17. April 2016 | 12:57 Uhr
Santiago de Chile
Nach Unwettern: Vier Millionen ohne Trinkwasser
Flüsse nach Erdrutschen trübe - Sturm auf Wasserflaschen in Supermärkten.
Nach heftigen Unwettern und damit einhergehender starker Verschmutzung zweier Flüsse sind mehr als vier Millionen Einwohner der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile am Wochenende von der üblichen Versorgung mit Leitungswasser abgeschnitten gewesen. In den Supermärkten stürzten sich tausende Menschen auf die knappen Vorräte an Wasserflaschen.
Die Behörden ordneten Notfallmaßnahmen an, darunter die Einrichtung von Stationen zur Wasserversorgung. Das Versorgungsunternehmen Aguas Andinas teilte mit, wegen der "extremen Eintrübung" der Flüsse könne die übliche Zuleitung von Trinkwasser nicht mehr gewährleistet werden. Es wurde davon ausgegangen, dass die Unterbrechungen mindestens 24 Stunden dauern würden.
Die noch immer anhaltenden Unwetter hatten mehrere Erdrutsche ausgelöst. Die Flüsse Maipo und Mapocho wurden dadurch so stark verschmutzt, dass das Wasser nicht mehr für die Trinkwasserversorgung genutzt werden konnte. "Wir haben nun mehr als vier Millionen Betroffene", sagte der Gouverneur von Santiago, Claudio Orrego.
Notfallplan in Kraft
In der chilenischen Hauptstadt trat ein Notfallplan in Kraft. 45 Sicherheitsreservoirs mit Trinkwasser wurden angezapft, zudem wurden 60 Tanklaster in Bewegung gesetzt, um die Bevölkerung in den betroffenen Stadtteilen mit sauberem Wasser zu versorgen. Ferner sorgten die Behörden dafür, dass über das gesamte Stadtgebiet verteilt 64 Ausgabestellen mit Trinkwasser eingerichtet wurden.
"Sie haben uns erst im letzten Moment vorgewarnt", sagte Patricia Varas, eine Einwohnerin von Santiago. "Niemand war vorbereitet", stimmte Marcela Briceno ein. "Also wurden die Supermärkte gestürmt." Vielerorts waren die Vorräte nach kürzester Zeit erschöpft. Die Behörden lösten die höchste Alarmstufe aus, um bei Notfällen umgehend eingreifen zu können.
Aus der Hauptstadtregion wurden keine Unwetteropfer bekannt. In der Region von O'Higgins, 90 Kilometer südlich, wurden rund hundert Gebäude beschädigt, als der Fluss Tinguiririca über die Ufer trat. Ein Mensch wurde als vermisst gemeldet.