen, völlig zerstörte Orte, Tote. Seit Tagen ziehen ständig neue tobende Unwetter im bayerisch-oberösterreichischen Grenzraum eine Spur der Verwüstung. Sieben Tote sind die bisherige Horrorbilanz. Längst ist klar: Der Klimawandel ist schuld. Und es wird noch schlimmer werden. Die Details:
In letzten 100 Jahren stieg Temperatur um zwei Grad
- Klimaerwärmung. Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) hat sich die Temperatur im Alpenraum in den letzten 100 Jahren bereits um zwei Grad erhöht (doppelt so viel wie weltweit)! Die Folge: Die Luft ist energiegeladener; heftige lokale Regenereignisse und Gewitter sind die Folge.
Hitzealarm: 2015 brach bereits mehrere Rekorde
- Extremhitze. Wetterexperten rechnen mit immer mehr Extrem-Hitzen. Bereits 2015 war in Österreich mit einem Temperaturplus von 1,5 Prozent im langjährigen Mittel das zweitheißeste Jahr der 248-jährigen Messgeschichte. In den Bergen war es im Vorjahr sogar so warm wie noch nie. Allein Wien glühte im letzten Sommer an 18 Tagen mit Temperaturen von mindestens 35 Grad.
In Niederösterreich heuer doppelt so viele Blitze
- Blitze. Weil durch die Erderwärmung auch mehr feuchte Luft in der Atmosphäre ist, werden Unwetterereignisse immer wahrscheinlicher und können lokal immer heftiger ausfallen. Zuletzt regnete es im Mai in Österreicher stellenweise dreimal mehr als im Durchschnitt. In NÖ wurden heuer bereits 3.527 Blitze gezählt, fast doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum.
- Tornados. Mit der erhöhten Unwettergefahr steigt auch die Wahrscheinlichkeit von Stürmen. „Es kann auch immer wieder Tornados geben“, sagt Klimaforscher Mojib Latif zu ÖSTERREICH.
- Weniger Schnee. Zugleich wird immer weniger Schnee prognostiziert. 83 Prozent der alpinen Gletscherflächen sollen laut Zamg bis Ende des Jahrhunderts verschwunden sein.(mud)
Experte: "Unwetter häufiger und intensiver"
Professor Mojib Latif erforscht die Klimadynamik.
ÖSTERREICH: Herr Professor, sind wir selbst schuld an den aktuellen Unwettern?
Mojib Latif: Indirekt schon, weil durch den Klimawandel und die damit einhergehende Erderwärmung mehr Energie und Wasserdampf in der Atmosphäre ist, was wiederum zu überproportional mehr Regen führt. Wir erwarten, dass Unwetter künftig häufiger auftreten und sich auch intensivieren werden.
ÖSTERREICH: Gilt das für kleinräumige oder großräumige Unwetter?
Latif: Das hängt von der jeweiligen Wetterlage ab. Aber grundsätzlich können sich künftig alle Niederschlagsereignisse potenziell verstärken.
ÖSTERREICH: Wie schaut es mit Stürmen aus?
Latif: In Zusammenhang mit heftigen Gewittern kann es immer auch Tornados geben.
ÖSTERREICH: Warum ist die exakte Prognose von heftigen Unwettern so schwer?
Latif: Das müssen Sie sich vorstellen wie einen Kochtopf, in dem man Wasser erhitzt. Man kann dann ungefähr sagen, wann es kochen wird, Sie können aber nicht jede einzelne Luftblase vorhersagen – da gibt es Grenzen der Vorhersagbarkeit. Darum muss man frühzeitig feststellen, ob eine Wetterlage potenziell gefährlich ist.(mud)