16. Juni 2022 | 16:54 Uhr

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Jahrhundert-Trockenheit

Italien: Kein Trinkwasser mehr am Abend

 In der Lombardei und im Piemont soll in der Nacht die Trinkwasserzufuhr gestoppt werden. Das soll in 125 Gemeinden der Po-Ebene eingeführt werden.

Rom. Die extreme Hitze in weiten Teilen Europas zwingt zu harten Maßnahmen. Norditalien ist besonders betroffen. In der Lombardei und im Piemont soll in der Nacht die Trinkwasserzufuhr gestoppt werden. Das soll in 125 Gemeinden der Po-Ebene eingeführt werden.

Schon jetzt leidet die Bevölkerung: „In Dutzenden Gemeinden sind Tankwagen im Einsatz, um den Menschen Wasser zu liefern“, sagt Meuccio Berselli, Chef der Flussbehörde.

"Der Schnee in den Alpen ist im Piemont und in der Lombardei völlig geschmolzen. Gletscher und hochgelegene Quellen haben zwar dazu beigetragen, die Probleme mit der Wasserversorgung im Mai abzufedern, aber in den kommenden Jahren wird sich die Situation noch mehr verschlechtern, da die Nachfrage nach Wasser für landwirtschaftliche und industrielle Zwecke steigen wird und keine Reserven mehr vorhanden sind", hieß es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Betreibergesellschaften.

Die Flussbeobachtungsstelle wies darauf hin, dass die Wasserstände aller Seen mit Ausnahme des Gardasees weit unter dem jahreszeitlichen Durchschnitt liegen. Der Lago Maggiore befinde sich in der Nähe des historischen Tiefststandes des Jahres 1946. Die Etsch weist eine um 60 Prozent reduzierte Fließgeschwindigkeit auf. Im Kraftwerk Ostiglia nahe der lombardischen Stadt Mantua wurde einer der drei Stromgeneratoren bereits abgeschaltet, weil das Wasser für die Kühlung der Anlage nicht ausreicht.

Rationierungsmaßnahmen

Diese Situation führte zu den von den Versorgungsunternehmen vorgeschlagenen Rationierungsmaßnahmen. In den Provinzen Rovigo und Ferrara wurden Anlagen aktiviert, um Wasser aus tieferen Grundwasserschichten zu holen.

Die Landwirtschaft ist der am stärksten betroffene Sektor: Nach Angaben des Bauernverbands Cia wird ein Rückgang der Obst- und Gemüseproduktion in der Po-Ebene um 30 bis 40 Prozent erwartet, wobei die Spitzenwerte bei Getreide noch höher liegen und bei Mais und Soja bis zu 50 Prozent betragen. Der piemontesische Bauernverband Confagri hat die Ausrufung des Katastrophenzustands beantragt.

Ausbleibender Regen und nicht zuletzt defekte Wasserleitungen bescheren Norditalien erhebliche Versorgungsengpässe, klagte zuletzt auch das Umweltministerium in Rom. Die derzeitige Dürre ist die schlimmste seit 70 Jahren.