19. Juli 2018 | 12:23 Uhr
Urlaubsparadies in Angst
Mega-Katastrophe auf Bali prophezeit
Ein Vulkanologe schildert die unfassbaren Folgen eines Ausbruchs des Agung.
2015 erwachte der Schichtvulkan Agung plötzlich wieder zum Leben, die Alarmstufe vier wurde ausgerufen. Zwei Jahre später wurden erneut erhöhte Aktivitäten festgestellt, und diesmal wurde sogar die höchste Alarmstufe ausgerufen.
Offenbar stehe es noch viel schlimmer um Bali, seinen Vulkan und die Auswirkungen eines vermeintlich bevorstehenden Ausbruchs. Das erklärte der einheimische Vulkanologe Wayan (Name von der Redaktion geändert) im Gespräch mit "TRAVELBOOK".
Magmakammern unter dem Agung?
Dem balinesischen Wissenschaftler ist es wichtig, Einheimische wie Touristen vor den drohenden Gefahren zu warnen. Er bezeichnet den Agung als sogenannten Supervulkan, der wegen seiner riesigen Magmakammern beim Ausbruch Einbruchskessel hinterlasse und infolge die Erdoberfläche regelrecht aufgerissen werde.
© APA/AFP/SONNY TUMBELAKA
Parallelen zu Mount St. Helens
Das Gestein ist so brüchig, dass schon sichtbare Risse entstanden seien. Aufnahmen belegen, dass auch seitlich des Feuerberges bereits Lava austreten konnte. Der Vulkanologe äußert die Befürchtung, dass die große Explosion zu einem Kollaps des Vulkans führen könne. „Das könnte vergleichbare Ausmaße annehmen wie 1980 beim Vulkan St. Helens in den USA“, gibt der Wissenschaftler zu bedenken. Der damalige Ausbruch des Vulkans im Süden des US-Bundesstaats Washington galt als einer der stärksten Ausbrüche des 20. Jahrhunderts mit einem VEI der Stufe fünf.
Weitere Gefahr durch Tsunami
Der Vulkanologe prophezeit allerdings noch katastrophalere Auswirkungen: „Der schlimmste Effekt von allen wird sein, dass es eine Fusionsreaktion ähnlich einer Explosion einer Atombombe geben wird – zehn bis 20 Mal stärker als die in Hiroshima. Daraus würde außerdem ein Erdbeben resultieren, bei dem die Platten bewegt würden, die nur zehn Kilometer vom Agung entfernt liegen.“ In der Folge käme es etwa zwei Stunden nach der Eruption zu einem Tsunami.
© APA/AFP/SONNY TUMBELAKA
Weltweite Folgen sind zu befürchten
Bei einer derartigen Explosion, wie Wayan sie für den Agung vorhersagt, würden mehrere Tausend Kubikkilometer Gesteinsmaterial und Asche in die Atmosphäre geschossen werden. Durch einen solchen Feuerregen würde sich der Himmel verdunkeln, das globale Klima würde sich durch Wolken aus Asche und Säure um zehn Grad abkühlen. Die Landschaft im Umkreis von 500 Kilometern um den Vulkan wäre mit einer dicken Ascheschicht bedeckt. Vor 74.000 Jahren soll der Ausbruch des Supervulkans Toba auf der indonesischen Insel Sumatra genau zu diesem Horrorszenario geführt haben – die Erde habe jahrelang in Dunkelheit gelegen.
Keine Beweise für Supervulkan?
Aber ist die Situation auf Bali tatsächlich derart drastisch? "TRAVELBOOK" konfrontierte Dr. Thomas R. Walter, Leiter einer Vulkan- und Tektonik-Forschungsgruppe, die zum Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam (GFZ) gehört, mit den Erkenntnissen seines balinesischen Kollegen. Walter nahm zu den Ausführungen des balinesischen Wissenschaftlers nicht konkret Stellung, bezweifelte aber, dass es sich beim Agung tatsächlich um einen Supervulkan handele. Walter: „Dafür gibt es keinerlei Hinweise. Auch die Historie des Agung deutet nicht darauf hin.“
Mögliche Verschleierung durch indonesische Regierung
Wayan behauptet, dass Werte, die er und sein Team erhoben hätten, erst verfälscht und dann veröffentlicht worden seien. Durch diese Manipulation werden Einheimische und Touristen in Sicherheit gewogen, und Panik dadurch vermieden.
Vulkanologe klärt Bewohner auf
Der Wissenschaftler und sein Team sind bemüht, Bewohner und Reisende auf Bali zu warnen, und für rechtzeitige Evakuierungen zu sorgen. Sie verteilen Atemmasken und helfen den Menschen bei der Flucht. Die einzig richtige Lösung laut Wayans sei es jedoch, die Insel ganz zu verlassen. An Touristen und solche, die eine Reise nach Bali planen, spricht das „Auswärtige Amt“ auf seiner Homepage folgende Empfehlung aus: „Der Vulkan Agung auf der Insel Bali, für den seit dem 10. Februar 2018 die Gefährdungsstufe 3 und eine Sperrzone von vier Kilometern um den Krater des Vulkans unverändert fort gilt, hat am 28. Juni 2018 eine Aschewolke sowie am 2. Juli 2018 neben einer mehrere Kilometer hohen Aschewolke in mehreren Eruptionen auch Lavaströme ausgestoßen.“ […] Für Reisende ist zu beachten, sich von der Sperrzone fernzuhalten, die Entwicklung in den lokalen Medien zu verfolgen, engen Kontakt mit ihrem Reiseveranstalter beziehungsweise ihrer Fluggesellschaft zu halten sowie den Anweisungen lokaler Behörden unbedingt Folge zu leisten.“